Der Herzchirurg Francesco Maisano verlässt die Universität Zürich (UZH). Die UZH erhebt gestützt auf Gutachten schwere Vorwürfe gegen Maisano. Dieser weist die Vorwürfe zurück.
Da Maisano nicht mehr als Direktor der Klinik für Herzchirurgie tätig sei und sein Anstellungsverhältnis am Universitätsspital Zürich (USZ) auf Ende Februar 2021 beendet worden sei, fehle die Voraussetzung für die Professur für Herzchirurgie an der Universität Zürich, teilte die UZH am Freitag mit.
Die UZH habe die in verschiedenen Medienberichten geäusserten Vorwürfe gegen Maisano näher untersuchen lassen. Neben dem Verfahren wegen Verdachts auf wissenschaftliches Fehlverhalten hat die UZH nach eigenen Angaben auch eine Administrativuntersuchung veranlasst, um die ordnungsgemässe Meldung von Nebenbeschäftigungen und Interessenbindungen zu beleuchten.
Diese ist laut UZH-Medienmitteilung unter anderem zum Schluss gekommen, dass Maisano gegen UZH-Vorschriften zu den Nebenbeschäftigungen von Professorinnen und Professoren verstossen habe. Gemäss dem Bericht habe er es in einigen Fällen versäumt, die erforderlichen Bewilligungen für Nebenbeschäftigungen einzuholen.
Bei einer Untersuchung zur wissenschaftlichen Lauterkeit hätten externe Experten zudem festgestellt, dass der Verlauf und die Ergebnisse der Behandlung in vier Publikationen, bei denen Maisano Letztautor oder Koautor war, unvollständig war und besser dargestellt sei, als sie in den Patientenakten dokumentiert sei. Wesentliche Ereignisse wie die klinische Nachbehandlung oder ein Drahtbruch blieben in den Publikationen unerwähnt. Zudem seien Komplikationen teilweise nicht korrekt begründet worden.
Maisano stellte seinerseits am Freitag in einer Stellungnahme fest, dass er eine «einseitige, vorverurteilende und persönlichkeitsrechtsverletzende Medienkampagne» über sich habe ergehen lassen müssen, die «seine berufliche Existenz sowie seine Reputation schwer geschädigt» habe.
Bei den verspäteten Meldungen von Nebenbeschäftigungen und Interessenbindungen handle sich sich um administrative Mängel, «wie sie mit Sicherheit in jeder Klinik des Universitätsspitals Zürich zu finden sind» und die «niemals Anlass für eine disziplinarische Massnahme oder gar für eine Trennung» sein könnten.
Die Gutachten zur wissenschaftlichen Lauterkeit sind, wie Maisano in seiner Mitteilung festhält, «oberflächlich» und sie deckten nur vier von insgesamt 569 Publikationen von ihm ab. Zudem handle es sich bei den fraglichen Publikationen nicht um klinische Fallstudien, sondern um vier bildgebungsbasierte Kurzberichte bei denen es um Bilder gehe, die mit wenig Text erläutert würden. (sda)