Ein schönes Winterwochenende genügt und Herr und Frau Schweizer stehen mit ihren Schneesportlatten auf den Dachträgern im Stau. So geschehen am letzten Wochenende. Für die Fahrt nach Hause benötigte Reporterchefin Helene Obrist statt 1,5 ganze 4 Stunden.
Nun führen viele Gründe zu Stau. Zu viele Autos auf zu wenigen Strassen ist wohl der einleuchtendste. Aber das ist nur bedingt korrekt. Theoretisch könnten die Autos Stossstange an Stossstange stehen, beziehungsweise fahren – und trotzdem keinen Stau bilden.
Das Zauberwort heisst «synchronisierter Fluss». Würden sämtliche Verkehrsteilnehmer gleichzeitig beschleunigen und bremsen, entstünden keine Staus. Ein kleiner Hoffnungsschimmer in dieser Hinsicht sind selbst navigierende Autos. Doch das ist Zukunftsmusik.
In der heutigen Realität ist der Verkehrsfluss noch asynchron: Fahrzeuge schliessen zu nahe auf, müssen mit Bremsmanövern korrigieren, nachfolgende Fahrzeug werden ebenfalls zu einer Reaktion genötigt – es entsteht eine Kettenreaktion, die zu einem kurzen, aber auch zu sehr langen Staus führen kann, die keine wirklich offensichtlichen Ursachen haben.
Selbstverständlich wird dieses Phänomen auch wissenschaftlich in der Verkehrswissenschaft und der Verkehrsphysik und -mathematik untersucht. Die mathematische Gesellschaft für Verkehrsfluss in Nagoya, Japan, berechnet nicht nur, sie führte auch ein Experiment aus, das eindrücklich demonstriert, wie Staus, scheinbar aus dem Nichts, aufgrund nur kleinster Geschwindigkeitskorrekturen entstehen.
Für das Experiment wurden 22 Testpersonen gebeten, gleichzeitig in ihren Fahrzeugen mit 30 km/h im Kreis zu fahren. Schon nach wenigen Umdrehungen entstehen erste Ziehharmonika-Bewegungen – bis schliesslich das erste Fahrzeug komplett zum Stehen kommt.
Inwiefern fördern nun Spurwechsler die Bildung solcher Situationen? Ein Spurwechsel ist eine Gefahr für die sowieso schon fragile Verkehrssynchronität. Nicht selten müssen aufgrund des Spurwechsels nachfolgende Fahrzeuge bremsen / korrigieren – und schon tritt der im Video demonstrierte Effekt auf.
Wer sich also über Spurwechsler im Stau enerviert, tut dies aus gutem Grund. Auch wenn sich sein Effekt erst viele Fahrzeuge später manifestiert.
PS: Spurwechsel führen im Übrigen auch nicht dazu, dass die Ausführenden schneller ankommen. Im Gegenteil. Auch das ist wissenschaftlich belegt.
Und wenn du die Story nun als Beifahrer oder Beifahrerin in einem Stau liest, dann ist vielleicht dieses Spiel «Freeways» etwas für dich. Es existiert auch als Smartphone-Game, kostet aber stolze 3.10 CHF.:
(tog)
Während des Spurwechsels braucht man Platz auf zwei Spuren. Auf der jetzigen Spur sowie auf der Spur auf die man gerne wechseln will. Also doppelt soviel Platz wie ein Fahrzeug auf seiner Spur. Ist die Autobahn so voll, dass der Verkehr gerade noch fliesst, sind die Spurwechsler der berühmte Tropfen zuviel und alles stockt.
Besonders bei Kreuzungen sowie be stark befahrenen Ein und Ausfahrten kommt es dann zum Stau.
Die Lösung ist, dass sich der Verkehr schon möglichst früh vorsortiert und Fahrzeuge nur neu auf die Autobahn kommen wen ein Platz frei ist.