International
Deutschland

Edeka stellt sich gegen die AfD – in einer riesigen Zeitungsanzeige

Edeka schaltet riesige Anzeige gegen AfD – diese reagiert mit Strafanzeige

Kurz vor den wichtigen Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen ruft der Handelsriese Edeka ziemlich unverblümt dazu auf, nicht die rechte AfD zu wählen.
30.08.2024, 11:5930.08.2024, 15:36
Mehr «International»

Leserinnen und Leser staunten am Donnerstag nicht schlecht, als sie sich die Printausgabe der bekannten deutschen Zeitungen «Die Zeit» oder «Frankfurter Allgemeine Zeitung» zu Gemüte führten. Der Handelsriese Edeka hatte dort eine ganze Seite gekauft. Nicht etwa, um für sich Werbung zu machen (oder zumindest nicht in erster Linie) –, sondern um sich unmissverständlich zu den kommenden deutschen Wahlen zu äussern.

Die Anzeige zeigt eine grosse Auswahl von Früchten, Gemüse und Salaten. Die Überschrift: «Warum bei Edeka Blau nicht zur Wahl steht.» Blau ist die Farbe der deutschen AfD-Partei.

Edeka-Plakat zu AfD und den Wahlen in Deutschland
Bild: screenshot twitter

«In der Edeka Obst- und Gemüseabteilung herrscht die bunte Vielfalt», steht dann darunter, und: «Oder etwa doch nicht?» Denn wer genau hinsehe, sehe eine Farbe nicht: Blau. Und das sei kein Zufall.

Dann wird die Anzeige deutlich:

«Blaue Lebensmittel sind ein Warnhinweis der Natur, der uns sagt: ‹Achtung! Ich könnte unverträglich sein.›»

Die Evolution habe der Menschheit gelehrt: Blau sei keine gute Wahl. Denn nicht nur bei Obst und Gemüse sei die Farbe der «natürliche Feind» gesunder Vielfalt, schreibt Edeka. Und weiter: «In Deutschland sind ‹die Blauen› schon heute die grösste Bedrohung einer vielfältigen Gesellschaft.» Danach ruft der beliebte Handelsriese zur aus seiner Sicht richtigen Wahl am Wochenende auf – am Sonntag wird in den östlichen Bundesländern Thüringen und Sachsen sowie in Brandenburg gewählt. Die etablierten Parteien befürchten einen grossen Rechtsrutsch zugunsten der AfD.

So schreibt Edeka weiter: «Lasst uns also zu den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg im September die Warnhinweise richtig lesen – und für ein verträgliches Miteinander sorgen.»

Die Reaktionen

Erwartungsgemäss fallen die Reaktionen auf die grosse Kampagne gespalten aus. In den sozialen Medien erhält Edeka auf der einen Seite grossen Applaus. Auch Politikerinnen und Politiker äusserten sich dazu. Die Grüne Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Katrin Göring-Eckardt bedankt sich beim Handelsriesen:

Auf der anderen Seite des politischen Spektrums hat man hingegen wenig Freude. Ein AfD-Abgeordneter aus Hessen, Frank Grobe, gab auf X bereits bekannt, er habe gegen den Edeka-Vorstand Strafanzeige gestellt, da diese in der Zeitungsanzeige «AfD-Mitglieder und Wähler als unverträglich und ‹natürliche Feinde gesunder Vielfalt› bezeichnet haben.» Dann stellt Grobe die Anzeige von Edeka in indirekte Verbindung mit dem Messer-Attentat in Solingen: «Wie gesund Vielfalt sein kann, haben wir wieder in Soligen gesehen.»

Dabei ist es nicht das erste Mal, dass Edeka sich klar gegen die AfD positioniert: Anfang des Jahres schaltete das Unternehmen ein Social-Media-Video auf, in dem sich Edeka gegen Rechtsextremismus in Deutschland positioniert. «Stellen Sie sich einen Supermarkt vor, in dem es nur deutsche Produkte gibt», hiess es da unter anderem in einem eingeblendeten Text. (lak)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
380 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
loeggchen
30.08.2024 12:33registriert Januar 2024
Find ich richtig gut, einfach mal zu hören, dass sich ein Unternehmen auch wirklich Gedanken darüber macht, wie es seine Haltung rüberbringt. Ich glaube die meisten Unternehmen haben schonmal in irgendeiner Form politisch Stellung bezogen, aber das endet dann meist mit der Prideflagge als Profilbild auf Facebook für einen Monat. Was Edeka macht geht weiter und wenn es vermutlich auch keine Wähler der AfD von der Urne anbhält, so bringt es doch vielleicht ein paar entfernte Sympathisanten zum nachdenken und mehr kann man ja kaum erwarten. Also Respekt dafür hab ich auf jeden Fall!
45295
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hadock50
30.08.2024 12:41registriert Juli 2020
Edeka Bravo 👍💪
So geht Gute Werbung.
Es geht um Gemüse, die Klage der AFD ist daher abzulehnen, so wie die Partei selbst.
😄🤷🙈
35290
Melden
Zum Kommentar
avatar
Idealisst, Fabulisst, Alchemisst
30.08.2024 12:32registriert Januar 2014
Wichtig und richtig! Unternehmen beziehen viel zu selten Stellung. Nur Sponsor eines Schwingfestes zu sein, reicht einfach nicht mehr.
29576
Melden
Zum Kommentar
380
    Pläne für Entführung und Umsturz: Gericht verurteilt «Vereinte Patrioten» zu Haftstrafen

    Im Prozess um Pläne für einen Umsturz in Deutschland und eine Entführung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach sind vier Rädelsführer zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden.

    Zur Story