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Zürich

Laubbläser: Hausmeister ärgert sich über drohendes Verbot

Benzinlaubbläser
Der Laubbläser, das unnötig laute Ärgernis? Ein Hausmeister widerspricht.Bild: Shutterstock

Hausmeister genervt: «Laubbläser-Verbot kommt von Leuten, die keine Ahnung haben»

Es ist die wohl unbeliebteste Maschine überhaupt: der Laubbläser. In der Stadt Zürich soll er nun sogar verboten werden. Was sagen Menschen dazu, die beruflich auf Laubbläser angewiesen sind?
15.09.2025, 18:2615.09.2025, 18:26

Nein, eine Augenweide ist das Objekt, an dem sich der Streit entzündet, nicht. Das schwarze Rohr ist zu kurz für einen Staubsauger. Aus dem Rohr ragt ein Joystick, was das Gerät noch unförmiger macht. Und mit dem knallig orangen Körper, in den das Rohr mündet und den man sich auf den Rücken schnallt, sieht man ein bisschen aus wie ein Erstklässler auf dem Schulweg.

Wenn nicht schön, dann wenigstens wohltuend in den Ohren? Im Gegenteil: Mit über 100 Dezibel malträtiert die Maschine das Trommelfell. Das ist gleich laut wie ein Presslufthammer. Und riechen tut sie nach Benzin, Abgasen und einer längst vergangenen Zeit.

Stihl BR 800 C-E, benzinbetrieben
Viel Geld für viel Lärm: Der Premium-Laubbläser BR-800 von Stihl kostet fast 1200 Franken. Bild: Stihl

Tatsächlich soll nun auch der Laubbläser – zumindest in der Stadt Zürich – zur Vergangenheit gehören. Denn der Gemeinderat hat entschieden, Laubbläser zu verbieten. Ausnahmen sollen nur noch in der Laubsaison gelten, also in den Monaten Oktober bis Dezember, und das auch nur für elektrische Laubbläser.

Die Benziner sollen ganz verboten werden. Der Stihl BR-800 und sein nervtötendes Gekreische würden unwiderruflich aus dem Stadtgebiet verschwinden. Die Mehrheit des Gemeinderats argumentiert mit der hohen Lärmbelastung, die von Laubbläsern ausgehen. Bei den Benzingeräten kommt dazu, dass ihre Abgase die Umwelt schädigen. Aber auch Elektrogeräte sind schlecht für die Natur: Das Aufwirbeln des Laubs zerstört den Lebensraum von Kleinlebewesen wie Spinnen und Insekten, aber auch Igel. Zudem wird Feinstaub aufgewirbelt, der anschliessend von Mensch und Tier eingeatmet wird.

Weil die FDP, SVP, Mitte und EVP das Referendum gegen das Verbot ergriffen, stimmt die Stadtzürcher Stimmbevölkerung am 28. September darüber ab.

Weder was fürs Auge noch für die Ohren noch für die Nase: Warum also ist eine Höllenmaschine wie der Laubbläser so populär? Was sind das für Menschen, die solches Gerät ihr Eigen nennen?

Auf Anfrage bei Jumbo, dem mit über 100 Filialen grössten Gartenmarkt der Schweiz, heisst es: «Laubbläser verkaufen sich jedes Jahr gut», so der Mediensprecher gegenüber watson. Wie viele Laubbläser sie pro Jahr verkaufen, will Jumbo nicht kommunizieren. Es seien mittlerweile aber fast nur noch elektrische Geräte. Und: «Ein Verbot wäre schmerzhaft, aber verkraftbar.»

Ähnlich klingt es bei Bauhaus. Nur noch 15 Prozent der verkauften Laubbläser seien benzinbetrieben. Das geplante Laubbläserverbot in der Stadt Zürich erachtet Bauhaus Schweiz zwar nicht als massgebend für das Geschäft, aber: «Da Laubbläser immer leiser werden und nur in ausgewählten Wochen und Monaten dezidiert eingesetzt werden, erachten wir Verbote als nicht zielführend.»

Der böse Hausmeister?

Nicht nur Privatpersonen gehen ihren Mitmenschen mit Laubblasen auf den Geist. Bauhaus Schweiz weist darauf hin, dass viele Laubbläser-Käufer aus dem professionellen Bereich stammen. In einem Reddit-Thread mit dem Titel «Laubbläser sind ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit» sind die Schuldigen deshalb schnell ausgemacht: Die Hausmeister.

