Schweiz
Zürich

Zürcher Finanzdirektor Ernst Stocker wehrt sich gegen Schnüffel-Vorwurf

Regierungsrat Ernst Stocker spricht an einer Medienkonferenz zum Thema Wohnsitzabklärungen des Steueramts am Donnertag, 13. November 2025 im Konferenzzentrum Walcheturm in Zuerich. (KEYSTONE/Claudio T ...
Der Zürcher Finanzdirektor Ernst Stocker.Bild: keystone

Zürcher Finanzdirektor wehrt sich gegen Schnüffel-Vorwurf: «Alles angemessen»

13.11.2025, 13:2413.11.2025, 13:24

Der Zürcher Finanzdirektor Ernst Stocker (SVP) hat sich am Donnerstag gegen den Vorwurf gewehrt, dass das Steueramt bei Wohnsitzabklärungen zu viel in der Privatsphäre der Leute herumschnüffle. Das sei alles angemessen und legal.

In 200 Fällen klärte das Steueramt im vergangenen Jahr ab, ob der offizielle Wohnsitz einer Person auch dem tatsächlichen Aufenthalt entspricht. Also ob die Person beispielsweise wirklich ins steuerlich vorteilhaftere Graubünden gezogen ist oder doch vielmehr noch im alten Einfamilienhaus in Zürich lebt.

Tieferes Steuerniveau «kann verlockend sein»

«Das tiefere Steuerniveau in anderen Kantonen kann verlockend sein», sagte Stocker weiter. Meist gehe es um viel Geld. Das Thema sei natürlich sensibel, weil die Abklärungen die Herausgabe von persönlichen Daten nötig machen würden. Das Steueramt handle aber verhältnismässig und halte sich natürlich an das Gesetz.

Dass Stocker öffentlich erklärt, wie das Steueramt arbeitet, hat seinen Grund in einem kürzlich erschienenen «NZZ»-Artikel, in dem gar das Wort «Steuer-Stasi» vorkam. Für Stocker «völlig daneben».

Die FDP reichte – aufgeschreckt vom Artikel – einen Vorstoss ein und verlangte Auskunft über die Recherche-Methoden des Steueramtes und die Art der gesammelten Daten.

Auch die Datensammlungen verteidigte Stocker. Um einen Wohnsitz abklären zu können, brauche es nun mal Strom- und Wasserabrechnungen, Handydaten und Bankauszüge. Das Steueramt wolle nicht wissen, mit wem jemand telefoniere und was jemand kaufe, sondern nur den Ort und den Zeitpunkt.

Nespresso-Kapseln lassen Steuertrick auffliegen

Auch Krankenkassenbelege kann das Steueramt verlangen, weil die meisten Menschen an ihrem Lebensmittelpunkt zum Arzt gehen. Auch andere Kantone würden solche Abklärungen machen, betonte Stocker.

Bekanntestes Beispiel sind wohl die Abklärungen des Kantons Zug im Fall des ehemaligen Novartis-Chefs Daniel Vasella. Dieser hatte angegeben, dass er nach Monaco gezogen sei.

Tatsächlich hatte er seinen Lebensmittelpunkt aber immer noch in Risch ZG. Die Wasserrechnung, Telefonabrechnungen und die Einkäufe für Nespresso-Kapseln liessen seinen Steuertrick auffliegen. Er verlor vor Gericht und musste in Zug Steuern nachzahlen. (sda)

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30 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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lumpensammlerin
13.11.2025 14:13registriert Mai 2019
Naja, wer sich das gefallen lassen muss, hat also mehrere Immobilien zum Eigennutz in verschiedenen Kantonen. Betrifft das hier jemanden wirklich?
Ich bin davon weit weit entfernt...

Finde es nur fair, dass die etwas genauer überprüft werden.
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Fairness
13.11.2025 15:18registriert Dezember 2018
Ist doch nur richtig so. Wenn alles korrekt ist, passiert ja gar nichts. Leider gibt es immer mehr, die bescheissen. Zahlen dafür tun all die Ehrlichen. Mir ist es daher recht, wenn „geschnüffelt“ wird. Ist höchste Zeit. Briefkasten in Zug oder Kanton Schwyz und in Zürich keine Steuern bezahlen? Nein, danke.
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H. Fröhlich
13.11.2025 16:30registriert März 2019
Ist doch nichts als gerecht, wenn bei den Reichen und Wohlhabenden die gleiche härte vom Gesetz gefordert und angewendet wird wie bei den sog. Sozialhilfebetrüger. "Wer nichts zu Verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten." Nur bei den Reichen und Wohlhabenden schenkt es deutlich mehr ein als bei den Armen.
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