Das Bundesamt für Statistik hat heute die «Analyse der Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern anhand der Schweizerischen Lohnstrukturerhebung (LSE) 2018» herausgegeben.
Die Unterschiede sind weiterhin enorm. So waren 2018 in der Gesamtwirtschaft 60,9% der Arbeitnehmenden, deren monatlicher Lohn für eine Vollzeitstelle unter 4000 Franken liegt, Frauen. Umgekehrt waren die Arbeitnehmenden im obersten Segment der Lohnpyramide mit einem Lohn von mehr als 16'000 Franken zu 81,2% Männer.
Wir blicken auf die wichtigsten Punkte der Analyse. Zu beachten gilt, dass an der Erhebung in den vergangenen Jahren auch Kritik aufkam (siehe letzter Punkt).
Um es kurz zu sagen: Die Unterschiede bleiben gross. Frauen verdienen im Schnitt 19 Prozent weniger als Männer. Bei der letzten Erhebung 2016 betrug die Differenz noch 18,3 Prozent.
Ein Teil der 19% Lohnunterschiede lässt sich durch Faktoren wie Alter, Bildungsniveau, Dienstjahre oder durch den Tätigkeitsbereich oder die Stelle erklären. Doch gemäss den Ergebnissen des Bundesamtes für Statistik (BFS) lässt sich ein anderer Teil nicht damit erklären und dieser Teil macht 45,4% des Lohnunterschieds aus. Bei der letzten Erhebung 2016 waren es noch 42,9 Prozent.
Der Lohnunterschied wird in der Tendenz kleiner. 2006 lag er gemessen an der Gesamtwirtschaft noch bei 16,6 Prozent, jetzt liegt er bei 11,5 Prozent.
Einzig bei Bürokräften und verwandten Berufen sind die Unterschiede praktisch inexistent. Die grössten Unterschiede findet man bei Handwerks- und Montageberufen sowie bei den Hilfsarbeitskräften und bei den Führungskräften.
Auffallend ist bei der Altersverteilung, dass die jüngeren Altersgruppen noch deutlich weniger Unterschiede aufweisen. Mit ein Grund dafür ist, dass die Führungskräfte (siehe oben) meist erst mit fortgeschrittenem Alter ihre Position erreichen. Zudem fehlen Frauen mit Kindern durch die Mutterschaftspause Dienstjahre.
Auch bei der Bildung zeigt sich: Je höher die Bildung, desto grösser der Unterschied.
Hier sind die Differenzen sehr gross. Bei den Sonderzahlungen und Boni schneiden Frauen – egal wie gross die Unternehmen sind – überall deutlich schlechter ab. Auch dies hängt zu grossen Teilen damit zusammen, dass in den obersten Kaderpositionen Frauen meist deutlich untervertreten sind.
Die Erhebungen des Bundesamts für Statistik erscheinen im Zweijahres-Rhythmus. Die Methodik ist international anerkannt. Trotzdem gab es in der Vergangenheit Kritik. So kam eine 144 Seiten starke Studie der HSG 2015 zum Schluss, dass das Modell gravierende Mängel aufweise, weil die tatsächliche Berufserfahrung als wichtigster Grund unbeachtet bleibt.
Beim BfS ist man sich dieses Vorwurfs bewusst. «Wir kennen die Kritik. Tatsächlich wird diese effektive Berufserfahrung nicht direkt erhoben», sagt Didier Froidevaux, Leiter der BFS-Fachsektion Löhne und Arbeitsbedingungen, auf Anfrage. «Allerdings ist die Umsetzung nicht möglich, da die Arbeitgeber diese persönlichen Daten nicht erheben oder kennen und in den Registern nicht ausfindig zu machen sind.»
«Um die effektive Berufserfahrung messen zu können, müsste man die berufliche Biografie jeder Person bis ins Detail kennen (mit allen Unterbrüchen auf dem Arbeitsmarkt)», so Froidevaux weiter. «Wir sollten präzise Angaben betreffend allen früheren Stellen besitzen, wo die Person tätig war. Was noch dazu kommt, ist, dass man sich einigen sollte, ein einziges Bewertungsmodell der Erfahrung zu definieren.» Mit den bestehenden Variablen in der LSE könne man das berufliche Profil und die Kompetenz der Personen indirekt schätzen.
«Die angewandte Methode entspricht dem internationalen Standard», so Froidevaux weiter: «Sie wird so beispielsweise auch von Eurostat, dem Statistischen Amt der Europäischen Union, angewandt.»
Macht die ganze Statistik aber nicht korrekter.