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Die Pubs in der neuseeländischen Hauptstadt Wellington waren am Sonntag zur frühen Morgenstunde zum Bersten voll. Für den Final hatten die Neuseeländer um fünf Uhr früh aufstehen und sich eine weitere Nacht um die Ohren schlagen müssen. Minsterpräsident John Key lobte denn auch die vier Millionen Landsleute, die alle den Wecker gestellt hatten: «Die Hingabe zeigt, welchen riesigen Support die ‹All Blacks› geniessen.»
Frühstück mit Bier standen für viele neuseeländische Fans am Sonntagmorgen auf dem Menüplan. Nach dem 34:17 gegen Australien hallte «We are the Champions» durch die Strassen und die Auto-Korsos setzten sich hupend in Gang. Nach der Rückkehr der «All Blacks» aus England sind in den kommenden Tagen nicht weniger als drei Siegesparaden im rugby-verrücktesten Land der Welt geplant, berichtete der «New Zealand Herald».
Nicht nur in der Heimat wurde dem nunmehr dreifachen Weltmeister gehuldigt. Die Londoner «Sunday Times» nannte die Neuseeländer «die Grössten der Welt», die französische «L'Equipe» titelte «Was für eine Freude». Das berühmteste Rugby-Team der Welt hat den 2,4 Millionen Stadion-Besuchern und den über 4 Milliarden TV-Zuschauer tatsächlich viel Freude bereitet und die achte WM genauso stark geprägt wie dominiert. Die «Sunday Times» fragte sich sogar, ob es während des Turniers zehn Minuten gab, während denen der Ausgang unklar war.
Viele Experten sprechen vom besten Team aller Zeiten. Die «All Blacks» wiesen in England die besten Offensiv- und Defensivwerte auf und gerieten fast nie ernsthaft in Bedrängnis. Immer war ein Spieler zur Stelle, um wieder für klare Verhältnisse zu sorgen. Im Final war es in erster Linie Dan Carter. Der 33-jährige Fly-Half zeigte zum Abschluss seiner Länderspiel-Karriere eine grossartige Leistung, obwohl ihn die Australier verschiedentlich hart angingen. Er erzielte 19 Punkte, darunter drei mit einem herrlichen Drop aus 35 Metern und die letzten zwei mit einem Kick, den er mit seinem rechten, schwächeren Fuss zwischen die Pfosten setzte.
Seine Karriere wird Carter in Frankreich beim Pariser Verein Racing Métro fortsetzen. In den letzten zwölf Jahren bestritt er 112 Begegnungen für Neuseeland und erzielte 1601 Punkte, fast 400 mehr als der Engländer Johnny Wilkinson, der zweitplatzierte in dieser Rangliste. Die Neuseeländer werden nicht nur den Abgang von Carter verkraften müssen. Insgesamt dürften sechs Spieler mit über 700 Länderspielen Erfahrung abtreten, unter ihnen Captain Richie McCaw. Hoffnungen schöpfen die Konkurrenten daraus nicht. Das Reservoir an Spielern ist im 4,5 Millionen Einwohner zählenden Neuseeland immens.
Seit der Viertelfinal-Pleite gegen Frankreich 2007 haben die «All Black» 14 WM-Partien in Folge gewonnen. Seit 2011 haben sie gerade mal drei von 54 Spielen verloren. Und ein Ende der Dominanz ist nicht in Sicht. Vor allem die Europäer, die erstmals bei einer WM nicht im Halbfinal vertreten waren, müssen über die Bücher. England und Frankreich, die normalerweise bei den Weltmeisterschaften die europäischen Interessen am besten vertreten, enttäuschten besonders.
Für das Rugby im Allgemeinen ist die Stärke des grossen Aushängeschilds genauso eine gute Sache wie das Zusammenrücken der Elite dahinter. Dass einige Mannschaften aufgeholt haben, zeigte nicht zuletzt Japan mit seinem sensationellen Sieg gegen den zweifachen Weltmeister Südafrika. Die WM-Partien der «Kirschblüten» verfolgten in der Heimat bis zu 20 Millionen TV-Zuschauer, teilte der Rugby-Weltverband mit. Das trifft sich gut: Die nächste WM findet 2019 in Japan statt. (dux/si)