Die Haltung, starr und stur, schien betoniert: Weil das gebührenfinanzierte Fernsehen die Live-Rechte in allen drei Landesteilen für die nächsten fünf Jahre an frei empfangbare private Stationen – TV24 (plus Streaming beim Blick), Tele Ticino und Léman Bleu – verloren hat, sollte Hockey ganz aus dem Programm verschwinden. Also auch keine Highlights mehr.
Nun zeichnet sich ein Kompromiss ab: Die Highlights sollen nun doch bleiben. Aber zu den von den Privaten diktierten Bedingungen: Erst ab 23.00 Uhr. Leutschenbach wollte unbedingt ab 22.45 Uhr auf Sendung. Somit kommt es nicht zur absurden Situation, dass eine der populärsten Sportarten des Landes auf dem staatstragenden Sender nicht mehr vorkommt. Allerdings bleibt das Angebot für das Zwangsgebühren zahlende TV-Publikum äusserst mager: bloss Highlights ab 23.00 Uhr. Keine Live-Spiele mehr. Ein «Lagerfeuer» an dem wir unsere Hockeyseele wärmen können, ist das nicht mehr. Höchstens noch eine im Wind flackernde Kerze.
🚨ALERTE INFO🚨@lemanbleutv franchit un cap historique en retransmettant les matchs de la #NationalLeague en direct tous les dimanches dès 19h30, à partir de septembre 2022 ⬇️ (1/2) pic.twitter.com/CbDJeNcBjR
— Léman Bleu (@lemanbleutv) May 11, 2022
Interessant ist der trotzige Verzicht des «TV-Politbüros Leutschenbach» auf die Live-Rechte in der Westschweiz (RTS) und im Tessin (RSI), der zu argen internen Spannungen geführt hat. Es ging nach dem Motto: alles oder nichts. Wenn wir schon die Rechte in der Deutschschweiz nicht bekommen, dann wollen wir auch die Rechte für die anderen Landesteile nicht. Die SRG hätte die Live-Rechte für die Westschweiz und das Tessin haben können.
Dieser freiwillige Verzicht ist vorerst auf zwei Jahre abgemacht. Beide Parteien – die Liga und die privaten Stationen in der Westschweiz und im Tessin (Tele Ticino, Léman Bleu) können nach zwei Jahren die Situation neu beurteilen. Der Grund für die etwas offenere Situation im Tessin und im Welschland: Dort haben die Privaten zwar gute, aber nicht so hochprofessionelle Strukturen wie TV24.
Theoretisch ist es also möglich, dass die Live-Rechte in der Westschweiz und im Tessin nach zwei Jahren zum öffentlich-rechtlichen Sender zurückgehen. Aber eben: theoretisch. Hingegen sind die Rechte für die Deutschschweiz definitiv für fünf Jahre bei den frei empfangbaren Privaten (TV24, Blick) und beim Pay-TV (MySports). Während der Qualifikation gibt es neu jeden Sonntagabend Live-Spiel auf den frei empfangbaren Sendern (TV24, Tele Ticino, Léman Bleu) plus am Dienstag ein Live-Spiel auf Blick.ch.
Die SRG hat weiterhin die Live-Rechte am Spengler Cup und an der Eishockey-WM.
Eine bockige hockeypolitische Kuh ist nun vom Eis: Die neu juristisch selbständige National League hat mit dem Verband (Swiss Ice Hockey) endlich einen Zusammenarbeitsvertrag über fünf Jahre abgeschlossen. Dafür muss der Verband Federn lassen: Neu geht ja das Geld für die TV- und Marketing-Rechte der Liga (rund 30 Millionen pro Jahr) an die Liga und nicht mehr den Verband. Der Verband bekommt aus diesen Rechten nun gut eine Million weniger, als er bisher für sich abzweigen konnte.
Der Betrag aus der TV- und Marketing-Kasse wird jedes Jahr neu verhandelt. Kurzweiliges Gezänk ist programmiert. Wenn ab sofort gut eine Million weniger pro Geschäftsjahr hereinkommt, wird im prunkvollen Verbandssitz in Glattbrugg («Versailles des Hockeys») wohl bald für die Angestellten ein Zustupf in die Büro-Kaffeekasse erforderlich.
Dieser Zusammenarbeitsvertrag ist notwendig, damit die Liga über den Verband juristisch am Stromkreis des internationalen Hockeys angeschlossen bleibt. Sonst wären internationale Transfers (also die Verpflichtung von Ausländern) nicht mehr möglich und die Spieler der National League könnten nicht mehr an einer WM teilnehmen.
Die Schiedsrichter laufen weiterhin über den Verband und werden von der Liga pro Einsatz bezahlt. Die National League übernimmt zudem die Organisation des Spielbetriebes der Swiss League und der höchsten Nachwuchsligen.
Bei der Liga-Qualifikation zwischen dem Letzten der National League (der Verlierer des Playouts zwischen dem 13. und 14. der Qualifikation) und dem Meister der Swiss League zeichnet sich ein Kompromiss ab: Es soll mit fünf Ausländern gespielt werden. Damit der Swiss League Meister sein Kontingent auf fünf aufstocken kann (die Swiss League spielt mit zwei, die National League mit sechs Ausländern) soll ein Transferfenster geöffnet werden, das es dem Klub aus der Swiss League ermöglicht, Ausländer von den Klubs zu verpflichten, die nicht mehr in der Meisterschaft engagiert sind.
Damit ist unser Hockey nun administrativ und juristisch wieder ordentlich organisiert, strukturiert, gebürstet und gekämmt.
MW666