«Zwei Blätter auf dem gesamten Schulhof und der Hausmeister geht mit dem Gebläse rum»
Reddit-User 0831Owls

Ein anderer User schreibt:

«Der Hausmeister im Nachbarhaus wird scheinbar nach Stunden bezahlt. Der fängt um 7 Uhr an, den Laubbläser anzuwerfen. Macht das Laub zu nem Haufen, wartet bis der Wind alles durcheinanderweht und fängt von vorne an»

Gegenüber watson nimmt ein Hausmeister Stellung. Er arbeitet seit mehreren Jahrzehnten in der Branche, auch in der Stadt Zürich. Seinen Namen möchte er lieber nicht in der Zeitung lesen im Zusammenhang mit Laubbläsern – «sonst bekomme ich wieder böse Mails».

Der Hausmeister hat gar kein Verständnis für das Verbotsbegehren. Denn der Laubbläser sei für Hausmeister ein wichtiges Werkzeug, ermögliche schnelles und effizientes Arbeiten. «Wenn wir künftig nur noch mit dem Besen unterwegs sein dürfen, brauchen wir ein Vielfaches an Zeit.» Und Zeit ist Geld:

«Die höheren Kosten müssten wir an die Hauseigentümer weitergeben. Das würde für die Mieter dann eine happige Nebenkosten-Abrechnung geben.»

Die Hausmeister wirbeln mit den Laubbläsern nicht nur alte Blätter durch die Luft. Er helfe ihnen auch dabei, gemähtes Gras oder Zweige von den Trottoirs zu entfernen. «Wir Hausmeister sind ganzjährig auf Laubbläser angewiesen, nicht nur im Herbst», sagt der Hausmeister.

Ein Laubbläser gleich vier Arbeitskräfte

Auch Landschaftsgärtner und -gärtnerinnen brauchen den Laubbläser. Sie befreien damit Trottoirs vom Laub, blasen gemähtes Gras von Gehwegen zurück in die Wiese oder entwirren das Unterholz-Dickicht.

Grün Stadt Zürich ist zuständig für die Pflege der städtischen Parks, Friedhöfe und Sportanlagen. Die Flotte der Stadt ist 139 Laubbläser stark, wie die Medienstelle von Grün Stadt Zürich gegenüber watson sagt. Zwar kommen seit 2018 ausschliesslich elektrische Laubbläser zum Einsatz. Aber auch die wären neu zwischen Januar und September verboten, sollte die Laubbläser-Vorlage an der Urne angenommen werden.

Wie gross der finanzielle Schaden für die Stadt wäre, will Grün Stadt Zürich auf Anfrage nicht beziffern. Die Medienstelle schreibt aber: «Grundsätzlich geht man davon aus, dass ein Laubbläser 3 bis 4 manuelle Arbeitskräfte ersetzt.»

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Der Hausmeister findet die ganze Diskussion «weltfremd». Es sei schliesslich nicht so, dass Hausmeister aus Spass den Laubbläser anwerfen würden. «Ich finde das eine sehr abgehobene Diskussion. Dieses Verbot kommt von Leuten, die sich keine Vorstellung davon machen, wie anstrengend der Beruf eines Hauswarts ist.»

Laubbläser stösst gleich viel Schadstoffe aus wie 100 Autos

Video: srf/Roberto Krone
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377 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hadock50
15.09.2025 19:04registriert Juli 2020
Das perfekte Symbol unserer Zeit ist der Laubbläser:
Er verlagert ein Problem von einem Ort zum anderen, ohne es zu lösen, benötigt dafür wertvolle Energie und macht eine Menge Lärm
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Urmel
15.09.2025 18:29registriert Juli 2015
Ich habe meinen Staubsauger in einen Staubbläser eingetauscht. Nun funktioniert das mit dem Putzen nur noch bedingt, macht aber deutlich mehr Spass 👍
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NotSweden
15.09.2025 18:23registriert März 2022
Ich kann mit den Laubbläsern überhaupt nichts anfangen. Zum ersten Mal vor Jahrzehnten in den USA gesehen, und schon damals gedacht, was für ein Quatsch. Furchtbar lärmig, den ganzen Dreck einfach auf der Strasse verteilen, nichts mit einsammeln. Leider haben die Dinger es über den Atlantik geschafft. Wenn schon, denn schon sollte man die Variante als Laubsauger brauchen, und nicht den ganzen Staub im Quartier verteilen.
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