Die Unsicherheit war gross, als gestern bei einigen Einwohnern und Einwohnerinnen der Stadt Uster, ein Merkblatt in den Briefkasten flatterte. Darauf wurde vom Energiewerk Energie Uster darauf hingewiesen, dass in einigen Teilen von Uster das Trinkwasser «bakteriologisch» verunreinigt sei. In Riedikon, Niederuster, Werrikon und Nänikon solle man das Leitungswasser daher nicht trinken.
Das Problem: Nicht alle haben dieses Merkblatt erhalten. Zudem ist es weder konkret an einen Empfänger adressiert, noch unterzeichnet. Auch ein Datum fehlt, weshalb viele Empfänger an der Echtheit dieses Dokuments zweifelten.
In der Hoffnung auf Antworten wandte sich eine Einwohnerin an eine private Facebookgruppe für Ustermer und fragte nach, wer dieses Merkblatt auch erhalten habe. Viele kommentierten daraufhin, dass sie nichts erhalten hätten, obwohl sie in einer betroffenen Region wohnten. Wie eine Person schreibt, habe sie bei der Polizei angerufen, um mehr Informationen zu erhalten. Ihr sei daraufhin gesagt worden, dass weitere Abklärungen gemacht würden. Laut neusten Messungen sei das Wasser aber trinkbar, so die Polizei.
Noch verwirrender wurde es, als jemand spätabends schrieb, dass laut Pikettdienst von Energie Uster offenbar keine Warnung von ihnen herausgegangen sei.
Das Spital Uster schien hingegen andere Informationen gehabt zu haben: Jemand schrieb, dass allen Patientinnen und Patienten im Spital das Wasser weggenommen worden sei. Dies, obwohl sich das Spital eigentlich nicht in einer vom verunreinigten Trinkwasser betroffenen Gegend befindet.
Viele Einwohnerinnen und Einwohner erfuhren schliesslich über eine Meldung von 20min zum ersten Mal über das verunreinigte Trinkwasser. Auch auf der offiziellen Seite der Stadt Uster wurde schliesslich vor der Verunreinigung gewarnt. Wer dort auf mehr Informationen gehofft hatte, wurde allerdings enttäuscht. Man werde am nächsten Tag informieren, hiess es in der Meldung.
Bei den Einwohnerinnen und Einwohnern sorgt diese Art von Kommunikation für Ärger. Das Merkblatt wirkte auf viele unglaubwürdig und unprofessionell, zudem soll es gemäss Betroffenen erst im Verlaufe des Nachmittags verteilt worden sein. Damit wurde bereitwillig in Kauf genommen, dass Betroffene die Warnung erst am nächsten Morgen (oder gar noch später) im Briefkasten finden.
Eine Betroffene in Nänikon erzählte gegenüber watson, dass auch sie keine Informationen erhalten habe. Sie sei erst gestern Abend von einem Nachbarn informiert worden, der die Information auf 20min gelesen und netterweise danach sämtliche Parteien im Haus gewarnt habe. Sie sei erst vor drei Wochen Mutter geworden, weshalb sie und ihr Partner seither fast ausschliesslich zu Hause seien und viel Leitungswasser tränken, erzählt sie.
Gestern habe sie zudem ihr Baby gebadet. Jetzt macht sie sich Sorgen, dass das Baby eventuell durch Finger im Mund verunreinigtes Wasser zu sich genommen haben könnte. Weiter litten sie und ihr Partner schon seit einigen Tagen an einem «komischen Magen», wie sie sagt. Ob das ein Zusammenhang mit dem Wasser habe, wisse sie aber nicht.
Auf der offiziellen Webseite der Stadt Uster hiess es derweil, man wolle am frühen Freitagnachmittag weiter informieren. Für viele Einwohnerinnen und Einwohner ist das unverständlich. Nach den knappen Informationen vom Donnerstag wissen sie noch immer nicht, welche Folgen das Trinken des Leitungswassers haben könnte.
Viele fragen sich ausserdem, warum nicht AlertSwiss zum Informieren der Bevölkerung genutzt worden sei. AlertSwiss informiert in Echtzeit per Webseite und per App über alle möglichen Arten von Gefahren in der gesamten Schweiz.
Energie Uster kündigte an, am frühen Freitagnachmittag weitere Informationen zu geben. Diese fielen zunächst spärlich aus – es blieb weiter unklar, um welche Art der Verunreinigung es sich genau handelt.
Bei den neuen Informationen handelt es sich um «Antworten zu häufig gestellten Fragen». Dort wird erklärt, dass man das Wasser mindestens für drei Minuten sprudelnd kochen müsse. Dadurch würden allfällige Keime abgetötet. Sollte man in den letzten Tagen Leitungswasser getrunken haben, solle man Folgendes tun:
Duschen und die Benutzung der Waschmaschine seien weiterhin möglich. Auch Tiere müssen vom Leitungswasser nichts befürchten.
Nach wie vor gelten die bereits vorher publizierten Vorsichtsmassnahmen:
Die Vorsichtsmassnahmen gelten bis zur Entwarnung durch Energie Uster.
Laut Informationen von ZüriToday solle das Wasser durch E.coli-Bakterien, ein Darmbakterium, verunreinigt sein (EHEC). Diese können laut dem Bundesamt für Gesundheit drei bis vier Tage nach einer Ansteckung zu Durchfall und starken Bauchkrämpfen führen. Bei einer schweren Verlaufsform, die selten auftritt, kann es zu blutigem Durchfall und Fieber kommen. Eine Infektion kann aber auch symptomlos verlaufen.
Die nächsten Informationen erfolgen via Homepage der Energie Uster AG am Montagnachmittag.
Um Trinkwasser zu gewinnen, lässt sich das Leitungswasser aber abkochen. Eine andere Option ist der Kauf von Mineralwasser, wie die Stadt Uster bereits gestern schrieb. Mit Folgen: Innert kürzester Zeit waren die Regale mit Wasserflaschen im Coop am Bahnhof Uster leer.
Coop bestätigt den Run auf Wasser gegenüber ZüriToday. «Die Nachfrage nach stillem Wasser war am Donnerstagabend höher als normal», sagt Mediensprecherin Carole Husi. Die Nachfrage habe das Angebot überstiegen. Wie viele Wasserflaschen die Filiale an diesem Abend verkaufte, gibt Coop nicht an.
«Wir rechnen auch in den kommenden Tagen mit einer erhöhten Nachfrage und haben entsprechende Massnahmen eingeleitet, um unseren Kundinnen und Kunden genügend Mineralwasser in der Verkaufsstelle anbieten zu können», sagt Husi.
Energie Uster, Note 2, nachsitzen.
Manchmal könnte man meinen einige Unternehmen seien in den 1980ern stehen geblieben.
Meiner Meinung nach gibt es aktuell nur den Weg über AlertSwiss, um die Bevölkerung auf das Problem aufmerksam zu machen. Damit alle Wissen, dass das Trinkwasser möglicherweise gesundheitsgefährdend ist. Die Details dazu können ja dann mit etwas weniger Dringlichkeit kommuniziert werden.