Warum malt eigentlich JEDE Bachelorette so ein saublödes Herz in den Sand?!!
Warum malt sie keine Maisähre? Viola Amherds Kampfjets, Karl Marx' Bart, den Urknall, Verlustängste?
Dieses Sandherz ist die tristeste Art, uns zu sagen, dass es wieder einmal so weit ist. Dass es zum siebten Mal exakt so laufen wird wie die sechs Male davor. Dass es keine Überraschungen geben wird im «Bachelorette»-Universum, wo man gemeinhin denkt, je mehr Glanz desto edler der Anzug. Wo so viel von Stil geredet wird und so wenig Stil zu sehen ist.
Da ist dieser beige-gelbliche Zuhälter-Mantel mit dunkelbraunem Falschpelzkragen, da sind diese weissen, elend langen, spitz zulaufenden Falschleder-Schuhe, die auf der Ristpartie drei vorgefertigte Rümpfe haben, als würden sie sich unaufhörlich über ihr eigenes Erscheinungsbild wundern. Als letztes verspieltes Detail prangt auf jenen skandalösen Latschen eine silberne Schnalle, die an einen fiesen kleinen Dolch erinnert, mit dem man so gern die ganzen Kandidaten-Kluften zerschlitzen würde, die uns montäglich die Retina verbrennen, und zwar mit Millionen winziger herzhafter Stiche, bis da mehr Löcher sind als Stoff, mehr Nichts und weniger karzinogene Polysterzirkus-Trachten made in China.
Und so würde man das sich darin festgesetzte Parfum auch schon bald nicht mehr riechen, das mit seinem überzuckert penetranten Pfingstrosen-Patschuli-Vanille-Bouquet auf höchst verzweifelte Weise versucht, sich über die unheilvolle Vermengung von Billigkunstfasern und Schweiss zu legen.
«Adieu, Duftschleier der Hölle!» riefe man dann und könnte endlich aufatmen. Stattdessen wird man von Bastians Stimme – einer Kundendienstleiter-Stimme aus dem Automobilbereich – sofort wieder in die bittere TV-Realität zurückgeholt. Und dort steht Bastian vor dem Spiegel, greift zu seinem Flakon mit der Eleganz eines Hydranten und sprüht seinen Hals mit der bräunlichen Tinktur ein, von der er sich «Selbstbewusstsein und Einzigartigkeit» verspricht.
Denn so eine Wirkung habe sein Duft, sagt Bastian jetzt, an dem übrigens auch der ganze eben beschriebene Rest hängt, als er der Bachelorette entgegentritt.
Und was mag Dina? Beige! Sie liebt es sogar noch mehr, wenn es ihr in Form jenes neureichen Oligarchenumhangs um die frierenden Schultern gelegt wird. Denn sowas machen Gentlemen eben. Gut gemacht, Bastian. Auch eine Art, seinen Fummel loszuwerden.
Andrin scheinen solche Moves noch nicht so bekannt zu sein, deshalb blättert er vor seinem Auftritt erst einmal in seinem Buch «Verführe mit Persönlichkeit: Das Vier-Schritte-System zum Erfolg bei Frauen».
Das Gute daran ist: Er kann lesen. Das Schlechte: Rechnen kann er nicht so gut. Aber was solls, er kennt Erfolgsformeln:
Vielleicht reichen ihm 70 Prozent auch einfach. Schliesslich ist er erst 19 Jahre alt. Und da darf man seine Persönlichkeit auch noch in Ratgeberliteratur suchen.
Beim Thema Frauen sei er aber schon «recht wiit obe». Was er damit wohl meint? Stöbert er auf dem Dachstock nach noch mehr Ratgeberliteratur zum schönen Geschlecht?
In seiner Vergangenheit (also gestern), sei er jedenfalls schon ein bisschen Bad Boy gewesen, deshalb sei sein Selbstvertrauen auch so hoch.
Ok.
Abenteuerliche kausale Zusammenhänge, die der Junge da macht. Eventuell doch besser noch ein bisschen mehr Ratgeberliteratur konsultieren.
Am Ende aber braucht Andrin das alles nicht, denn er gefällt der Bachelorette. Zumindest Teile von ihm.
Dann kam Hans. Und alle lachten. Zuerst über Hansens Namen, dann über sein Gedicht, das keines war und in dessen poetischen Untiefen er sich verlor ...
Natürlich aber eilte die liebe Dina ihrem Verehrer sofort zur Hilfe:
So kann das gehen. Die eine sucht Liebe, der andere Worte. Und die dritten sind «ersch im Doppelpack funktionsfähig».
Ab wie viel Meter Abstand zueinander die beiden wohl nicht mehr funktionieren?
Wir werden es herausfinden. Noch bevor sich das Kretische Meer Dinas Sandherz holt, es mit seinem schäumenden Wasser füllt und schliesslich ganz auswäscht, als wäre es nie dagewesen. Alles, was an diesem Strand noch passieren wird, wird einmal niemand mehr wissen, weil niemand mehr da sein wird, um sich daran zu erinnern.
Oder es zu googeln.
Nichts währt ewig.
Auch Muskeln nicht.
Het er das so gseit?
die isch Killer?
Die Formle isch Killer !
Isch Killer !
Phoaah.
Müssen all die Fitnesstrainer die Primarschule abgeschlossen haben? Oder nur den Turnunterricht?
Der Text ist übrigens Weltklasse.