Schweiz
Wahlen 2023

Das war die (vermutlich) teuerste Ständeratskampagne der Schweiz

Das war die (vermutlich) teuerste Ständeratskampagne der Schweiz

Die 46 Mitglieder des Ständerats mussten diese Woche ihr Schlussbudget für den Wahlkampf einreichen. Am meisten Geld ausgegeben hat wohl GLP-Frau Tiana Moser aus Zürich. Doch Fragezeichen bleiben: Wer die Wahl verpasst hat, dessen Budget bleibt geheim.
07.01.2024, 05:05
Christoph Bernet und Ruben Schönenberger / ch media
Mehr «Schweiz»
Die Zürcher GLP-Ständerätin Tiana Moser nach ihrer Wahl am 19. November 2023.
Die Zürcher GLP-Ständerätin Tiana Moser nach ihrer Wahl am 19. November 2023.Bild: Keystone

Für die eidgenössischen Wahlen 2023 kamen erstmals Transparenzvorschriften zur Politikfinanzierung zur Anwendung. Diese Woche ist eine allerletzte Frist dafür abgelaufen: Bis spätestens am 4. Januar mussten gewählte Ständerätinnen und Ständeräte die Schlussrechnung ihrer Wahlkampagnen einreichen – sofern sie dafür insgesamt mehr als 50'000 Franken aufgewendet haben. Gesetzlich nicht zur Offenlegung verpflichtet sind Kandidierende, welche die Wahl in den Ständerat verpasst haben, egal wie hoch ihr Budget war.

Spätestens in 15 Tagen muss die zuständige Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) alle eingereichten Daten formell überprüft und publiziert haben. Noch fehlen die Angaben einiger Ständeratsmitglieder.

Doch die Schlussbudgets aus den bevölkerungsreichsten Kantonen und jenen mit einem besonders kompetitiven Ständeratsrennen sind bereits geprüft und aufgeschaltet worden. Es dürfte sich dabei um die teuersten Kampagnen handeln: In Kantonen mit vielen Wahlberechtigten sind die Kosten für Zeitungsinserate und Plakatwerbung höher. Und in kompetitiven Ständeratsrennen treibt der offene Ausgang die Ausgaben nach oben.

CH Media hat die bereits auf der EFK-Website aufgeschalteten Daten ausgewertet und den gewählten Ständerätinnen und Ständeräten zugeordnet (siehe Tabelle). Zu den errechneten Summen gehören die Budgets der Kampagnen der Kandidierenden selber. Hinzu kommen Kampagnen von Wahlallianzen aus zwei Kandidierenden. Die Einnahmen dieser Kampagnen wurden gleichmässig beiden Kandidierenden angerechnet.

Vereinzelt führten auch andere Akteure eigene Kampagnen. So hat etwa die Umweltallianz (WWF, VCS, Pro Natura, Greenpeace) eine eigene Kampagne in der Höhe von 53'441 Franken zugunsten von GLP-Ständerätin Tiana Moser geführt. Eine Kampagne von Gastrosuisse in der Höhe von 111'457 Franken zugunsten von 47 Kandidierenden wurde wegen der unklaren Zuordnung zu einzelnen Kandidierenden nicht mit einbezogen.

Ständeratswahlkampf 2023: Offengelegte Einnahmen

Ständeratswahlkampf 2023: Offengelegte Einnahmen
Rot hinterlegt: nicht gewählt
Einnahmen, die einer Gruppe von Kandidierenden zugeschrieben werden, sind gleichmässig auf die einzelnen Kandidierenden aufgeteilt. Die von GastroSuisse an insgesamt 47 Kandidierende ausgerichteten Beiträge (NR und SR) wurden ausgeschlossen.
Quelle: Eidgenössische Finanzkontrolle Tabelle: Ruben Schönenberger

Obenauf schwingt mit 469'984 Franken die im zweiten Wahlgang gegen SVP-Kandidat Gregor Rutz siegreiche neue Zürcher GLP-Ständerätin Tiana Moser. Auf Rang zwei folgt mit 341'245 Franken FDP-Präsident Thierry Burkart, der im Aargau bereits im ersten Wahlgang bestätigt wurde. Gegenüber der «Aargauer Zeitung» sagte Burkart im November, er habe davon nur 180'000 Franken effektiv ausgegeben. Aus dem Rest bilde er eine Rückstellung für allfällige spätere Wahlen und zugunsten politischer Projekte.

Moser: «Starke Mobilisierung vor zweitem Wahlgang»

In der Top Ten figurieren Kandierende von SP, Mitte, FDP und SVP aus bevölkerungsreichen Kantonen oder in kompetitiven Rennen. Auffällig ist das hohe Wahlkampfbudgets des praktisch konkurrenzlos wiederangetretenen Bündner FDP-Manns Martin Schmid.

Auf Anfrage sagt Tiana Moser: «Ich habe nach der Klärung der Ausgangslage für den zweiten Wahlgang eine starke Mobilisierung gespürt, die sich auch in vielen Spenden niedergeschlagen hat.» Ob Mosers Kampagne tatsächlich die teuerste der Schweiz war, ist offen: Der mit seiner Kampagne ebenfalls sehr präsente, aber unterlegene SVP-Ständeratskandidat Gregor Rutz liess eine Anfrage, sein Budget freiwillig offenzulegen, unbeantwortet. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Frauenrekord im Ständerat
1 / 13
Frauenrekord im Ständerat
Marina Carobbio Guscetti (SP) freut sich über ihre knappe Wahl in den Ständerat beim 2. Wahlgang im Tessin.
quelle: keystone/ti-press / samuel golay
Auf Facebook teilenAuf X teilen
SRF-Arena: Tiana Angelina Moser
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
50 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Berner in Zürich
07.01.2024 08:19registriert August 2016
Die Kosten eines Wahlkampfes sind mir eigentlich egal. Mich interessiert vorallem, von wo kommt das Geld, welche Interessengemeinschaft/Lobby/Unternehmen hat wem, wie viel Geld gespendet. Das ist für mich Transparenz. Sonst ist das "Pipifax" und nichts sagend.
924
Melden
Zum Kommentar
avatar
Chuchichäschtli
07.01.2024 07:21registriert März 2022
Es ist zu beachten dass KandidatInnen die zu einem zweiten Wahlgang antreten mussten faktisch auch zwei Kampagnen führen mussten.
Dies relativiert das ganze ein bisschen.
639
Melden
Zum Kommentar
avatar
Guguseli 4.
07.01.2024 06:38registriert November 2020
Rutz hat (vermutlich) deutlich mehr ausgegeben.
5218
Melden
Zum Kommentar
50
Wegen «Handgemenge»: Strafbefehl gegen Priester des Bistums Chur

Ein im Bistum Chur angestellter Priester ist per Strafbefehl für eine Rangelei mit dem Mitglied eines kirchlichen Rates verurteilt worden.

Zur Story