Leserinnen und Leser staunten am Donnerstag nicht schlecht, als sie sich die Printausgabe der bekannten deutschen Zeitungen «Die Zeit» oder «Frankfurter Allgemeine Zeitung» zu Gemüte führten. Der Handelsriese Edeka hatte dort eine ganze Seite gekauft. Nicht etwa, um für sich Werbung zu machen (oder zumindest nicht in erster Linie) –, sondern um sich unmissverständlich zu den kommenden deutschen Wahlen zu äussern.
Die Anzeige zeigt eine grosse Auswahl von Früchten, Gemüse und Salaten. Die Überschrift: «Warum bei Edeka Blau nicht zur Wahl steht.» Blau ist die Farbe der deutschen AfD-Partei.
«In der Edeka Obst- und Gemüseabteilung herrscht die bunte Vielfalt», steht dann darunter, und: «Oder etwa doch nicht?» Denn wer genau hinsehe, sehe eine Farbe nicht: Blau. Und das sei kein Zufall.
Dann wird die Anzeige deutlich:
Die Evolution habe der Menschheit gelehrt: Blau sei keine gute Wahl. Denn nicht nur bei Obst und Gemüse sei die Farbe der «natürliche Feind» gesunder Vielfalt, schreibt Edeka. Und weiter: «In Deutschland sind ‹die Blauen› schon heute die grösste Bedrohung einer vielfältigen Gesellschaft.» Danach ruft der beliebte Handelsriese zur aus seiner Sicht richtigen Wahl am Wochenende auf – am Sonntag wird in den östlichen Bundesländern Thüringen und Sachsen sowie in Brandenburg gewählt. Die etablierten Parteien befürchten einen grossen Rechtsrutsch zugunsten der AfD.
So schreibt Edeka weiter: «Lasst uns also zu den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg im September die Warnhinweise richtig lesen – und für ein verträgliches Miteinander sorgen.»
Erwartungsgemäss fallen die Reaktionen auf die grosse Kampagne gespalten aus. In den sozialen Medien erhält Edeka auf der einen Seite grossen Applaus. Auch Politikerinnen und Politiker äusserten sich dazu. Die Grüne Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Katrin Göring-Eckardt bedankt sich beim Handelsriesen:
Wichtige Botschaft. Danke dafür, Edeka! Klar, dass ich besonders eine Partei mit einer natürlichen Farbe im Namen empfehle, die gegen blaubraun schützt und die die Natur in der DNA trägt. pic.twitter.com/4tBIhGS8eR
— Katrin Göring-Eckardt (@GoeringEckardt) August 29, 2024
Auf der anderen Seite des politischen Spektrums hat man hingegen wenig Freude. Ein AfD-Abgeordneter aus Hessen, Frank Grobe, gab auf X bereits bekannt, er habe gegen den Edeka-Vorstand Strafanzeige gestellt, da diese in der Zeitungsanzeige «AfD-Mitglieder und Wähler als unverträglich und ‹natürliche Feinde gesunder Vielfalt› bezeichnet haben.» Dann stellt Grobe die Anzeige von Edeka in indirekte Verbindung mit dem Messer-Attentat in Solingen: «Wie gesund Vielfalt sein kann, haben wir wieder in Soligen gesehen.»
Dabei ist es nicht das erste Mal, dass Edeka sich klar gegen die AfD positioniert: Anfang des Jahres schaltete das Unternehmen ein Social-Media-Video auf, in dem sich Edeka gegen Rechtsextremismus in Deutschland positioniert. «Stellen Sie sich einen Supermarkt vor, in dem es nur deutsche Produkte gibt», hiess es da unter anderem in einem eingeblendeten Text. (lak)
So geht Gute Werbung.
Es geht um Gemüse, die Klage der AFD ist daher abzulehnen, so wie die Partei selbst.
😄🤷🙈