Sie gilt als härtester aller Skitourenwettkämpfe und hat ihre Wurzeln im Zweiten Weltkrieg: Mehr als 70 Jahre nach der ersten Durchführung und 30 Jahre nach der Neuentdeckung der Patrouille des Glaciers (PDG) sprengt sie nicht nur sportliche Grenzen, sondern auch sämtliche Dimensionen in Sachen Aufwand.
Nie zuvor haben sich mehr Patrouillen für das Rennen von Zermatt nach Verbier über einen Teil der Haute Route angemeldet: Ab Dienstagnacht messen sich 5400 Frauen und Männer sowohl in militärischen als auch in zivilen Dreierpatrouillen. Das sind wegen des hohen Interesses an Startplätzen 400 Patrouillen mehr als üblich oder 1200 zusätzliche Sportler, die den beschwerlichen Weg unter die Füsse respektive Tourenskis nehmen.
Organisatorin ist die Armee, die Sicherheit der Teilnehmer hat oberste Priorität. Das hat eine Materialschlacht zur Folge, die ihresgleichen sucht. Konkrete Zahlen liegen für die Durchführung 2012 vor. 2014 dürften sie ähnlich oder wegen der höheren Teilnehmerzahl sogar etwas höher ausfallen. 2012 leisteten 1600 Armeeangehörige während bis zu vier Wochen über 13 000 Diensttage. Allein die Helikopter der Armee flogen für Aufbau- und Abbauarbeiten bis zu 300 Flugstunden. Rund 200 Tonnen wiegt das benötigte Material; für 13 beheizte Spezialzelte, Fixseile auf der Route, Verpflegung, Sanität oder Sprengmaterial etwa.
Das Gesamtbudget lag 2012 bei 7,5 Millionen Franken, wobei 2,5 Millionen über private Sponsoren hereingeholt wurden. Weil die Soldaten im Rahmen von Wiederholungskursen eingesetzt werden, betragen die Mehrkosten trotz der rund 5 Millionen, welche von der Armee getragen werden, nur 500 000 Franken.
So eindrücklich die Dimensionen sind, so klar ist: Ohne «Frondienst» der Armee wäre ein solcher Anlass kaum möglich. Der Philosoph und Reformer des Alpinismus Werner Munter kritisiert den Aufwand und die Materialschlacht im Hochgebirge. Er geht sogar so weit, die PDG als «Verhunzung des Hochgebirges» zu bezeichnen. Solch starke Worte kommen bei Teilnehmern und Organisatoren der Patrouille nicht gut an. Munters Vorschlag, die Patrouille von der Armee loszulösen, die Eigenverantwortung der Patrouillen zu stärken und deren Zeiten über die ganze Saison automatisch zu erfassen, quittiert der Kommunikationschef der PDG, Oberst David-André Beeler, mit den Worten: «Dann hätte es nichts mehr mit dem Volksfest eines Breitensportanlasses zu tun, das die Patrouille heute ist.» Die PDG übe grosse Anziehungskraft auf Zuschauer aus und sei ein touristisches und damit ökonomisches Highlight für das Wallis.
Doch hat die Armee selber immer grössere Mühe, mit dem Anlass fertig zu werden. Unter dem Eindruck der Sparübungen und Redimensionierungen der Armee gestalte sich die Suche nach Spezialisten mit dem nötigen Know-how seit Jahren immer aufwendiger, so Beeler. Trotzdem gab die Armeeführung grünes Licht für die Planung der Ausgabe 2016.
Wie es aber danach weitergeht, bleibt offen. Im Wallis mehren sich laut Oberst Beeler sogar Stimmen, die die PDG aus der Verantwortung der Armee herauslösen wollen. Unter Einbezug eines grossen Sponsors wird hie und da gewünscht, sie sogar zu einem noch grösseren Event umzumodeln. Ob die PDG dann noch Volksfest-Charakter hätte?
Luftwaffen und Gebirgsbataillone finden in der Ausrichtung des Gebirgswettkampfs immerhin eine sinnvolle Tätigkeit. So sagt es Beeler gleich selber am deutlichsten: «Die PDG ist eine der letzten Übungsmöglichkeiten der Armee im Hochgebirge unter Echtbedingungen.»