Selten habe ich so hervorragende Strassen gesehen, wie hier in Äquatorialguinea. Der Aufwand und die Zerstörung des Dschungels stehen allerdings in keinem Verhältnis. Dass dermassen geklotzt wird, hängt nicht mit dem Afrika-Cup zusammen. Dafür war die Vorbereitungszeit zu kurz. Es wird sowieso gebaut: Da wird beispielsweise Mongomo ganz im Osten des Landes mit einer gewaltigen Autobahn quer durch das Niemandsland mit Bata an der Küste verbunden.
Gut zwei Stunden dauert die Fahrt. Erst bin ich in einem Taxi unterwegs. Alles ist ausgeschildert, Autobahnbrücken kreuzen hin und wieder unseren Weg. Wir besuchen mit Oyala eine gewaltige Baustelle mitten im Dschungel.
Als wir danach wieder auf die Autobahn zurückkehren, passiert es: Mein Fahrer Antonio nimmt die Auffahrt in die falsche Richtung. Als ich ihn darauf aufmerksam mache, verlangsamt er erst sein Tempo und stoppt dann nach rund 50 Metern – auf der Autobahn und nicht auf dem Pannenstreifen. Er schaut sich kurz um und meint: «Du hast recht.»
Das Problem ist, dass die nächste Ausfahrt erst mehrere Kilometer entfernt kommen dürfte. Darum sagt Antonio kurzentschlossen: «Wir drehen um!» Ich lache erst. Doch er macht tatsächlich einen U-Turn auf der Autobahn, muss zweimal ansetzen, aber es klappt schliesslich und wir nehmen die Auffahrt wieder als Abfahrt!
Eigentlich bin ich völlig fassungslos. Ein U-Turn auf der Autobahn?! Das hätte ich niemandem zugetraut. An unserer Stelle ist das ganze allerdings halb so wild. Denn der Verkehr im Herzen Äquatorialguineas sieht so aus:
Es hat auf dieser Autobahn schlicht weit und breit keine anderen Verkehrsteilnehmer. Wir überholen auf unser insgesamt rund 90-minütigen Fahrt nicht ein anderes Auto und werden von niemandem überholt. Auf der Gegenfahrbahn kommen uns insgesamt fünf Wagen entgegen. So einsam habe ich mich selten gefühlt.
Aber Präsident Teodoro Obiang lässt trotz dem völlig überdimensionalem Autobahnnetz nicht ab. Er verbindet die Städtchen seines Landes munter weiter und baut Strassen aus, wo es gar nicht mehr nötig wäre. So existiert auf der Insel Bioko von Malabo ins 45 Minuten entfernte Luba eine schöne, grosse Hauptstrasse. Das reicht völlig aus, um den kleinen Ort mit der Hauptstadt zu verbinden. Doch aktuell werden wieder Schneisen in den Urwald geschlagen. Bald soll eine neue vierspurige Autobahn eröffnet werden. Dabei beschränkt sich der Verkehr auf ein Minimum.