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Die SNB senkt bald die Leitzinsen und die Märkte glauben daran – zu Recht?

Der Risikoindex des Hypothekenvermittlers Moneypark zeigt ein mittleres Risiko einer Blasenbildung am Immobilienmarkt. (Archivbild)
Zinssenkungen? Das hätte Folgen für den Immobilienmarkt.Bild: KEYSTONE
Analyse

Die SNB senkt bald die Leitzinsen und die Märkte glauben daran – zu Recht?

Die Märkte fallen von einem Extrem ins nächste. Eben glaubten sie noch an für lange Zeit hohe Zinsen, jetzt an baldige Leitzinssenkungen.
07.11.2023, 20:0907.11.2023, 21:42
Niklaus Vontobel / ch media
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«Higher for longer.» Das waren zuletzt die Schlagworte der Finanzmärkte: Die Zinsen würden lange hoch bleiben. Die langfristigen Zinsen in den USA erreichten darum vorübergehend den höchsten Stand seit Jahrzehnten.

Doch wie es in diesen Zeiten des Wandels immer ist: Die Dinge ändern sich schnell, sehr schnell. Am Montag hat die St.Galler Kantonalbank eine «Investment View» veröffentlicht mit dem Titel: «Zinssenkungen ante portas?»

«Vor den Toren» beziehungsweise vor der Tür würde in diesem Fall bedeuten: schon im nächsten Sommer. Und was da vor den Toren steht, ist nicht wie bei den alten Römern der karthagische General Hannibal, vielmehr ist es die Schweizerische Nationalbank (SNB), die ihre Leitzinsen ein erstes Mal wieder senkt.

Dass es so kommt, ist nicht etwa die Prognose des Autors dieser «View», des Anlagechefs Thomas Stucki. Es sind die Märkte, die eine Zinssenkung eingepreist haben. Das liest Stucki an den Swap-Zinsen ab, nach denen die Banken ihre Festhypotheken refinanzieren.

Diese Swap-Sätze liegen neu auf allen Laufzeiten unter den SNB-Leitzinsen, und dies teilweise deutlich. Also gehen die Märkte davon aus, dass während dieser Laufzeiten die SNB ihre Leitzinsen senkt, erstmals eben im Juni 2024.

Dieser Umschwung ging vom Ausland aus. In der Eurozone gab es neue Zahlen zur Inflation, in den USA zum Job-Markt. Die Europäische Zentralbank und die US-Federal Reserve Bank liessen beide ihre Leitzinsen, wo sie waren.

Danach fielen in den USA die Zinsen auf zehnjährige Staatsanleihen um fast einen halben Prozentpunkt. Und, schreibt Stucki, von diesen Spekulationen auf sinkende Zinsen wurde auch die Schweiz erfasst.

Kommt es so? Stucki glaubt es nicht. Die Jahresteuerung werde bald wieder bei 2 Prozent stehen, wenn die höheren Mieten und Strompreise einfliessen. Die SNB will sie darunter haben. Nicht von ungefähr warnte sie vor weiteren Zinserhöhungen.

Sicher ist anscheinend nur: Es kann viel passieren in den kommenden Monaten. Es gibt auch die Theorie, wonach die hohe Inflation vor allem die Folge eines Coronaschocks auf die globalen Lieferketten war – und darum auf historisch einmalig schnelle Weise wieder verschwinden könnte.

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50 Kommentare
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vayiaelanor
07.11.2023 22:37registriert August 2018
Meine 10-jährige Festhypothek läuft Mitte 2026 aus (1.05%) - wäre natürlich schön wenn es bis dann wieder etwas runter geht (obwohl die Zinsen auch momentan OK sind). Da wir etwas bescheidenes auf dem Land zu einem vernünftigen Preis kauften, überleben wir zum Glück auch bei höheren Zinsen.
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