Täglich? Ein Mal pro Woche? Ein Mal pro Monat? Die Putzgewohnheiten in der Schweiz sind unterschiedlich. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage im Auftrag von Batmaid. Der Reinigungsvermittler aus Lausanne ist daran, in Europa zu expandieren und wollte deshalb wissen, wie gross der Reinheitsbedarf in den einzelnen Ländern ist. Befragt wurden je 2000 Personen in zehn Ländern. Die Resultate liegen CH Media exklusiv vor.
Aus Schweizer Sicht interessant: Bei den Putzgewohnheiten ticken Einwohnerinnen und Einwohner der Romandie etwas anders als jene der Deutschschweiz. Die Unterschiede sind nicht gross, dürften aber manche stereotypische Vorstellungen widerlegen, wonach die Deutschschweizer nicht nur präziser und pünktlich sind, sondern auch etwas mehr Sauberkeit bevorzugen als ihre Westschweizer «compatriotes».
So geben 13.5 Prozent der Romands an, ihre Wohnung täglich zu reinigen - entweder selbst oder durch eine Hilfskraft. Und 42.1 Prozent bringen ihre Bleibe mehrmals pro Woche zum Glänzen. In der Deutschschweiz sind diese beiden Werte mit 12.5 und 38 Prozent signifikant tiefer. Hier beschränkt eine Mehrheit (39 Prozent) die Reinigungsprozedur auf einen Tag pro Woche.
Es ist auch nicht so, dass die Deutschschweizer im Gegenzug bedeutend mehr Zeit für den Putz investieren würden. 26 Prozent von ihnen wenden pro Woche zwischen nur 60 und 90 Minuten dafür auf. Bei den Romands sind es 23 Prozent. Am häufigsten, bei einem Drittel der Bevölkerung in beiden Landesteilen, dauert die Reinigung zwei- bis zweieinhalb Stunden.
Andreas Schollin-Borg, Gründer und Chef von Batmaid, ist nicht sonderlich überrascht: «Wir sehen auch bei unseren Buchungen, dass die Putz-Frequenz in der Romandie höher ist.» Bei diesem Verhalten seien die Westschweizer den Franzosen ähnlicher, und die Deutschschweizer den Deutschen. «Ob die Deutschschweizer im Gegenzug gründlicher reinigen als ihre welschen Mitbürgerinnen und Mitbürger, wissen wir nicht.»
Zwar reinigen die meisten Romands (93 Prozent) und Deutschschweizer (92 Prozent) ihre eigenen vier Wände selbst. Doch bei jenen Personen, die jemanden dafür anstellen, kommen erneut sprachregionale Unterschiede zutage. 10 Prozent dieser Gruppe in der Deutschschweiz hat eine Reinigungskraft engagiert, die nicht deklariert ist. In der Westschweiz ist der Schwarzmarkt-Anteil hingegen mit 28 Prozent fast drei Mal grösser.
«Hier spielt bestimmt die tiefere Kaufkraft in der Romandie eine Rolle», sagt Schollin-Borg. Zudem sei die nicht deklarierte Anstellung von Reinigungspersonal im frankophonen Raum gesellschaftlich stärker verbreitet, wie auch ein Blick auf Frankreich zeige. «Dort werden Löhne von 15 Franken bezahlt, was deutlich tiefer ist als bei einem regulären Reinigungsunternehmen.» In der Romandie seien es etwa 20 und in der Deutschschweiz 25 Franken. Dabei hat die Reinigungskraft keine Unfallversicherung und erhält auch keine AHV-Beiträge. «Insbesondere in Genf hat die Schwarzarbeit in den letzten Monaten massiv zugenommen», sagt Schollin-Borg. Grund sei die Einführung des Mindestlohns von 23 Franken.
