Peter B. hätte gerne ein Elektroauto gekauft, doch seine Vermieterin winkte ab: Ladestationen in der über 100 Plätze fassenden Tiefgarage werde sie nicht einbauen. Hinter der Entscheidung steckte nicht etwa eine knausrige Einzelperson, sondern die Credit Suisse, der die grosse Überbauung in der Agglomeration Zürich gehört.
Fälle wie dieser sind der Grund, weshalb die Schweiz in Sachen Elektroautos den Anschluss verliert. Im vergangenen Jahr waren 17.8 Prozent der neu zugelassenen Autos rein elektrisch betrieben (sogenannte BEV), bei weiteren 8.1 Prozent handelte es sich um Plug-In-Hybride (PHEV). Diese verfügen über einen Verbrennermotor und eine Batterie, die über einen Stecker aufgeladen wird.
Bei den BEV wurde ein neuer Rekordwert erreicht, doch im Ausland nahmen die Zulassungen rascher zu. Bei den PHEV ging der Anteil gar um einen Prozentpunkt zurück. Gemäss Berechnungen des Verbands Emobility ist die Schweiz in Europa auf Platz 8 zurückgefallen, wenn BEV und PHEV zusammengezählt werden. Vor der Schweiz rangierten Norwegen, Island, Schweden, Finnland, Dänemark, die Niederlande und neu auch Deutschland.
Der Hauptgrund seien die Vermieter, hält Emobility fest. In der Schweiz mieten im europäischen Vergleich überdurchschnittlich viele Menschen ihre Wohnung. Sie können nicht frei über den Einbau einer Ladestation entscheiden, sondern sind auf den Goodwill der Vermieter angewiesen.
Dass das Problem sich akzentuiert, liegt laut Emobility daran, dass Elektroautos zusehends im Massenmarkt ankommen. Noch vor wenigen Jahren waren die wenigen erhältlichen Modelle teuer und wurden vor allem von vermögenderen Menschen gekauft, die meist Wohneigentum besitzen.
Der Verband Auto Schweiz relativiert die Zahlen. Er sei skeptisch bei der Europa-Rangliste, sagt Sprecher Christoph Wolnik. Einige Länder wie Deutschland hätten ihre finalen Zahlen noch gar nicht veröffentlicht. Doch auch laut Zahlen des International Council on Clean Transportation (ICCT) für die ersten drei Quartale, die CH Media ausgewertet hat, lag Deutschland zuletzt vorne. Nur in Sachen rein elektrisch betriebene Autos stand die Schweiz nach neun Monaten etwas besser da.
Das Mieter-Problem sei «durchaus gross», sagt Wolnik. «Viele Vermieter investieren erst, wenn Wohnungen leer bleiben. Eine solche Entwicklung könnte aber noch viele Jahre dauern.» Auto Schweiz empfehle deshalb Investitionsbeiträge und eventuell auch steuerliche Anreize für Vermieter, um die Investitionen zu erhöhen.
Immer wieder diskutiert wird auch das «Recht auf Laden» - ein Gesetz, das Mietern den Anspruch auf eine Ladestation zusichern würde. Das wäre zwar «wünschenswert», sagt Wolnik, aber in der Schweiz weder politisch mehrheitsfähig noch durchsetzbar, weil das Baurecht in den Händen der Kantone liege.
Anders sieht das Grünen-Nationalrat Michael Töngi, der auch als Vize-Präsident des Mieterinnen- und Mieterverbands amtet. «Es braucht ein Recht auf Laden», sagt er. Sonst seien Besitzerinnen und Besitzer von Elektroautos nicht sicher, dass sie ihr Fahrzeug auch nach einem Umzug noch laden könnten, und Personen, die umsteigen wollten, hätten keine Gewissheit, dass das Laden klappen werde.
Der Präsident der Grünliberalen (GLP) Jürg Grossen hat eine entsprechende Motion im Jahr 2021 im Nationalrat eingereicht. Der Bundesrat lehnt sie ab: Es sei davon auszugehen, dass auch ohne gesetzliche Verpflichtung mehr Ladestationen installiert werden, begründet die Regierung. Zudem stelle das Recht auf Laden einen Eingriff in das Privatrecht und die Eigentumsgarantie dar.
Und: Im totalrevidierten CO2-Gesetz sei ein Klimafonds vorgesehen, aus dem unter anderem Ladeinfrastrukturen in Mehrparteiengebäuden gefördert werden sollen. Gespiesen werden soll dieser von Sanktionszahlungen der Autoimporteure, deren Flotten zu hohe CO2-Werte aufweisen.
Diese Unterstützung greift allerdings frühestens ab 2025. «Die Antwort des Bundesrates ist sehr enttäuschend», sagt Töngi. «Motivieren alleine reicht einfach nicht.» Finanziell gehe es um überschaubare Zahlen: Die Grundinstallation koste 500 bis 1500 Franken, die Ladestation 2000 bis 3500 Franken. Töngi schlägt vor, dass Mietende ab einer Grösse von drei oder fünf Parkplätzen in der Garage das Recht auf einen Parkplatz mit Ladestation haben sollen und in kleineren Gebäuden das Recht, selber eine solche zu installieren.
Auch der Verband Auto Schweiz ist der Meinung, dass die Unterstützung für Ladestationen früher als 2025 greifen sollte, wie Sprecher Christoph Wolnik sagt. Zudem sei es bedauerlich, dass der Bundesrat vor wenigen Wochen die Idee abgeschmettert habe, dass Geschäftsfahrzeuge mit Elektroantrieb tiefer besteuert werden sollen.
Auto Schweiz dürfte in der Landesregierung nun immerhin gehört werden. Denn Neu-Bundesrat Albert Rösti (SVP) war zuvor Präsident des Verbands und hat das zuständige Verkehrs-Departement übernommen. Gegenüber einem Recht auf Laden zeigte sich Rösti in Interviews vor seiner Wahl allerdings skeptisch: Anreize seien ihm lieber als durchsetzbares Recht. (aargauerzeitung.ch)
Dies ist leider nicht die ganze Wahrheit. Auch als Stockwerkeigentümer kann es je nach Konstellation schwierig bis unmöglich werden, wenn die Mehrheit der STWEG queruliert.
Fein raus sind eigentlich nur EFH-Besitzer mit eigener Garage/Carport.
Wenn ich eine Baubewilligung durchlese so habe ich ein Dutzend Artikel die Auflagen an den Bauenden darstellen und die ganz klar auch einen Eingriff in die Eigentumssphäre bedeuten und diese Auflagen kosten teilweise eine ganze Stange Geld. Diese Kosten werden ohne wenn und aber den Bauherrschaften auferlegt.
Saniert man ein altes Haus, sind die Auflagen nicht minder einschneidend.
Also wo genau ist das Problem mit Auflagen für Ladestationen? Eine Sache der Lobby.
Auch in günstigem Quartier mit nicht bevorzugter Wohnlage. Der Einbau kostet mich in Nachrüstung viel mehr. Jetzt vielleicht 1000.- mehr pro Whg. 10‘000.- bei einer Investition von 7 bis 8 Mio. Dass das bei bestehenden Wohnungen länger dauert, ist verständlich.