Schweiz
Zürich

Verunreinigtes Trinkwasser in Uster sorgt für Ärger in Bevölkerung

«Bei Durchfall Hausarzt aufsuchen» – Uster bleibt bezüglich Trinkwasser vage

Gestern Nachmittag informierte das Energiewerk Energie Uster über verunreinigtes Trinkwasser. Wie? Unter anderem mittels Merkblatt, das bei einigen Haushalten im Briefkasten landete – und für Fragezeichen sorgte.
09.08.2024, 12:3009.08.2024, 18:29
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Uster warnte halbpatzig vor verunreinigtem Trinkwasser

Die Unsicherheit war gross, als gestern bei einigen Einwohnern und Einwohnerinnen der Stadt Uster, ein Merkblatt in den Briefkasten flatterte. Darauf wurde vom Energiewerk Energie Uster darauf hingewiesen, dass in einigen Teilen von Uster das Trinkwasser «bakteriologisch» verunreinigt sei. In Riedikon, Niederuster, Werrikon und Nänikon solle man das Leitungswasser daher nicht trinken.

Merkblatt Wasser verunreinigt Uster
Dieses Merkblatt wurde in Uster verteilt.facebook

Das Problem: Nicht alle haben dieses Merkblatt erhalten. Zudem ist es weder konkret an einen Empfänger adressiert, noch unterzeichnet. Auch ein Datum fehlt, weshalb viele Empfänger an der Echtheit dieses Dokuments zweifelten.

Polizei offenbar nicht informiert

In der Hoffnung auf Antworten wandte sich eine Einwohnerin an eine private Facebookgruppe für Ustermer und fragte nach, wer dieses Merkblatt auch erhalten habe. Viele kommentierten daraufhin, dass sie nichts erhalten hätten, obwohl sie in einer betroffenen Region wohnten. Wie eine Person schreibt, habe sie bei der Polizei angerufen, um mehr Informationen zu erhalten. Ihr sei daraufhin gesagt worden, dass weitere Abklärungen gemacht würden. Laut neusten Messungen sei das Wasser aber trinkbar, so die Polizei.

Noch verwirrender wurde es, als jemand spätabends schrieb, dass laut Pikettdienst von Energie Uster offenbar keine Warnung von ihnen herausgegangen sei.

Uster Trinkwasser verunreinigt
Bild: facebook

Das Spital Uster schien hingegen andere Informationen gehabt zu haben: Jemand schrieb, dass allen Patientinnen und Patienten im Spital das Wasser weggenommen worden sei. Dies, obwohl sich das Spital eigentlich nicht in einer vom verunreinigten Trinkwasser betroffenen Gegend befindet.

Uster Trinkwasser verunreinigt
Bild: facebook

Viele Einwohnerinnen und Einwohner erfuhren schliesslich über eine Meldung von 20min zum ersten Mal über das verunreinigte Trinkwasser. Auch auf der offiziellen Seite der Stadt Uster wurde schliesslich vor der Verunreinigung gewarnt. Wer dort auf mehr Informationen gehofft hatte, wurde allerdings enttäuscht. Man werde am nächsten Tag informieren, hiess es in der Meldung.

Ärger bei Einwohnerinnen und Einwohnern gross

Bei den Einwohnerinnen und Einwohnern sorgt diese Art von Kommunikation für Ärger. Das Merkblatt wirkte auf viele unglaubwürdig und unprofessionell, zudem soll es gemäss Betroffenen erst im Verlaufe des Nachmittags verteilt worden sein. Damit wurde bereitwillig in Kauf genommen, dass Betroffene die Warnung erst am nächsten Morgen (oder gar noch später) im Briefkasten finden.

Uster Trinkwasser verunreinigt
Bild: facebook
Uster Trinkwasser verunreinigt
Bild: facebook

Eine Betroffene in Nänikon erzählte gegenüber watson, dass auch sie keine Informationen erhalten habe. Sie sei erst gestern Abend von einem Nachbarn informiert worden, der die Information auf 20min gelesen und netterweise danach sämtliche Parteien im Haus gewarnt habe. Sie sei erst vor drei Wochen Mutter geworden, weshalb sie und ihr Partner seither fast ausschliesslich zu Hause seien und viel Leitungswasser tränken, erzählt sie.

Gestern habe sie zudem ihr Baby gebadet. Jetzt macht sie sich Sorgen, dass das Baby eventuell durch Finger im Mund verunreinigtes Wasser zu sich genommen haben könnte. Weiter litten sie und ihr Partner schon seit einigen Tagen an einem «komischen Magen», wie sie sagt. Ob das ein Zusammenhang mit dem Wasser habe, wisse sie aber nicht.

Auf der offiziellen Webseite der Stadt Uster hiess es derweil, man wolle am frühen Freitagnachmittag weiter informieren. Für viele Einwohnerinnen und Einwohner ist das unverständlich. Nach den knappen Informationen vom Donnerstag wissen sie noch immer nicht, welche Folgen das Trinken des Leitungswassers haben könnte.

verunreinigts trinkwasser uster
Bild: facebook

Viele fragen sich ausserdem, warum nicht AlertSwiss zum Informieren der Bevölkerung genutzt worden sei. AlertSwiss informiert in Echtzeit per Webseite und per App über alle möglichen Arten von Gefahren in der gesamten Schweiz.

