Sandra Barmettler aus Seuzach nennt ihn «de grüen Kolleg». Seit April dieses Jahres sah sie den grünen Vogel immer wieder in ihrem Vogelhaus, manchmal habe er auch in einem grossen Baum in der Nähe ihres Hauses übernachtet, erzählt sie dem Landboten.
Der Spitzname kommt nicht von ungefähr, der grüne Vogel sei nämlich oft mit einem Taubenpärchen unterwegs gewesen, so Barmettler weiter. Livio Rey von der Vogelwarte Sempach kennt den richtigen Namen: Es handelt sich um einen Halsbandsittich. Das Verhalten des Vogels überrascht ihn nicht: «Halsbandsittiche sind sehr soziale Tiere und oft im Schwarm unterwegs», sagt er dem «Landboten».
Aber warum lebt so ein exotischer Vogel in der Schweizer (Stadt-)Wildnis? Weil er gar nicht so exotisch ist! In mehreren europäischen Städten gibt es Kolonien des Vogels, in Köln etwa lebten 2014 geschätzt 3000 Exemplare. Heimisch sind sie allerdings nicht in Europa. Die Halsbandsittiche gelten als Neozoon. Also als Tiere, die sich mit menschlicher Einflussnahme in einem Gebiet etabliert haben.
Unser grüner Kollege hat sich wohl irgendwo irgendwann davongeschlichen. In der Schweiz konnten sie sich allerdings noch nicht so ausbreiten wie in unseren Nachbarländern. Rey hat eine Theorie: «Die bisherigen Kolonien sind alle in Grossstädten, wo es meist auch viele grosse Parks gibt. In der Schweiz sind so grosse Parks seltener, was möglicherweise das Brutplatzangebot limitiert.»
Gänzlich ausgeschlossen ist eine Ansiedlung aber nicht: «Es ist durchaus möglich, dass in den nächsten Jahren in grenznahen Städten wie Genf, Basel oder Lugano vermehrt Halsbandsittiche auftauchen und sich die Art in der Schweiz etabliert», so Rey. Die Tierschützer hätten keine Freude: Es gibt Hinweise, dass der Sittich einheimische Arten in Bedrängnis bringen könnte.
(jaw)