Schweiz
Zürich

Energie Uster AG klärt wegen verunreinigtem Trinkwasser auf

verunreinigtes wasser
In Teilen von Uster ist das Wasser verunreinigt.Bild: Shutterstock

«Vorgehen hat sich nicht bewährt» – Energie Uster erklärt Kommunikation zum Trinkwasser

Die Kommunikation zum verunreinigten Trinkwasser in Uster sorgte bei vielen Betroffenen für Unverständnis. Gegenüber watson erklärt Philippe Joss von der Energie Uster AG ihr Vorgehen.
09.08.2024, 21:0010.08.2024, 12:26
Mehr «Schweiz»

Ein Teil der Ustermer Bevölkerung soll wegen einer Verunreinigung bis Montag auf Trinkwasser verzichten. Bereits am Donnerstagnachmittag wurden erste Haushalte im betroffenen Gebiet per Merkblatt im Briefkasten darüber informiert. Dieses Vorgehen sorgte bei vielen Einwohnerinnen und Einwohnern für Unverständnis.

Philippe Joss, der Bereichsleiter für Vertrieb, Energie und Wasser der Energie Uster AG, erklärt gegenüber watson, wieso man so vorgegangen ist.

Wieso wurden nicht alle gleichzeitig informiert?

Man habe Kundinnen und Kunden, die sensible Tätigkeiten ausüben, vorab informiert, erklärt Joss. So etwa das Gesundheitswesen, Restaurants und Heime. Zudem sei diesen Kunden ein Merkblatt für den internen Gebrauch zur Verfügung gestellt worden. Doch Joss räumt ein:

«Dieses Vorgehen hat sich nicht bewährt.»

Das interne Merkblatt mit den Handlungsempfehlungen sei ohne Absprache öffentlich gemacht worden, indem es fotografiert und in die sozialen Medien gepostet worden sei. Das Merkblatt sei jedoch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen und habe entsprechend für Unsicherheit gesorgt. Die später erfolgte offizielle Information der Bevölkerung sei dadurch erschwert worden.

«Die Informationsverbreitung hat eine Eigendynamik erhalten, die der Sache nicht diente. Das haben wir unterschätzt.»

Es ist jedoch anzumerken, dass gemäss Berichten von Betroffenen das Merkblatt am Donnerstagnachmittag auch in die Briefkästen von Privatpersonen geworfen worden ist. Auf diese Tatsache ging Joss jedoch nicht ein.

Wieso wurde nicht über SwissAlert informiert?

Dass die Verunreinigung nicht über SwissAlert kommuniziert worden sei, sei ein bewusster Entscheid gewesen.

«SwissAlert ist bei Bränden und Gefahr von Überschwemmungen im Einsatz.»

Lokale Wasserverunreinigungen seien nicht typische Fälle für SwissAlert. Typische Fälle seien hingegen Meldungen zu Überschwemmungen oder Bränden, da in solchen Fällen oft Evakuationen notwendig seien. Bei Bränden gehe es oft um geschlossene Fenster, bei Murgängen darum, dass die Menschen ihre Häuser verlassen müssen. SwissAlert dürfe nicht mit zu vielen Fällen überlastet werden.

Wieso wird die Art der Verunreinigung nicht kommuniziert?

Um welche Art der Trinkwasser-Verunreinigung es sich handle, werde nicht offiziell kommuniziert, erklärt Joss. Dies sei aufgrund der Komplexität der Thematik nicht zielführend und führe oft zu mehr Verwirrung als Nutzen. Es sei jedoch sinnvoll zu kommunizieren, dass eine Grenzwertüberschreitung stattgefunden habe, die Massnahmen und Handlungsanweisungen für die Kundinnen und Kunden erfordere.

Auf die Frage, warum die Art der Verunreinigung nicht konkret kommuniziert werde, sagt Joss:

«Das dient den Kundinnen und Kunden nicht. Das sind alles Fachbegriffe, die sie überfordern. Wie beispielsweise ‹PFAS› und ‹Metaboliten›. Auf diese Bezeichnungen gibt es nur Folgefragen, welche die Verunsicherung noch verstärken und nicht lösungsorientiert sind.»

Man könne sich darauf verlassen, dass die Problematik mit allen zuständigen Ämtern und Fachstellen sorgfältig angeschaut werde und man Massnahmen daraus ableite.

Was wird jetzt getan?

In den betroffenen Gebieten würden nun sämtliche Leitungen mit frischem Wasser durchgespült, was bis Sonntag dauere, erklärt Joss. Betroffen seien vor allem die Gebiete südlich der Bahnlinie. Konkret Niederuster und Riedikon sowie Teile von Kirchuster, Nänikon – das teilweise nördlich der Bahnlinie liegt – und Werrikon.

Ob die Spülungen die gewünschte Wirkung zeigen, werde erst am Montag nach der Analyse von neuen Wasserproben klar, so Joss weiter. Am Montagnachmittag werde man via Homepage der Energie Uster AG darüber informieren. Bis dahin sollten betroffene Einwohnerinnen und Einwohner entsprechende Vorsichtsmassnahmen treffen.

Joss betont:

«Wir geben unser Bestes, um das in Ordnung zu bringen.»

Bei Fragen zum Trinkwasser steht am Wochenende von 8 bis 17 Uhr eine Hotline von der Energie Uster AG zur Verfügung.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
So gelangen Krankheitserreger ins Trinkwasser
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
95 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Helas
09.08.2024 21:58registriert Oktober 2016
Ich bin mir sicher, die Ursachen von Wasserverunreinigungen lassen sich in jedem Fall einfach & verständlich erklären. Z.B.: "Die Quellfassung XY wurde durch ausgebrachte Gülle bakteriologisch verunreinigt. Dies wurde vom Kantonalen Labor am X.X.XX bemerkt. Für Colibakterien lagen die Keimzahlen über dem Grenzwert. Die betroffene Quelle wurde sofort vom Netz getrennt. Nach dem Durchspülen der Leitungen wird das Problem voraussichtl. gelöst sein. Die Resultate der nächsten Kontrollen werden am Montag vorliegen." Selbst beim Dümmsten kommt das garantiert besser an, als Informationsverweigerung.
2382
Melden
Zum Kommentar
avatar
FunkyKoi
09.08.2024 21:39registriert Dezember 2021
Wäre nicht das erste Mal, dass verunreinigten Trinkwasser per Alert Swiss kommuniziert wird. Sehe nicht, warum man das nicht nutzen sollte. Als Userin kann ich einstellen, über welche Gebiete ich informiert werden will, bzw in einem solchen Fall muss.
Hoffentlich lernen die Verantwortlichen was draus.
921
Melden
Zum Kommentar
avatar
denkpause
10.08.2024 02:55registriert April 2021
Dass nicht kommuniziert werden will, um was für eine Verunreinigung es sich handelt, hört sich stark danach an, dass man jemanden schützen will, da aufgrund der Verunreinigung auf den Verursacher geschlossen werden könnte.

Da scheint wer nen Bonus zu haben bei der Energie Uster.
842
Melden
Zum Kommentar
95
    Swiss erzielt im Jahr 2024 Rekordumsatz – aber macht weniger Gewinn

    Die Swiss hat ein sehr gutes Jahr 2024 hinter sich: Während der Umsatz auf ein Allzeithoch stieg, konnte die Lufthansa-Tochter den Rekordgewinn des Vorjahres nicht halten. Immerhin erzielte die Swiss den zweitbesten Gewinn ihrer Geschichte.

    Zur Story