Wenn es ums liebe Haustier geht, sind wir Schweizer ausgabefreudig – trotz verändertem Konsumverhalten, steigenden Krankenkassenprämien und starkem Franken. Gemäss offiziellen Statistiken geben wir über eine Milliarde Franken im Jahr für unsere Lieblinge aus.
Und wenn der Vierbeiner krank wird, dann sitzt das Portemonnaie besonders locker: Experten schätzen gegenüber watson, dass Haustiere hierzulande jedes Jahr Medikamente im Wert von 90 Millionen Franken schlucken – Tendenz steigend. Nicht zuletzt deshalb ist die Pharmaindustrie seit ein paar Jahren auf den Hund gekommen.
Im Gegensatz zu vor ein paar Jahren gibt es heute nicht nur Parasitenmittel oder Impfstoffe, sondern Medikamente gegen tierischen Bluthochdruck, Diabetes, Diät-Säfte oder Psychopharmaka für psychisch labile Vierbeiner. Ist Hund traurig, wenn Herrchen oder Frauchen ausser Haus sind, kann ihm das altbekannte Prozac mit extra Rindfleischgeschmack in den Fressnapf gemischt werden.
Das Geschäft mit Tierarzneimittel ist lukrativ und boomt. Laut Marktbeobachtern weist er für Haustiere gesamthaft ein Volumen von bis zu 10 Milliarden Dollar auf. Bei den Nutztieren dürften es sogar um die 20 Milliarden Dollar sein.
Den Markt teilen sich grösstenteils sechs Player, darunter Zoetis, Boehringer Ingelheim und Elanco. Im Vergleich zur ganzen Pharmaindustrie ist das Volumen nicht viel, doch der Markt wächst beständig um rund vier Prozent, schreibt die NZZ.
Interessant ist der Markt für Pharmahersteller insbesondere auch wegen der Renditen; diese sind in der Tiermedizin oft höher als im klassischen Geschäft.
Dies, weil die Medikamente zwar neu zugelassen werden müssen, doch sich die Hersteller meist auf bereits für Menschen geführte Forschung stützen können. Das sorgt für gute Margen. Medikamente für Tiere kosten laut einer Recherche des Konsumentenmagazins «Kassensturz» oft viel mehr als genau die gleichen Präparate für Menschen.
Die Medizintechnik-Hersteller spielen im Markt ebenfalls mit. Denn wo ein krebskranker Hund früher eingeschläfert wurde, kämpfen Ärzte heute mit Chemotherapie und Bestrahlungen für das Haustier. Es gibt neue Hightech-Geräte zur Diagnostik, Windeln für Hundebabys und Hündinnen, die wie Frauchen ihre Tage haben, Kontaktlinsen für fehlsichtige Tiere oder künstliche Hüften für 5000 Franken.
Die Zahlungswilligkeit der Tierhalter ruft auch andere Player auf den Plan: Da eine Zahninfektion bei Katzen schnell mal mit bis zu 1000 Franken zu Buche schlägt, bieten Krankenkassen Versicherungen für Vierbeiner an.
Laut dem Vergleichsdienst Comparis bewegt sich die Jahresprämie für einen einjährigen Hund zwischen 125 und 750 Franken. Übernommen werden damit nicht nur Tierarztkosten, sondern auch Homöopathie, Akupunktur oder Shiatsu fürs Tier.
Für das investierte Geld bekommt der Halter nebst viel Tierliebe allerdings auch etwas anderes zurück: Studien haben ergeen, dass sich Haustiere positiv auf die Gesundheit ihrer Besitzer auswirken. Haustierhalter gehen generell seltener zum Arzt, leiden weniger oft unter hohem Blutdruck und sind resistenter gegen Stress.
Branchenkenner erwarten nun ein weiteres Wachstum des Sektors: Denn laut Prognosen dürfte die Anzahl Vierbeiner in den westlichen Haushalten weiter steigen. Aktuell hat jeder zweite Schweizer ein Haustier. Seit der Jahrtausendwende ist allein die Katzenpopulation um fast ein Drittel auf 1,6 Millionen gestiegen. Und die heranwachsende Generation gilt als sehr tierlieb.
Die wachsende Mittelschicht der westlichen Welt will ihre Vierbeiner ähnlich gut betreut sehen, wie sich selber. Dadurch leben die Vierbeiner immer länger – laut Pharma-Hersteller Elanco nimmt ihre Lebenserwartung um bis zu 20 Prozent zu. Dies führt wiederum zu einer längeren Therapiedauer und somit abermals steigender Nachfrage nach Medikamenten und Hilfsmitteln. Wie bei uns Menschen.
Zum Wachstum des Pharmasektors der Vierbeiner dürfte zudem ein anderer Faktor beitragen, wie die NZZ schreibt: In Schwellenländern essen immer mehr Leute mehr Fleisch. Das hat zur Folge, dass die Nachfrage nach Arzneimittel für Nutztiere steigt.
Mein Büsi hat aber leider erfahren müssen, dass manche Büsis nicht mehr ihrem Wesen entsprechend behandelt werden.
Jedes Büsi soll umsorgt sein, aber bitte nicht vermenschlichen. Das ist nämlich nicht büsigerecht.
#bittegerngscheh 😃