Sport
Dominique Aegerter

Faustschläge und Fusstritte – Töffstar Dominique Aegerter verletzt sich bei Wutausbruch selbst

Bild
Bild: Waldemar Da Rin
Wegen Motorschaden

Faustschläge und Fusstritte – Töffstar Dominique Aegerter verletzt sich bei Wutausbruch selbst

Die Hoffnungen Dominique Aegerter (23) lösten sich beim Moto2-Saisonauftakt in Doha in Schall und Rauch auf und Tom Lüthi rutscht nur dank der Disqualifikation des Japaners Takaaki Nakagami aufs Podest.
24.03.2014, 00:0224.03.2014, 16:23
Mehr «Sport»

Vielleicht wäre der SC Bern mit so viel Berner Kampfgeist in die Playoffs gekommen. Wahrscheinlich hätte der SC Langenthal mit der gleichen Aggressivität gestern Visp gebodigt und wäre ins NLB-Finale eingezogen.

Dominique Aegerter (23) ist einer der kampfstärksten Piloten im Töff-Zirkus. Mit einer guten Mischung aus Temperament und Berechnung. Und wenn er doch mal ausrastet, dann nicht vor den Chronistinnen und Chronisten und nicht im Schwenkbereich der Kameras und schon gar nicht auf dem Töff.

Auf dem Töff hat sich Dominique Aegerter stets im Griff.
Auf dem Töff hat sich Dominique Aegerter stets im Griff.Bild: AP/AP

Der Rekord ist futsch

Doch der Reihe nach. Dominique Aegerter muss fünf Runden vor Schluss, auf Position 7, zum ersten Mal ein Rennen wegen Motorenschaden aufgeben. Und verliert auch noch einen Rekord: Hätte er hier in Doha gepunktet, wären es 34 Rennen in Serie in den WM-Punkten (1. bis 15.) gewesen. Er hätte Rekordhalter Luca Cadalora eingeholt. Hätte. Wäre. Wenn.

Schon als Tom Lüthi noch dachte, er sei nur auf dem vierten Platz gelandet, kann er die leise Enttäuschung gut verkraften. «So wie es gelaufen ist bin ich mit dem zufrieden.» Später erbt er Rang 3, weil der zweitplatzierte Takaaki Nakagami nachträglich disqualifiziert wird. 

Die ersten zwei Runden fährt Lüthi sogar noch vor dem späteren Sieger. Aber aus der 6. Runde kehrt er bloss auf Position 8 zurück. «Die Haftung des Hinterradreifens war so gut, dass das Vorderrad in den Kurven weggeschoben wurde. Erst als der Hinterradreifen abbaute, konnte ich die Maschine wieder kontrollieren.» Aber aufs Podest brachte ihn die Aufholjagd nicht mehr. Dabei schien für kurze Zeit (9. bis 11. Runde) ein Schweizer Sturm aufs Podest möglich: Tom Lüthi zieht Dominique Aegerter im Windschatten. Die TV-Kameras erfassen die Szene, als er seinem Rivalen deutet, hinter ihm im Windschatten zu bleiben. «Ja, ich habe ihm das so signalisiert.»

Tom Lüthi kann die leise Enttäuschung zum Saisonauftakt in Doha verkraften.
Tom Lüthi kann die leise Enttäuschung zum Saisonauftakt in Doha verkraften.Bild: EPA

Rauchfahne führt zur schwarzen Flagge

Diese Aufholjagd endet in Schall und Rauch. Auf einmal zieht Aegerters Höllenmaschine eine Rauchfahne hinter sich her und die Rennleitung holt ihn mit der schwarzen Flagge von der Piste. «Bereits in der ersten Runde war die elektronische Anzeige ausgefallen. Sechs Runden vor Schluss merkte ich die nachlassende Motorenleistung und ich verlor Öl.» 

Ein Motorenschaden hat in der Moto2-WM Brisanz: Alle fahren mit dem gleichen Honda-Triebwerk. Die Team-Mechaniker dürfen die Motoren nicht öffnen. Zuständig für die Wartung sind spanische Techniker eines Unternehmens, deren Besitzer aus dem familiären Umfeld des spanischen GP-Zirkus-Direktors Carmelo Ezpeleta kommen. Teamanager Fred Corminboeuf sagt, Chefingenieur Gilles Bigot habe bereits im Training abfallenden Öldruck konstatiert und diese Techniker herbeigerufen. «Sie sagten, alles sei in Ordnung. Aber es war eben nicht in Ordnung.»

Die Technik hat Dominique Aegerter im Stich gelassen.
Die Technik hat Dominique Aegerter im Stich gelassen.Bild: Waldemar Da Rin

Die Wut am Töff ausgelassen

Während Tom Lüthi mit seinem dritten Platz gut leben kann, wird Dominique Aegerter ob dem Ausfall so zornig wie noch nie seit seinem Einstieg in den GP-Zirkus (2006). Seine Verspätung beim Medientermin (er war auch für die beiden Mitarbeiter von SFR nicht auffindbar) entschuldigt er scheinheilig mit seiner eingebundenen rechten Hand. Er sagt, er habe Schmerzen in der Hand und im linken Fuss. «Aber alles ist in Ordnung. Wahrscheinlich ist eine Verkrampfung die Ursache der Schmerzen.»

Dominique Aegerter hat sich bei seinem Wutausbruch selbst verletzt.
Dominique Aegerter hat sich bei seinem Wutausbruch selbst verletzt.Bild: Lukasz Swiderek

Aber er macht ein Gesicht wie eine Katze, die etwas ausgefressen hat. Und später gesteht er watson was wirklich war. Von wegen Verkrampfung. Er hat ausserhalb des Schwenkbereichs der TV-Kameras im Zorn so heftig mit der rechten Faust auf das Motorrad getrommelt und mit dem Fuss dagegen gekickt, dass er sich Prellungen zuzieht und den Doktor im Medical Center konsultieren muss. «Ich weiss gar nicht mehr auf was alles ich eingeschlagen und getreten habe», sagt er hinterher. Teammanager Fred Corminboeuf rühmt den Zornausbruch seines Fahrers: «Ein gutes Zeichen. Er hat eben Biss und Siegeswillen.»

Normal und logisch ist aus Schweizer Sicht bei diesem Auftaktdrama in Doha eigentlich nur der Zieleinlauf: Mit Esteve Rabat (1.), Mika Kallio (2.) und Tom Lüthi (3.) brausen in dieser Reihenfolge drei der WM-Favoriten über den Zielstrich. Tom Lüthis Titelchancen sind intakt.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Marco Odermatt: «Es gibt viele Sportler, die tiefstapeln. So bin ich nicht»
Marco Odermatt spult nicht nur als Skifahrer, sondern auch abseits der Pisten ein immenses Pensum ab. Die Fähigkeit der schnellen Erholung hilft ihm. Eine Anpassung in seinem Rennkalender schliesst er dennoch nicht aus.

Marco Odermatt gibt sich in Copper Mountain, Colorado, vor den nächsten Weltcup-Rennen im rund eine Autostunde entfernten Beaver Creek gelassen. Im Interview spricht er unter anderem über seine vielen Verpflichtungen, den Einstieg bei der Sportbekleidungsfirma X-Bionic und über die Möglichkeit, dereinst nur noch in Abfahrt und Super-G anzutreten.

Zur Story