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fabebook

Informationen am Freitag zunächst weiter vage

Energie Uster kündigte an, am frühen Freitagnachmittag weitere Informationen zu geben. Diese fielen zunächst spärlich aus – es blieb weiter unklar, um welche Art der Verunreinigung es sich genau handelt.

Bei den neuen Informationen handelt es sich um «Antworten zu häufig gestellten Fragen». Dort wird erklärt, dass man das Wasser mindestens für drei Minuten sprudelnd kochen müsse. Dadurch würden allfällige Keime abgetötet. Sollte man in den letzten Tagen Leitungswasser getrunken haben, solle man Folgendes tun:

«Achten Sie auf ihr allgemeines Wohlbefinden. Bei Krankheitssymptomen, wie beispielsweise Durchfall, kontaktieren Sie Ihren Hausarzt.»

Duschen und die Benutzung der Waschmaschine seien weiterhin möglich. Auch Tiere müssen vom Leitungswasser nichts befürchten.

Nach wie vor gelten die bereits vorher publizierten Vorsichtsmassnahmen:

  • Leitungswasser nicht trinken
  • Nicht mit Leitungswasser Zähne putzen
  • Keine Lebensmittel mit Leitungswasser behandeln (keine Lebensmittelwaschung oder etwa Kindernahrung mit Leitungswasser anrühren
  • Geschirr und Besteck nicht mit Leitungswasser abwaschen

Die Vorsichtsmassnahmen gelten bis zur Entwarnung durch Energie Uster.

Verunreinigung wohl durch Darmbakterien

Laut Informationen von ZüriToday solle das Wasser durch E.coli-Bakterien, ein Darmbakterium, verunreinigt sein (EHEC). Diese können laut dem Bundesamt für Gesundheit drei bis vier Tage nach einer Ansteckung zu Durchfall und starken Bauchkrämpfen führen. Bei einer schweren Verlaufsform, die selten auftritt, kann es zu blutigem Durchfall und Fieber kommen. Eine Infektion kann aber auch symptomlos verlaufen.

Die nächsten Informationen erfolgen via Homepage der Energie Uster AG am Montagnachmittag.

Run auf Wasserflaschen

Um Trinkwasser zu gewinnen, lässt sich das Leitungswasser aber abkochen. Eine andere Option ist der Kauf von Mineralwasser, wie die Stadt Uster bereits gestern schrieb. Mit Folgen: Innert kürzester Zeit waren die Regale mit Wasserflaschen im Coop am Bahnhof Uster leer.

Im Coop beim Bahnhof Uster waren gestern Abend die Regale mit Wasserflaschen bereits komplett leer geräumt.
Im Coop beim Bahnhof Uster waren gestern Abend die Regale mit Wasserflaschen bereits komplett leer geräumt.

Coop bestätigt den Run auf Wasser gegenüber ZüriToday. «Die Nachfrage nach stillem Wasser war am Donnerstagabend höher als normal», sagt Mediensprecherin Carole Husi. Die Nachfrage habe das Angebot überstiegen. Wie viele Wasserflaschen die Filiale an diesem Abend verkaufte, gibt Coop nicht an.

«Wir rechnen auch in den kommenden Tagen mit einer erhöhten Nachfrage und haben entsprechende Massnahmen eingeleitet, um unseren Kundinnen und Kunden genügend Mineralwasser in der Verkaufsstelle anbieten zu können», sagt Husi.

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149 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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yoghourtBecher
09.08.2024 12:51registriert Juni 2023
Gestern Abend hat mein Nachbar unseren Block informiert. Er hatte die meldung auf 20min gelesen und zunächst an eine Falschmeldung geglaubt. Hat aber trotzden bei Energie Uster angerufen, wo ihm das Bestätig wurde. Bei uns kam kein Flyer an. Ohne Alltagshelden wie meinem Nachbarn hätten wir das erst heute mitbekommen.
Energie Uster, Note 2, nachsitzen.
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DerHans
09.08.2024 12:44registriert Februar 2016
Immerhin haben sie es nicht mit einem Fax versucht.

Manchmal könnte man meinen einige Unternehmen seien in den 1980ern stehen geblieben.
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Beat_
09.08.2024 12:45registriert Dezember 2018
Wenn sich das tatsächlich so zugetragen hat wie beschrieben, spricht das nicht für Energie Uster und auch nicht für die Stadt.
Meiner Meinung nach gibt es aktuell nur den Weg über AlertSwiss, um die Bevölkerung auf das Problem aufmerksam zu machen. Damit alle Wissen, dass das Trinkwasser möglicherweise gesundheitsgefährdend ist. Die Details dazu können ja dann mit etwas weniger Dringlichkeit kommuniziert werden.
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