Vor der WM erklärte Glen Hanlon: Reto Berra ist die Nummer 1. In den bisherigen sechs Partien kam er dreimal zum Einsatz, genauso wie Konkurrent Leonardo Genoni. Hanlon wechselt ab. Fährt er so fort, spielt Genoni am Dienstag im letzten (wenig bedeutenden) Gruppenspiel gegen Tschechien. Und Reto Berra im entscheidenden Viertelfinal.
Soweit die banale Rotationslogik. Doch ein Blick auf die Statistik lässt an der Nummer 1 zweifeln. Reto Berra liegt in der Goalierangliste auf Platz 17 (von 18 eingesetzten Torhütern). Seine Fangquote beträgt schwache 85,87 Prozent. Umgerechnet auf Tore pro 60 Minuten steht er mit 4,16 Gegentreffern gar mit Abstand am schlechtesten da. Er kassiert damit fast ein Tor mehr als der zweitschwächste Keeper.
Mit zwei Zählern (Penalty-Niederlage gegen Österreich und Overtime-Pleite gegen Lettland) ist auch Berras Punkteausbeute deutlich schwächer als diejenige von Leonardo Genoni (bisher sechs Punkte).
Genoni brilliert mit einer Fangquote von 95,52 Prozent (0,98 Tore pro 60 Minuten) und Rang 2 hinter US-Keeper Connor Hellebuyck. Zudem bringt der 27-Jährige einmal mehr den Meister-Spirit mit. Davos hexte er zum Titel, während Berra zu «nur» 19 NHL-Einsätze und fünf Partien in der AHL mit den Lake Erie Monsters ausweisen kann.
Berra allerdings weiss, wie man sich auf internationalem Parkett schlagen muss. Für Genoni ist die nach 2011 erst die zweite WM. Berra war beim Silberlauf 2013 grosser Rückhalt. Im Halbfinal führte er die Schweiz zum 3:0 gegen die USA – den wahrscheinlichen Viertelfinalgegner.