Elien Paupe ist im August 26 Jahre alt geworden. Soll seine Karriere nicht im Status der ewigen, chancenlosen Nummer 2 verharren, dann muss er einen neuen Klub suchen. Genau das tut er. Er wird Biel im Frühjahr nach elf lehrreichen Jahren verlassen.
In dieser Zeit hat Paupe etwas mehr als 30 Partien für Biel bestritten und zwischendurch durfte er bei Ajoie, La Chaux-de-Fonds, Olten und zuletzt in Langenthal leihweise aushelfen und kam so zu gut 30 Einsätzen in der zweithöchsten Liga. In Biel kommt er nicht an Joren van Pottelberghe (24), der unbestrittenen Nummer 1, vorbei.
Als «Luca Hollenstein des armen Mannes» sucht der Jurassier nun eine neue Herausforderung. Biels Sportchef Martin Steinegger bestätigt: «Er hat uns mitgeteilt, dass er uns nach dieser Saison verlassen wird.» Solide «Hockey-Dienstboten» wie Elien Paupe, die verlässlich für ein paar Spiele die Nummer 1 vertreten, ohne zu murren irgendwo in der Swiss League aushelfen, um die Gelenke geschmeidig zu halten und ansonsten keinen Lärm machen, sind gesucht. Wenn er nicht für gut genug befunden wird, um bei den SCL Tigers die Nummer 2 neben Luca Boltshauser zu sein, so gibt es genug Optionen für ihn – auch in der Swiss League.
Martin Steinegger wird als neue Nummer 2 einem Schweizer eine Chance geben. Möglicherweise mit einem interessanten Ansatz: Biel hat mit Alessio Beglieri (17) und Diego Simeoni (16) zwei der hochkarätigsten helvetischen Goalie-Talente in der eigenen Nachwuchsabteilung. Warum nicht diese beiden Torhüter mit vereinzelten Einsätzen als Nummer 2 an das höchste Level heranführen?
Einig ist sich Martin Steinegger mit Spektakelverteidiger Yannick Rathgeb (26) über eine Verlängerung um zwei Jahre. Alles ist geklärt, jetzt braucht es nur noch die Unterschrift. Damit stehen die Chancen sehr gut für den offensiven «Langenthaler Turboantrieb»: ein aufregendes Offensiv-Experiment. Auf nächste Saison kommt ja mit Luca Christen (23) einer der produktivsten Verteidiger der Swiss League (28 Spiele/18 Punkte) nach Biel.
Rathgeb und Christen sind beide in Langenthal ausgebildet worden. Künftig kann Trainer Antti Törmänen, sowieso eher dem gepflegten Designer-Spiel als dem starren Schablonen-Hockey zugeneigt, als erster Trainer der Liga-Geschichte einen Block mit fünf Schweizer Stürmern laufen lassen: Vorne Damien Brunner, Luca Cunti und Mike Künzle und hinten die «Verteidiger» Yannick Rathgeb und Luca Christen, die mehr offensive Wirkung haben als durchschnittliche Schweizer Stürmer.
Das wäre dann fast – aber nur fast – wie einst in den 1980er-Jahren in Edmonton mit Paul Coffey und Reijo «Rexi» Ruotsalainen an der blauen Linie. Die Bieler müssen bloss darauf achten, dass defensiv nicht alles in die Brüche geht wie Langenthaler Porzellan.
Alles klar mit Yannick Rathgeb also. Hingegen wartet Martin Steinegger noch auf das «Ja-Wort» von Tino Kessler (25). Der produktive Flügel (32 Spiele/18 Punkte) pokert nicht um mehr Lohn. Er studiert zusammen mit seinem Agenten Rolf Simmen, wo er die bestmöglichen Voraussetzungen für seine sportliche Weiterentwicklung hat.
Langnaus Sportchef Marc Eichmann bemüht sich noch eifriger um den ehemaligen HCD-Junior als einst Joggeli um das Anneli – aber bei den Vertragsverhandlungen im Hockey des 21. Jahrhunderts gibt es nicht mehr viel Gotthelf-Romantik. Zumal Tino Kessler die Chance hat, in Biel die Position von Michael Hügli (wechselt auf nächste Saison zu Lausanne) zu erkämpfen. Ein Team, das mehr Spiele gewinnt als verliert, ist halt sportlich in der Regel der attraktivere Arbeitgeber als eines, das meistens verliert und selten gewinnt.