Druck aus Brüssel: Schweizer Unis müssen Gebühren für EU-Studenten senken
Im Zuge des neuen EU-Vertragspakets muss die Schweiz Zugeständnisse machen und die Studiengebühren für EU-Studenten an Schweizer Universitäten nach unten anpassen. Dies schreibt die Sonntagszeitung.
Momentan verlangen gewisse Schweizer Universitäten höhere Gebühren von nicht schweizerischen Studentinnen und Studenten – also auch von solchen, die aus EU-Ländern kommen. Nun soll diese «Diskriminierung» aufhören. Laut der Sonntagszeitung würden Tausende von diesem Schritt profitieren: Jede fünfte Person, die an einer Schweizer Universität studiert, ist aus einem EU-Land in die Schweiz gezogen.
Zahlen des Bundes zeigen, dass die hiesigen Hochschulen dadurch insgesamt knapp 41 Millionen Franken weniger Einnahmen hätten. «Viele Hochschulen werden mit erheblichen finanziellen und strukturellen Herausforderungen konfrontiert sein», schreibt Swissuniversities, die Konferenz der Rektoren der Schweizer Hochschulen, in einer Stellungnahme.
Besonders betroffen seien die Universitäten Lugano und St.Gallen – sie müssen mit 7,7 respektive 7,6 Millionen Franken Einbussen pro Jahr rechnen. An der Uni Lugano sind mehr als die Hälfte der Studentinnen und Studenten EU-Bürger.
Hilfe vom Bund und höhere Gebühren für alle
Der Bund hat sich bereit erklärt, betroffene Universitäten für den Einkommensausfall zu entschädigen. Aber: nur für die ersten vier Jahre; kantonale Hochschulen bekommen die Hälfte. Die beiden Eidgenössischen Hochschulen in Zürich und Lausanne würden für den gesamten Ausfall entschädigt.
Aus den Reihen der Unis ist die Euphorie über die föderale Unterstützung verhalten. Eine Sprecherin der HSG sagte so gegenüber der Sonntagszeitung, dass das Angebot des Bundes ungenügend sei und man erwarte, dass der Bund die gesamten Kosten übernehme.
Die Universitäten halten sich derweil alle Möglichkeiten offen, wie man mit der veränderten Situation umgehen soll. Ob die Ausfälle mit einer allgemeinen Erhöhung der Studiengebühren kompensiert würden, will noch niemand sagen. Dies sei aber «eine der Möglichkeiten», teilte etwa die Universität der italienischsprachigen Schweiz (USI) mit.
Run auf die Schweizer Universitäten befürchtet
Experten von Ecoplan, die für den Bund die möglichen Folgen der neuen Regelungen untersuchten, schreiben, es könne «mit dem Wegfall höherer Gebühren ein zusätzlicher Anreiz für EU/Efta-Studierende entstehen und zu einer gewissen Zunahme der Studiennachfrage aus dem Ausland führen».
Doch das Risiko, dass die Schweiz nun von Studentinnen und Studenten aus der EU überrannt werde, sei vertraglich im EU-Paket minimiert, schreibt die Sonntagszeitung. Die Schweiz dürfe weiterhin Zulassungsbegrenzungen (wie etwa den Numerus Clausus bei der Medizin) vorsehen; auch Quoten können beibehalten und sogar eingeführt werden.
Schliesslich sind auch nicht alle Schweizer Hochschulen betroffen. Pädagogische Hochschulen sowie mehrheitlich privat finanzierte Universitäten sind ganz ausgenommen von der neuen Regelung. Und gewissen Universitäten wie Basel, Bern oder Genf verlangen bereits heute keine höheren Studiengebühren für EU-Bürger.
(cpf)
