Völlig egal, ob man nun einen Schieber, einen Coiffeur, einen Differenzler oder einen Molotov jasst – es gibt schlicht gewisse Grundregeln im Jass. Viele von ihnen basieren auf gesundem Menschenverstand. Doch insbesondere beim Schieber und dem Coiffeur, bei denen in Teams gejasst wird, schadet es sicherlich nicht, die Benimmregeln ein für allemal festzuhalten. Bitteschön.
Ein guter Jass soll gesellig sein. Deshalb ist es von eminenter Wichtigkeit, ebendiesen Geselligkeitsaspekt im Vorfeld des Jasses überschwänglich zu unterstreichen. Dazu gehört unter anderem das unermüdliche Betonen, dass es ja um den Spass geht – insbesondere beim Jassen in neuen Konstellationen.
Nachdem man sich gewissenhaft gegenseitig mit Nettig- und Herzlichkeit überschüttet und die Absenz jeglichen Ehrgeizes allen mehrfach unter die Nase gerieben hat, kann es losgehen.
Gleich geht's weiter mit dem Knigge, vorher ein kurzer Werbe-Hinweis:
Und nun zurück zur Story ...
Bevor der Jass-Plausch aber so wirklich wirklich losgehen kann, müssen nur noch die Karten gemischt und verteilt werden. Nur. Haha. Natürlich eine beinahe ketzerische Verniedlichung eines zeremoniellen Akts des Jassens.
Es sind mindestens vier Todsünden in diesem vermeintlich banalen Aspekt des Jassens enthalten, die es allesamt rigoros zu tadeln gilt.
Natürlich wird diese Mimik gerne auch mit süffisanter verbaler Untermalung an den/die Mitjasser*in gebracht.
Natürlich nicht ernst. Dafür mit einem herablassenden Augenzwinkern. Man will ja nicht ungesellig sein.
Neun Karten. Verdeckt vor dir. Und alles ist möglich. Noch. Oh, welch schlummerndes Potential, welch Chance auf einen problemlosen Match! Doch, diese Runde ist es endlich so weit. Es muss so weit sein. Deshalb ist der nächste Schritt de facto logisch.
Die Karten werden in der Folge idealerweise im Dreierverbund aufgenommen. Dabei ist zu beachten, dass nach jeder Triade entweder die Augenbrauen verwundert hochgezogen werden oder gar ein unüberhörbares entnervtes Schnauben geäussert wird. Denn der Jass-Sport will es so, dass ausgerechnet du unsägliches Kartenpech erfährst.
Ergänzend muss angemerkt werden, dass gute Karten nichtsdestotrotz im Bereich des Möglichen liegen. Jedoch nur dann, wenn du selber nicht ansagen kannst. Oder wenn dein Partner überhastet Vorderhand (also ohne zu schieben) einfach irgendwas besonders Abenteuerliches ansagt.
Nun folgt der vorerst heikelste Teil des Jassens. Denn du bist eigentlich dazu verpflichtet, alle am Tisch darauf hinzuweisen, wie schlecht deine Karten sind. Dazu bieten sich folgende fünf anerkannten, weil subtilen Strategien an.
Apropos hinweisen: Dass es sich um einen wirklichen Jass handelt, erkennst du daran, dass dir immer genau eine Karte für einen phänomenalen Weis fehlt, während deine Gegner die unmöglichsten, aberwitzigsten und vor allem lächerlichsten Weise in der Geschichte des Sports auf der Hand haben.
Ist der Trumpf schliesslich bestimmt und der Groll geäussert, fängt der Jass dann auch tatsächlich schon an. Nun beginnt der technische Teil des Spiels, der von Grazie, Dynamik, Athletik und Genauigkeit lebt. Vier Grundtechniken sind dabei auszumachen.
Sei dir indes bewusst, dass du deinem/deiner Partner*in unmittelbar direktes Feedback schuldest. Denn ohne deine Expertise ist sie oder er aufgeschmissen. Immer. Hier gilt es, sich auf dezente, kurze Feedbackformen zu beschränken, denn eigentlich soll ja nicht «gschnurret» werden. Diese Regel betrifft jedoch hauptsächlich deine Gegner, nicht dich.
Sind alle Karten gespielt, ist die Runde zu Ende. Jedoch noch nicht ganz. Denn die Karten müssen – egal, ob beim Schieber oder beim Coiffeur – zuerst noch ausgezählt werden.
Will heissen: Verdreh' genüsslich die Augen, wenn das Auszählen zu langsam geht, äussere ein sattes «Pff», wenn sich jemand verzählt, und sag ohne Umschweife «Es sind au scho Lüüt gstorbe bim Zähle», wenn der Prozess als Ganzes ins Stottern gerät.
Bevor es in die nächste Runde oder an den nächsten Jass gehen kann, muss die vergangene Runde jedoch unbedingt noch kurz analysiert, eingeordnet und kontextualisiert werden. Alles deinerseits natürlich.
Es gibt noch eine 5. Todsünde:
Sie ist schlimmer, als die 4 Todsünden zusammen. Wenn du 🖕während🖕 des Spiels bemerkst, dass du vergessen hast, die 4 Bauern zu weisen, versuche sie unauffällig loszuwerden. Auf keinen Fall darfst du jetzt emotional werden, zwecks Geheimniswahrung dieses Super - GAUs.
Handelt es sich um einen Dreifachen, gehen dir 600 Punkte flöten. Versuche die Jassrunde umgehend mit abstrusen Geschichten abzulenken und bete zu Gott, dass dein Malör nicht auffliegt.
Ich bin Linkshänder und würde ja gerne...