Schon auf der 48. Etappe vom Wallis nach Gstaad war meiner Frau (die mich bis am Montag begleitet) und mir am Freitag auf dem Col du Pillon klar: Hierhin kommen wir am Ruhetag am Samstag zurück. Denn von der Passhöhe geht's mit zwei Gondeln nochmals 1500 Höhenmeter hinauf zum Scex Rouge (auch Sex Rouge). Dort oben – man sieht sie von hier unten schon – verbindet eine 107 Meter lange Hängebrücke einen Vor- und den Hauptgipfel des Berges.
Das Velo bleibt am Samstag also stehen. Wir setzen auf andere Transportmittel. Dank Gstaad Tourismus können wir erst mit der Gondel auf die Wispile und dann beim Glacier 3000 eben auf den Scex Rouge. 3000 Höhenmeter sind dies insgesamt.
Auf einer normalen Velo-Etappe wäre nach so einer Höhendifferenz das Ende nah. Hier beginnt es aber erst. Denn die einzige Hängebrücke der Welt, welche zwei Berggipfel verbindet, ist von oben genauso spektakulär wie von unten. Bisschen schwindelfrei sollte man aber schon sein.
Danach gibt es die wilde Fahrt auf der höchsten Rodelbahn des Planeten und die Wanderung über den Tsanfleuron-Gletscher hinüber auf Walliser Gebiet. Der Quille du Diable (Teufelskegel) lockt mit seiner auffälligen Form.
Am Fuss dieses Felsen, der wie ein Turm vom restlichen Massiv hochsteht, thront das Refuge l'Espace – eine spektakuläre Bergbeiz mit Blick auf Matterhorn, Mont Blanc und Co.:
Wir geniessen das Mittagessen und die Aussicht, wandern über den Gletscher zurück und bis zur Mittelstation der Gondelbahn. Unten auf dem Col du Pillon steht das Postauto schon bereit. Doch der Chauffeur winkt ab: «Da läuft nichts mehr. Ich kann nicht fahren.» Eine Panne. Planmässig müssten wir eine Stunde warten.
Wir lassen uns von unserem watson-Blogger Thomas Schlittler inspirieren und versuchen – nicht wie er um die ganze Welt, aber immerhin bis ins Tal – per Autostopp zurück nach Saanen zu gelangen. Die Erfolgsquote haut uns dabei um: Auf dem Pass hält der erste Wagen an und bringt uns bis Gstaad, unten im Dorf nimmt uns das fünfte Auto bis nach Saanen mit. Heute Sonntag geht es wieder auf dem Velo weiter. Das werden zwar keine 3000 Höhenmeter, aber sicherlich anstrengender.