Gemäss MeteoSchweiz beruhigt sich das Wetter ab heute Nacht in der gesamten Schweiz. Die letzten zwei Tage gab es starke Gewitter und heftige Niederschläge. Trockene und kühle Luft, die bereits über die Alpen geschwappt ist, verdrängt nun immer mehr die feuchtwarme Luft, die für die Regenfälle gesorgt hatte.
Heute im Blog: Nach dem #Luftmassenwechsel bewirkt ein Hochdruckkeil eine #Wetterberuhigung. https://t.co/5nZc3w98VK pic.twitter.com/nGV2MdoaSc
— MeteoSchweiz (@meteoschweiz) August 13, 2019
Nach einem Steinschlag am Montagabend konnte die Kantonsstrasse im Mattertal am Dienstagmorgen um 11 Uhr wieder geöffnet werden. Die Bahnlinie blieb vorerst unterbrochen. Verletzt wurde beim Ereignis niemand.
Wie die Matterhorn-Gotthard-Bahn (MGB) auf ihrer Webseite mitteilte, konnte die Strasse zwischen Herbriggen und Randa ab 11 Uhr wieder befahren werden. Zwischen St. Niklaus und Täsch verkehrten vorerst noch Ersatzbusse. Zuvor war Zermatt weder auf der Strasse noch der Schiene erreichbar gewesen.
Wie MGB-Mediensprecher Jan Bärwalde gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte, ist die Wiederaufnahme des Bahnbetriebs für den Dienstagnachmittag vorgesehen. Eine Gleisseite war durch den Steinschlag auf einer Länge von 20 bis 30 Metern beschädigt worden. In Mitleidenschaft gezogen worden war auch die Fahrleitung auf einer Länge von rund 100 Metern.
Nach dem Unwetter in Chamoson VS ist die Suche nach den zwei Vermissten am Dienstagmorgen wieder aufgenommen worden. Von den Opfern fehlt weiterhin jede Spur. Die Polizei bittet nun um Hinweise aus der Bevölkerung.
#lavetorrentiellechamoson - Die Suche nach den beiden vermissten Personen wurde heute Abend um 20:30 Uhr unterbrochen und wird morgen um 07:00 Uhr wieder aufgenommen. Während der Nacht wird das betroffene Gebiet überwacht. Kapo VS.
— Polizei Wallis (@PolizeiWallis) August 12, 2019
Die Einsatzkräfte seien dankbar für jeden Hinweis, der beim Auffinden der Vermissten helfen könnte, sagte ein Sprecher der Kantonspolizei Wallis. Die Suche nach der 6-jährigen französischen Touristin und dem 37-jährigen Genfer hatte am Sonntagabend begonnen und waren in der Nacht auf Dienstag unterbrochen worden.
Die Beiden wurden am Sonntagabend in einem Auto von einer Flutwelle mitgerissen, als der Fluss Losentze beim Weiler Le Châtelard nach einem heftigen Gewitter in Bergen über die Ufer trat. Seither werden sie vermisst. Die Chancen, die beiden Opfer, seien «gleich Null», sagte Rettungschef Benoît Dorsaz am Montagnachmittag.
Die Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung eingeleitet, um die genauen Umstände des Unglücks abzuklären.
Zum Zeitpunkt des Vorfalls befanden sich zwei weitere Personen in der Nähe des Flussufers, darunter die Mutter des Mädchens und deren Freundin mit Wohnsitz im Wallis. Sie entkamen der Tragödie.
Der wild gewordene Fluss schwemmte ein weiteres, allerdings leeres Fahrzeug weg. Im Verlauf der Nacht wurde dieses in der Nähe eines Schiessstandes ausserhalb Chamoson, etwas mehr als einen Kilometer vom Unglücksort entfernt, gefunden.
Am Dienstagabend meldete die Polizei, dass offenbar ein drittes Auto mitgerissen wurde und bat Zeugen, sich zu melden. Ob es im dritten Menschen hatte, teilte die Polizei am Abend nicht mit. Sie suchte Zeugen.
Bereits vor rund einem Jahr hatte sich eine Schlammlawine auf Chamoson hinunter gewälzt. Auslöser war allerdings ein anderer Bach. Verletzt wurde damals niemand, aber es gab erhebliche Sachschäden. Der betroffene Bach ist inzwischen für fünf Millionen Franken gesichert worden. Er trat am Sonntag nicht über die Ufer.
«In Chamoson müssen wir mit diesen Naturgefahren leben», sagte der Gemeindepräsident, Claude Crittin. Es seien wohl weitere Investitionen nötig, um das Gebiet zu sichern. Die Strassen von Chamoson zu den Weilern Le Châtelard, Némiaz und Grugnay sowie zum Ferienort Ovronnaz bleiben für den Verkehr gesperrt.
