Welche Stürmer nimmt Ottmar Hitzfeld mit nach Brasilien? Im 23-Mann-Kader für die WM scheinen Josip Drmic (1. FC Nürnberg, 16 Saisontore), Admir Mehmedi (SC Freiburg, 12 Saisontore) und Mario Gavranovic (FC Zürich, 11 Saisontore und beide Treffer beim 2:0 im Cupfinal) gesetzt. So dürfte aller Voraussicht nach höchstens noch ein weiterer Platz für einen Stürmer frei sein. Um diesen bewerben sich wohl zwei Spieler: Haris Seferovic (San Sebastian) und Eren Derdiyok (Leverkusen).
Der 22-jährige Seferovic dürfte dabei die Nase vorn haben. Er wurde in dieser Saison in allen Wettbewerben 40 Mal eingesetzt, zur Hälfte jedoch bloss als Joker. In der spanischen Liga spielte er nur zwei Mal über 90 Minuten, zuletzt im September. Mit vier Treffern ist Seferovics Bilanz dürftig.
Noch schlechter sind die Daten von Eren Derdiyok. Nachdem er zu Beginn der Saison von Hoffenheim ausgemustert und an den Ex-Verein Bayer Leverkusen ausgeliehen wurde, war sein Stammplatz die Ersatzbank. Ein einziges Bundesliga-Spiel hat der 25-Jährige über die gesamte Dauer bestritten, anfangs März. Insgesamt stand Derdiyok in dieser Saison nur 620 Minuten auf dem Rasen (das entspricht bloss sieben ganzen Partien), ein einziges Mal schoss er ein Tor.
Nun bietet sich dem 1,91-Meter-Hünen mit den sanften Zügen in zwei Spielen die unerwartete Chance, die Saison für sich persönlich und für seinen Klub doch noch erfolgreich zu gestalten – und im letzten Moment vielleicht doch noch auf den WM-Zug aufzuspringen. Denn Bayer fehlt im Endspurt um einen Platz in der Champions League der verletzte 15-fache Saisontorschütze Stefan Kiessling.
«Derdiyok muss die Millionen retten», titelt die Bild. Der Schweizer gilt als einzige Alternative im Sturmzentrum, dürfte gegen Eintracht Frankfurt und Werder Bremen von Beginn an auflaufen. Interimstrainer Sascha Lewandowski sagt, der Stürmer trainiere sehr gut. «Eren hat die Chance, sich für das Spiel in Frankfurt zu empfehlen. Sollte er spielen, werden ihm alle helfen.»
Leverkusen liegt momentan auf Rang 4, dem Platz, der für die Qualifikationsspiele zur Champions League berechtigt. Drei Punkte fehlen auf Schalke, das auf dem Champions-League-Fixplatz 3 liegt, gleichzeitig droht von Wolfsburg (ein Punkt Rückstand) und Mönchengladbach (drei Punkte hinter Leverkusen) noch Gefahr, von Rang 4 verdrängt zu werden. Der Unterschied zwischen Champions und Europa League? Rund 50 Millionen Franken!
Doch selbst wenn Derdiyok den Werksklub in die Königsklasse schiessen sollte, steht er auf dem Abstellgleis. Leverkusen will ihn nicht von Hoffenheim übernehmen und beim Klub, bei dem er noch einen Vertrag bis Sommer 2016 hat, gibt es für Derdiyok kaum eine Zukunft. Die längst ins Stocken geratene Karriere des einstigen Talents benötigt dringend einen Anschub. Die nächsten 180 Minuten entscheiden über den weiteren Werdegang des Eren Derdiyok.