Viel Schnee, viel Sonne, gute Pistenbedingungen: Die Skiorte in der Schweiz freuen sich über eine bislang gelungene Wintersaison. Bereits über die Festtage waren die Besucherzahlen erfreulich. Das prächtige Wetter während des wichtigen Skiferienmonats Februar lockte erneut unzählige Ski- und Snowboarder in die Berge.
Was Bergbahnen, Hoteliers und Restaurantbetrieber freut, bedeutet für andere mehr Arbeit. Die Schweizerische Rettungsflugwacht Rega musste bis Ende Februar in der Kategorie «Wintersportunfall» so viele Einsätze fliegen wie noch nie in den vergangenen fünf Jahren. Das zeigen aktuelle Zahlen, welche die Rega auf Anfrage von watson ausgewertet hat.
Diese Einsatzzahlen umfassen ausschliesslich Unfälle auf Pisten. Nicht berücksichtigt werden Bergunfälle, etwa beim Klettern, oder Einsätze wegen anderen gesundheitlichen Problemen auf der Piste. Die genannten Zahlen umfassen nicht ausschliesslich Helikoptereinsätze. Auch von der Rega organisierte bodengebundene Einsätze der Spezialisten der Alpinen Rettung Schweiz (ARS) werden dazu gezählt.
«Die Einsatzzahlen der Rega widerspiegeln die Wetterbedingungen und das Freizeitverhalten der Menschen in der Schweiz», sagt Rega-Sprecher Mathias Gehrig. Erfahrungsgemäss bedeuteten Schönwetterperioden, gute Pistenverhältnisse oder Schulferien höhere Einsatzzahlen.
Auch in den Krankenhäusern der Wintertourismusgebiete merkt man den schönen Winter. Im Spital Interlaken zählte man zwischen dem 1. Dezember 2018 und dem 25. Februar 2019 500 Patienten, die aufgrund eines Skiunfalls behandelt worden sind. Im gleichen Zeitraum während der letzten Wintersaison waren es 455, in der Saison 2016/17 lediglich 404.
«Wir nehmen an, dass der schöne Februar mehr Leute auf die Pisten gelockt hat und es dadurch auch minim mehr Unfälle gegeben hat», sagt Sprecherin Katrin Uhlmann. Bei den Snowboardunfällen hingegen liegt die diesjährige Zahl mit 71 im Mittel der Vergleichsperiode der vergangenen Wintersaisons.
Auch für die Oberwalliser Spitäler in Brig und Visp war die Bettenauslegung Ende Februar laut einem Bericht des «Walliser Boten» sehr hoch. Der Februar ist auf den dortigen Notfallstationen üblicherweise der Rekordmonat.
«Die Anzahl Unfälle hängt unter anderem von den Expositionszeiten ab», erläutert Nicolas Kessler von der Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu. Mit Expositionszeit ist die Anzahl Stunden gemeint, die insgesamt mit Wintersport verbracht wird. Diese Zeit steige an, je schöner das Wetter ist und je mehr Tage die Skigebiete insgesamt geöffnet haben – weil dann die Leute mehr Zeit auf den Pisten verbringen.
Zur grösseren Unfallzahl trage aber nicht das Gedränge auf den Pisten bei: «In der Wintersaison 17/18 gingen lediglich 7.8 Prozent der Unfälle auf Kollisionen zwischen mehreren Personen», erläutert Kessler. 91 Prozent waren Selbstunfälle. Gemäss der Auswertung der bfu kam es in der vergangenen Wintersaison zu insgesamt 13'051Wintersportunfällen.
Unfälle liessen sich am besten vermeiden, wenn man die FIS-Regeln befolge und auf die die Ausrüstung achte: «Ein Helm gehört auf jeden Fall dazu. Für Snowboarder empfiehlt sich auch Handgelenkschützer. Und Skifahrer sollten ihre Bindung vor jeder Saison im Fachgeschäft überprüfen lassen», sagt Kessler. «Auf der Piste sollte man unbedingt die Geschwindigkeit dem eigenen Können anpassen und keine unnötigen Risiken eingehen.»