In den letzten 36 Stunden gab es insbesondere im Süden viel Niederschlag, stellenweise konnten weit über 100 Liter Regen pro Quadratmeter registriert werden. Im Norden fiel im Bündnerland am meisten Niederschlag, so gab es recht verbreitet über 50 Liter pro Quadratmeter.
Wie MeteoNews in einer Mitteilung schreibt, gab es seit Sonntagabend insbesondere im Süden viel Niederschlag, teilweise konnten weit über 100 Liter Regen pro Quadratmeter registriert werden. Spitzenreiter sind:
Allerdings waren die lokalen Unterschiede sehr gross, in Stabio im Mendrisiotto fiel gleichzeitig lediglich 0,5 Liter Regen. Im Norden konnte im Bündnerland am meisten Niederschlag verzeichnet werden, so gab es recht verbreitet über 50 Liter pro Quadratmeter. Das viele Wasser machte örtlich auch Probleme, so gab es lokal Erdrutsche, Steinschläge und hochgehende Bäche.
Heute nur noch lokal kurz Regen. Dazu Gemisch aus Sonne und vielen Wolken 🌥️: am häufigsten sonnig im #Wallis und #Tessin 🌤️, am seltensten am zentralen und östlichen Alpennordhang ☁️. Im Norden 20, im Süden 27 Grad. ^jz pic.twitter.com/SNKH69BmOc
— SRF Meteo (@srfmeteo) August 13, 2019
In den kommenden Tagen wird nun nur noch relativ wenig Regen erwartet, die Lage entspannt sich so rasch wieder. Laut SRF Meteo soll es im Norden 20, im Süden 27 Grad warm werden.
Andere Regionen im Kanton Wallis waren ebenfalls vom Unwetter betroffen. Die Einsatzzentrale der Kantonspolizei Wallis erhielt am Sonntagabend über tausend Anrufe. Personen wurden nicht verletzt.
Jedoch kamen Tiere durch den Sturm zu Schaden. Ein Blitz traf eine Lärche auf einer Alp bei Ayent, unter welcher sich zahlreiche Rinder befanden. 15 von ihnen verendeten.
Verschiedene Verkehrswege mussten nach Erdrutschen gesperrt werden. Dies galt für die Strassen zwischen Chalais und Vercorin, zwischen Vex und Euseigne, Sanetsch und Sitten sowie Fully und Chiboz im Unterwallis.
Im Oberwallis unterbrachen Felsstürze die Strasse zwischen Feschel und Erschmatt sowie zwischen Ulrichen und dem Nufenenpass. Die beiden Verbindungen bleiben für einige Tage gesperrt.
Im Mittelwallis entstanden durch umgestürzte Bäume, überschwemmte Keller und abgedeckte Dächer erhebliche materielle Schäden. In Sitten standen zahlreiche Keller und Unterführungen unter Wasser. Erst vor rund einem Jahr hatte ein Unwetter in der Kantonshauptstadt Sitten Schäden in der Höhe von 15 Millionen Franken verursacht.
Im Kanton Graubünden wüteten ebenfalls Unwetter. Wie Roman Rüegg, Sprecher der Kantonspolizei Graubünden, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte, mussten mehrere Passstrassen wegen Erdrutschen gesperrt werden.
Während der Verkehr über den Splügenpass bereits am Montagmorgen wieder freigegeben werden konnte, wurde der Malojapass am Nachmittag wieder geöffnet. Der Lukmanierpass blieb von der Tessiner Seite her bis auf Weiteres gesperrt. Zudem wurde das Averstal durch einen Erdrutsch von der Aussenwelt abgeschnitten: Die Hauptstrasse musste zwischen Innerferrera und Cresta in beiden Richtungen gesperrt werden.
Der Fall erinnert an ein schweres Unwetter vom Oktober 2013 in der Toskana: Ein Mann aus dem Kanton Bern und sein sechsjähriger Sohn wurden im Auto von einer Flutwelle mitgerissen, als das Auto auf einer Brücke stand. Die Mutter überlebte, weil sie Sekunden zuvor aus dem Wagen gestiegen war. Sie musste das Unglück mitansehen. Die Feuerwehr fand wenige Tage später die Leiche des Buben in einem Bachbett. Und Taucher bargen den Vater tot aus einem Kanal.
Im Jahr 2016 wurde ein 67-jähriger Mann im Kanton Schwyz in einem Unwetter von den Wassermassen der Muota aus seinem Auto gespült. Auf Verlangen der Familie wurde er rund drei Monate später gerichtlich für tot erklärt. (ohe/jaw/sda)