Wäre es nicht schön, beim Klettern die Felsen unter den Füssen zu spüren? Beim Surfen das Brett? Beim Joggen den Waldboden? Leider bringt Barfuss-Sport ein erhebliches Verletzungsrisiko mit sich. Eine Schweizer Firma bietet eine mögliche Lösung für das Problem: Socken. Ultrarobuste Socken, um genau zu sein.
Die «Swiss Barefoot Company» hat Socken aus dem Wundermaterial Dyneema entwickelt, das 15 Mal stärker ist als Stahl und sogar Kevlar in den Schatten stellt, aus dem schusssichere Westen gemacht sind. Die Super-Socken Namens FreeYourFeet werden über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter finanziert – und die Kampagne ist ein voller Erfolg.
Auf Kickstarter haben bereits mehr als 2000 Interessierte aus aller Welt ein oder mehrere Paar Socken vorbestellt und das Projekt so mitfinanziert. Schon wenige Tage nach dem Start am 29. Juli wurde das anvisierte Ziel von 10'000 US-Dollar erreicht. Heute, 16 Tage vor ihrem Ende, steuert die Kampagne auf 200'000 Dollar zu.
«Mit so einem Erfolg habe ich nicht gerechnet», sagt Firmengründer Dr. Dieter Hesch, der die Super-Socke entwickelt hat. Seit ihm eine Schnitt-Verletzung beim Kite-Surfen vor 18 Jahren die Ferien verdorben hat, tüftelt er an einer Lösung für sicheren Barfuss-Outdoorsport. «Ich sagte mir: da muss ich etwas dagegen machen», erzählt der Deutsche, der im Kanton Thurgau wohnt.
Hesch entwickelte eine Socke aus Kevlar, die er unter dem Namen «Swiss Protection Socks» vertrieb. Vor ein paar Jahren stiess er dann auf Dyneema, «die robusteste Faser der Welt» – es wird unter anderem für Seilbahnen, Schutzwesten und als Panzerung bei Flugzeugen und Schiffen verwendet. Hergestellt wird es von einem niederländischen Unternehmen.
Um seine Idee umzusetzen, musste Hesch erst eine Maschine finden, die das Material zu Socken stricken kann. Bei einem deutschen Unternehmen, das Arbeitshandschuhe herstellt, wurde er schliesslich fündig. «Es ist die einzige solche Maschine in Europa», sagt Hesch. Nach einigen Versuchen ging dort der Prototyp der FreeYourFeet-Socke in Produktion.
Dieter Hesch kümmert sich bei der «Swiss Barefoot Company» nur noch um die Entwicklung und Herstellung von Produkten, das operative Geschäft hat er an den Lizenznehmer Philipp Bachinger abgegeben. Der 23-jährige Österreicher baut die Firma von Deutschland aus international auf.
Bachinger freut sich über den Erfolg auf Kickstarter, doch überrascht ist er nicht. «Wir waren uns durchaus des Potentials und der Reichweite eines Crowdfundings dieser Art bewusst», sagt er auf Anfrage. Man habe die Kampagne eineinhalb Jahre vorbereitet, um möglichst viele Menschen zu erreichen. «Die zusätzlichen Einnahmen ermöglichen es uns nun, das Produkt zu perfektionieren und langfristig weiterzuentwickeln», so Bachinger.
Tatsächlich ist minimalistisches Schuhwerk für den Outdoorsport im Trend. Die Jogging-Schuhe «Vibram FiveFingers», die ein Barfuss-Erlebnis beim Rennen versprechen, feiern seit ihrer Markteinführung 2005 grosse Erfolge. Die grossen Marken zogen nach. Ob minimalistische Rennschuhe besser für die Gesundheit sind, ist umstritten und Gegenstand hitziger Diskussionen.
Die ersten «FreeYourFeet»-Socken werden bereits im Oktober an die ersten Kickstarter-Unterstützer ausgeliefert. Übrigens gibt es die Socken auch im schlichten Design ohne Landeswappen – für all die, die nicht auf Schweizerkreuz-Mode stehen.