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So kannst auch du mit dem Swisspass bezahlen – und was das bringt

So kannst auch du mit dem Swisspass bezahlen – und was das bringt

Der Swisspass lässt sich neu auch für die Bezahlung von Tickets des öffentlichen Verkehrs benützen. Das könnte der Branche auch beim geplanten Abschied vom Bargeld nützen, wird so doch ein grösseres Problem gelöst.
18.01.2023, 07:5518.01.2023, 07:55
Stefan Ehrbar / ch media
ZUR MELDUNG, DASS „SWISSPASS“-KUNDEN AUF AUTOMATISCHE VERLAENGERUNG VERZICHTEN KOENNEN, STELLEN WIR IHNEN AM DONNERSTAG, 23. APRIL 2015, FOLGENDES ARCHIVBILD ZUR VERFUEGUNG - Der SwissPass ist zu sehe ...
Kann nun auch als Zahlkarte verwendet werden: Der Swisspass.Bild: KEYSTONE

«Mit dem Swisspass soll das Leben vereinfacht werden»: So warb die Branche des öffentlichen Verkehrs im Jahr 2015 für die Einführung der roten Karte im Kreditkartenformat. Auf sie werden GA, Halbtax- oder Verbundabos geladen, sie kann aber auch in Skigebieten oder für den Zugang zum Mobility-Auto genutzt werden. Seit kurzem fungiert sie auch als Bezahlkarte.

Kundinnen und Kunden können mit ihrem Swisspass seit Mitte Dezember an Automaten, Kassen in Bussen und an Schaltern des öffentlichen Verkehrs kontaktlos bezahlen. Dazu wird der Swisspass an das Lesegerät gehalten – genau gleich wie die Kredit- oder Debitkarte. Bevor die Funktion genutzt werden kann, müssen sich Interessierte auf der Website swisspass.ch/pay registrieren.

Wer volljährig ist und einen Bonitätscheck besteht, kann die Funktion nutzen und sein Ticket später per Monatsrechnung bezahlen. Die elektronische Zustellung ist kostenlos, per Post werden 2.90 Franken pro Rechnung fällig. Wer nicht genügend solvent oder nicht volljährig ist, muss mit der Prepaidfunktion vorliebnehmen und kann den Swisspass zur Zahlung nutzen, sobald Geld auf ein Prepaidkonto einbezahlt wurde.

Start wegen Innovation in Davos

Die Bezahlfunktion wird von der St.Galler MF Group, der laut eigenen Angaben führenden Schweizer Anbieterin für Kauf auf Rechnung, verwaltet. Zu ihren weiteren Kunden zählt die MF Group etwa die Airline Swiss oder den Onlineshop von Coop.

Dass die Funktion gerade jetzt freigeschaltet wurde, hängt mit einer Innovation in Davos zusammen. Am 11. Dezember startete im dortigen ÖV ein neues Ticketsystem namens «Venda». Dort können Kundinnen und Kunden seither den ÖV nutzen, indem sie ihr kontaktloses Zahlungsmittel beim Ein- und Aussteigen an Lesegeräte in den Fahrzeugen halten. Abgerechnet wird automatisch, auf Einzeltickets gibt es 20 Prozent Rabatt.

Zu den akzeptierten Zahlungsmitteln gehören Kredit- oder Debitkarten, Bezahlfunktionen wie jene von Google oder Apple auf dem Smartphone und neu auch der Swisspass. «Venda» soll im ersten Quartal auch in der Region Chur eingeführt werden und im zweiten Quartal im Oberengadin.

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Branche will weg vom Bargeld

Auch wenn die Neuerung nur in Davos aktiv kommuniziert wird, ist die Bezahlfunktion aber in der ganzen Schweiz nutzbar, wie Thomas Ammann, Sprecher der verantwortlichen Alliance Swisspass, sagt. Aufgrund des Fokus auf Davos sei die Zahl der aktiven Nutzerinnen und Nutzer noch gering.

Die Bezahlfunktion kann nur mit Swisspass-Karten der neusten Generation genutzt werden, die seit Dezember 2022 herausgegeben werden. Wer eine Karte einer älteren Generation hat, erhält nach der Registrierung für die Bezahlfunktion eine neue. Nicht genutzt werden kann die Bezahlfunktion ausserhalb der ÖV-Welt. Der Einkauf im Supermarkt lässt sich derzeit mit dem Swisspass nicht bezahlen.

Die neue Funktion dürfte der Branche bei ihrem Ziel helfen, vom Bargeld wegzukommen. Im Mai 2022 sagte Postauto-Chef Christian Plüss zu CH Media, er prüfe die Installation bargeldloser Automaten in den Bussen. Bargeld sei teuer, berge ein Diebstahlrisiko und stelle eine Belastung fürs Personal dar. Im Dezember 2022 doppelte René Schmied, Präsident des Strategierates der Alliance Swisspass, im Gespräch mit CH Media nach: «Ab 2035 sollen Tickets im Normalfall nur noch digital gekauft werden.»

Lösung für Kinder

Eine oft geäusserte Kritik an diesen Plänen ist, dass Menschen diskriminiert werden, die aus Solvenzgründen keine Kreditkarte erhalten oder keine Datenspuren bei Finanzinstituten hinterlassen wollen. Zudem verfügen Kinder meist über keine eigene Bankkarte – und sind deshalb auf die Bargeldbezahlung angewiesen.

Mit der neuen Bezahlfunktion wird dieses Problem entschärft. Eltern können ihren Kindern mittels der Prepaidfunktion ein Guthaben auf die Swisspass-Karte laden, mit dem diese ausschliesslich im ÖV bezahlen können und so auch an bargeldlosen Automaten zu einem Ticket kommen. Zudem sind keine Kreditkarteninstitute involviert. Die Prepaidoption sei insbesondere für Kinder interessant, sagt Alliance-Swisspass-Sprecher Ammann. Und: «Im bargeldlosen Ticketvertrieb kann die neue Funktion eine Unterstützung sein.» (aargauerzeitung.ch/cpf)

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102 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wa’Tsun
18.01.2023 08:17registriert März 2021
Und das nächste Unternehmen, das sich als Bank ausgibt. Wenn ich 100 verschiedene Arten habe zu bezahlen, macht es das nicht unbedingt einfacher, sondern wohl eher unübersichtlicher. Und am Schluss habe ich bei 100 Anbietern ein Guthaben, über welches ich beim besten Willen keinen Überblick mehr habe.
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Mia Mey
18.01.2023 09:15registriert Januar 2016
Kann man damit auch auf Bahnhof WCs?
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Scrat
18.01.2023 08:26registriert Januar 2016
Ich bin im ÖV bereits seit Vor-Swisspass-Zeiten bargeldlos unterwegs. Und 2.90 pro Rechnung, nur damit ich ein weiteres Zahlungssystem benutze, welches es in dieser Form nicht mal ansatzweise braucht? Auf welchem Planeten leben die?
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