Insofern überrascht es weniger, dass auch die Preisvorstellungen divergieren, je nach dem ob man links oder rechts von der Saane steht. Danach gefragt, welchen Preis man bereit wäre, pro Stunde für einen Wohnungsreinigungsdienst zu bezahlen, antworten zwei Drittel der Romands mit 20 bis 29 Franken. Nur 13 Prozent würden 30 bis 39 Franken dafür ausgeben - hur halb so viele wie in der Deutschschweiz, wo das Portemonnaie für eine saubere Wohnung offenbar lockerer sitzt.
Batmaid verlangt in den meisten Regionen der Schweiz brutto 39 Franken pro Stunde, Ausnahme bildet das Tessin mit 36 Franken. «Zurzeit analysieren wir, ob wir angesichts der Inflation unsere Preise leicht anheben müssen», sagt Schollin-Borg. Diese Preise, bei denen Sozialversicherungsabgaben und Feriengelder enthalten sind, gelten für die rund 3000 Batmaid-Reinigungskräfte, die direkt bei der Firma angestellt sind. 470 Personen benutzen die Online-Plattform aber nach wie vor nur als Vermittlungsdienst für ihre Arbeit.
Die Schweiz, kein einzig Volk wenn es um die Sauberkeit geht? Zumindest bei der Geschlechterfrage herrscht Übereinstimmung. Knapp zwei Drittel der Romands und Deutschschweizer geben an, dass es ihnen egal ist, wer ihre Wohnung reinigt. Ein Drittel bevorzugt hingegen eine Frau, und nur ein Bruchteil einen Mann.
95 Prozent aller Batmaid-Kandidaturen sind laut Schollin-Borg nach wie vor weiblich. «Immerhin stellen wir bei der Kundschaft zuletzt ein Umdenken fest.» So hätten viele Kundinnen und Kunden männliche Reinigungskräfte noch vor ein paar Jahren kritisch gegenüber gestanden. «Mit der Gleichstellungsdebatte hat sich das aber geändert, sodass die Mehrheit auch Männer akzeptiert.»
Batmaid will derweil weiter expandieren. Vor einem Jahr ging die Firma, die erst vor sieben Jahren gegründet wurde, in die Offensive und kündigte den Markteintritt in 21 europäischen Städten sowie in New York an (CH Media berichtete). Bis 2026 würden bis zu 50'000 Reinigungskräften zum Unternehmen hinzustossen. Um diesen Ausbau stemmen zu können, generierte Batmaid in zwei Finanzierungsrunden 30 Millionen Franken an Kapital. Zu den Investoren gehören unter anderem auch die Versicherung Bâloise und die Hotel- und Privatklinikgruppe Aevis.
Und wie sieht es heute aus? Wir sind in 19 zusätzlichen Städten in Europa präsent, darunter in Paris, Brüssel, Luxemburg, Berlin und Amsterdam, und wir haben 4'000 zusätzliche Angestellte auf Stundenbasis, sagt Schollin-Borg. Sprich: Die Ziele wurden nicht vollends erreicht. «Dies hat auch mit der derzeitigen Personalknappheit zu tun, die im Ausland sogar schlimmer als in der Schweiz ist.» Auch in New York und London ist Batmaid noch nicht aktiv, wie eigentlich geplant war. Schuld an den Verzögerungen seien höhere Auflagen in Folge der Pandemie und des Brexit.
Umsatzzahlen nennt Schollin-Borg nach wie vor nicht. Allerdings räumt er ein, dass auch 2022 keine schwarzen Zahlen resultieren werden - anders als er noch vor einem Jahr prognostiziert hatte. «2023 sollte es aber so weit sein.» Man wolle sich nun auf die Ausland-Strategie fokussieren. Dies hat zur Folge, dass die erst im Dezember angekündigte Expansion mit einem Wäscheservice namens «Batmaid Dry» auf Eis gelegt werden muss. Wird gar eine neue Finanzierungsrunde nötig? «Dieses Jahr sicher nicht», sagt Schollin-Borg. «Vielleicht nächstes Jahr.» (bzbasel.ch)