Einige hundert Personen haben sich am Samstagnachmittag auf dem Helvetiaplatz in Zürich zu einer Demonstration des Bündnisses «Schluss mit Krieg» eingefunden. Die Kundgebung organisiert haben verschiedene kleine Gruppierungen vom äusseren linken Rand, etwa die Partei der Arbeit (PdA) oder die Marxistisch-Leninistische Gruppe Schweiz (MLGS) und linke Diaspora-Organisationen.
Mit Parolen und auf Transparenten wurden ein Ende der Waffenlieferungen, der Ausstieg der Schweiz aus dem NATO-Kooperationsprogramm Partnership for Peace und die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland gefordert. Diese waren im Aufruf der Demo-Organisatoren als Teil der «transatlantischen Kriegsführung» bezeichnet worden. Kritisiert wurde auch «das Erstarken faschistischer Kräfte» in der Ukraine und «die Unterdrückung der russischsprachigen Minderheit».
In allen Redebeiträgen wurde der russische Angriff auf die Ukraine jeweils zwar verurteilt. Diese Worte wirkten jedoch mehr wie eine Pflichtübung. Viel mehr Raum nahm die Kritik an westlichen Waffenlieferungen und am «imperialistischen Kriegsbündnis NATO» ein. Dieses müsse aus Osteuropa abziehen, also auch aus Ländern, die freiwillig der Nato beigetreten sind.
Ein Demo-Teilnehmer war mit einem Transparent angereist, auf dem die USA und die NATO beschuldigt wurden, Europa in den dritten Weltkrieg zu treiben. Eine Mitschuld Russlands am Krieg verneinte der Mann auf Anfrage. Es seien die Waffenlieferungen aus dem Westen, die den Krieg verursacht hätten.
Ebenfalls viel Raum nahm die Forderung nach einem sofortigen Waffenstillstand und Verhandlungen ein. Über die nicht vorhandene Verhandlungsbereitschaft des russischen Präsidenten Putin oder das Schicksal der ukrainischen Zivilbevölkerung in den von Russland besetzten Gebieten nach einem allfälligen Waffenstillstand verloren die Rednerinnen und Redner kein Wort.
Hingegen warf ein Redner den «westlichen Dominanzmedien» vor, seit dem Maidan-Aufstand 2014 – in seinen Augen ein «faschistischer, von den USA gesteuerter Putsch» – subtil «Russophobie» zu verbreiten. Ein anderer verurteilte die «Verteufelung Putins».
Manche Redebeiträge kamen mit weniger Russland-Sympathien und plumpem Medienbashing zurecht und setzten auf fundamentale Systemkritik. Ein Redner zitierte den grossen französischen Sozialisten Jean Jaurès: «Der Kapitalismus trägt den Krieg in sich wie die Wolke den Regen.»
Auch in der Szene der Covid-Massnahmengegner war im Vorfeld zur Teilnahme an der Kundgebung aufgerufen worden. Doch bereits zum Auftakt der Demonstration stellte Tarek Idri vom Organisationsbündnis über Lautsprecher klar, dass Organisationen wie die Freiheitstrychler oder Mass-Voll nicht willkommen seien. Zur Kundgebung hatten sich auch etwa zwei Dutzend Antifa-Aktivisten eingefunden. Ihr Anliegen schien zu sein, einen Aufmarsch von Covid-Massnahmengegnern zu verhindern.
Die Freiheitstrychler waren dennoch am Rande des Helvetiaplatzes mit einem Wohnmobil mit Anhänger aufgefahren. Der Bewilligungsinhaber habe öffentlich klar zu verstehen gegeben, dass eine Präsenz der Freiheitstrychler und ähnlichen Gruppierungen auf der Kundgebung nicht erwünscht sei, sagt Benjamin Bloch, Sprecher der Stadtpolizei Zürich: «Aus Sicherheitsüberlegungen haben wir das Gespräch mit den Freiheitstrychlern gesucht.» Diese hätten freiwillig darauf verzichtet, sich unter die anderen Kundgebungsteilnehmer zu mischen. Wegweisungen seien nicht ausgesprochen worden.
Nach einem Umzug durch die Zürcher Innenstadt endete die Demonstration kurz vor 17 Uhr auf der Rathausbrücke. Zu Sachbeschädigungen oder Zwischenfällen kam es laut Stadtpolizei nicht. (aargauerzeitung.ch)
Aber wenn man in einer eigenen Welt lebt, blendet man halt alles aus, was nicht passt.
Jä nu...