Jass-Knigge: So benimmst du dich beim Schweizer Nationalsport richtig
Völlig egal, ob man nun einen Schieber, einen Coiffeur, einen Differenzler oder einen Molotov jasst – es gibt schlicht gewisse Grundregeln im Jass. Viele von ihnen basieren auf gesundem Menschenverstand. Doch insbesondere beim Schieber und dem Coiffeur, bei denen in Teams gejasst wird, schadet es sicherlich nicht, die Benimmregeln ein für allemal festzuhalten. Bitteschön.
Vor dem Jass
Ein guter Jass soll gesellig sein. Deshalb ist es von eminenter Wichtigkeit, ebendiesen Geselligkeitsaspekt im Vorfeld des Jasses überschwänglich zu unterstreichen. Dazu gehört unter anderem das unermüdliche Betonen, dass es ja um den Spass geht – insbesondere beim Jassen in neuen Konstellationen.
Ach, welch heile Welt ...
... gefüllt mit lustigen Anekdoten (:
Nachdem man sich gewissenhaft gegenseitig mit Nettig- und Herzlichkeit überschüttet und die Absenz jeglichen Ehrgeizes allen mehrfach unter die Nase gerieben hat, kann es losgehen.
Darum sagt man ...
... und meint:
Gleich geht's weiter mit dem Knigge, vorher ein kurzer Werbe-Hinweis:
Abstand halten und jassen? Das geht!
Jasse mit deinen Freunden online auf Jass Fédéral, der ersten Jass-Plattform mit Videofunktion. Dort kannst du wie in der Beiz jassen, quatschen und deinen Freunden in die Augen schauen (aber nicht in die Karten).
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Und nun zurück zur Story ...
Beim Austeilen
Bevor der Jass-Plausch aber so wirklich wirklich losgehen kann, müssen nur noch die Karten gemischt und verteilt werden. Nur. Haha. Natürlich eine beinahe ketzerische Verniedlichung eines zeremoniellen Akts des Jassens.
Es sind mindestens vier Todsünden in diesem vermeintlich banalen Aspekt des Jassens enthalten, die es allesamt rigoros zu tadeln gilt.
Die vier Todsünden und der adäquate (mimische) Tadel dazu als Gif:

Natürlich wird diese Mimik gerne auch mit süffisanter verbaler Untermalung an den/die Mitjasser*in gebracht.
Gerne etwas in die Richtung von:
Oder aber:
Natürlich nicht ernst. Dafür mit einem herablassenden Augenzwinkern. Man will ja nicht ungesellig sein.
Nach dem Austeilen
Neun Karten. Verdeckt vor dir. Und alles ist möglich. Noch. Oh, welch schlummerndes Potential, welch Chance auf einen problemlosen Match! Doch, diese Runde ist es endlich so weit. Es muss so weit sein. Deshalb ist der nächste Schritt de facto logisch.
Obligater Satz vor dem Karten aufnehmen:
Die Karten werden in der Folge idealerweise im Dreierverbund aufgenommen. Dabei ist zu beachten, dass nach jeder Triade entweder die Augenbrauen verwundert hochgezogen werden oder gar ein unüberhörbares entnervtes Schnauben geäussert wird. Denn der Jass-Sport will es so, dass ausgerechnet du unsägliches Kartenpech erfährst.
Ergänzend muss angemerkt werden, dass gute Karten nichtsdestotrotz im Bereich des Möglichen liegen. Jedoch nur dann, wenn du selber nicht ansagen kannst. Oder wenn dein Partner überhastet Vorderhand (also ohne zu schieben) einfach irgendwas besonders Abenteuerliches ansagt.
Nun folgt der vorerst heikelste Teil des Jassens. Denn du bist eigentlich dazu verpflichtet, alle am Tisch darauf hinzuweisen, wie schlecht deine Karten sind. Dazu bieten sich folgende fünf anerkannten, weil subtilen Strategien an.
- Ironisch lachend und vor allem ungläubig schnaubend «Ja, super ...» vor sich hin stammeln
- Halb-hässig, halb-ironisch fragen: «Wer hät gmischlet?»
- Im Falle, dass zu dir geschoben wird und du nicht weiter schieben kannst: «Ich schiebe. Haha.»
- Aggressives Schweigen
- Tisch umschmeissen und weglaufen
Apropos hinweisen: Dass es sich um einen wirklichen Jass handelt, erkennst du daran, dass dir immer genau eine Karte für einen phänomenalen Weis fehlt, während deine Gegner die unmöglichsten, aberwitzigsten und vor allem lächerlichsten Weise in der Geschichte des Sports auf der Hand haben.
Während der Runde
Ist der Trumpf schliesslich bestimmt und der Groll geäussert, fängt der Jass dann auch tatsächlich schon an. Nun beginnt der technische Teil des Spiels, der von Grazie, Dynamik, Athletik und Genauigkeit lebt. Vier Grundtechniken sind dabei auszumachen.
Wie du eine Karte spielst, wenn sich jemand verzählt und du als Letzte*r der Runde den «Bock» hast:
Wenn die andern eine gute Hand haben und du nach zwei Stichen merkst, dass du nichts ausrichten können wirst:
Wenn du selber nicht richtig gezählt hast und dir unsicher bist, welche Karte weniger dumm zu spielen wäre:
Wenn du eine unglaubliche Wand hast, die selbst ein Dreijähriger runterspielen könnte:
Sei dir indes bewusst, dass du deinem/deiner Partner*in unmittelbar direktes Feedback schuldest. Denn ohne deine Expertise ist sie oder er aufgeschmissen. Immer. Hier gilt es, sich auf dezente, kurze Feedbackformen zu beschränken, denn eigentlich soll ja nicht «gschnurret» werden. Diese Regel betrifft jedoch hauptsächlich deine Gegner, nicht dich.
Bullshitbingo für gepflegtes «Instant Feedback» während der Runde:
Nach der Runde
Sind alle Karten gespielt, ist die Runde zu Ende. Jedoch noch nicht ganz. Denn die Karten müssen – egal, ob beim Schieber oder beim Coiffeur – zuerst noch ausgezählt werden.
Dabei gilt es folgende Bauernregel zu berücksichtigen:
Will heissen: Verdreh' genüsslich die Augen, wenn das Auszählen zu langsam geht, äussere ein sattes «Pff», wenn sich jemand verzählt, und sag ohne Umschweife «Es sind au scho Lüüt gstorbe bim Zähle», wenn der Prozess als Ganzes ins Stottern gerät.
Bevor es in die nächste Runde oder an den nächsten Jass gehen kann, muss die vergangene Runde jedoch unbedingt noch kurz analysiert, eingeordnet und kontextualisiert werden. Alles deinerseits natürlich.
