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Der perfekte SCB-Sportchef, den der SCB nicht wollte und nicht will

Biels Manuel Gossweiler, Ramon Untersander, Thomas Wellinger Benoit Jecker, hinten von links, geschlagen, Berns Philippe Furrer, Thomas Ruefenacht und Byron Ritchie, Mitte von links, feiern einen Tref ...
Philippe Furrer (in der Mitte links) stand einst selbst für den SCB auf dem Eis.Bild: KEYSTONE
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Der perfekte SCB-Sportchef, den der SCB nicht wollte und nicht will

Philippe Furrer (37) arbeitet in Riga als TV-Experte und wäre der perfekte SCB-Sportchef. Er würde den Job machen. Wenn er gefragt würde.
14.05.2023, 13:0914.05.2023, 13:43
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Er hat bei keinem anderen Klub so lange gespielt und trägt die SCB-DNA in sich. Dreimal war er in Bern Meister. Aus Gastspielen bei Lugano und Gottéron weiss er auch, wie andere Organisationen ticken. Internationale Erfahrung hat er in über 100 Länderspielen reichlich gesammelt und er gehört zu den WM-Silberhelden von 2013. Als TV-Experte beim staatstragenden Fernsehen stellt er seine Fähigkeiten als Kommunikator unter Beweis. Und in der Privatwirtschaft hat er sich inzwischen ebenfalls bewährt. Philippe Furrer hat das Profil des perfekten SCB-Sportchefs.

Die unglücklichen Besetzungen der wichtigsten Position der Sportabteilung haben den SCB-Ruhm nicht gemehrt. Um es höflich zu sagen. Alex Chatelain, Florence Schelling, den aktuellen Amtsinhaber Andrew Ebbett sowie die verschiedenen Ober-, Unter-, Neben- und Schatten-Sportchefs verbindet eine Serie von Fehleinschätzungen und Fehltransfers auf allen Positionen. Zurzeit ist Andrew Ebbett unter anderem damit beschäftigt, mit Verteidiger Eric Gélinas einen seiner schlimmsten Fehltransfers zu korrigieren und den Kanadier irgendwie aus dem weiterlaufenden Vertrag irgendwohin zu transferieren.

Nicht nur Schelme sagen, der SCB sollte eigentlich einen charismatischen, selbstsicheren und kompetenten Sportchef haben, der es wagt, in der Sache Marc Lüthi herauszufordern, der die SCB-DNA seit Kindesbeinen in sich trägt und weiss, wie das grösste Hockey-Unternehmen Mitteleuropas tickt.

Marc Luethi, CEO des SC Bern spricht an einer Medienkonferenz, am Mittwoch, 23. Februar 2022, in Bern. Luethi ist nach einer Operation wieder genesen und leitet wieder das Tagesgeschaeft. (KEYSTONE/Pe ...
Wer fordert Marc Lüthi heraus?Bild: keystone

Eine Hockey-WM ist auch ein wenig ein globales Hockey-Klassentreffen. Mit vielen Gelegenheiten, ein wenig zu plaudern. Manchmal sogar von Berner zu Berner. Beispielsweise mit Philippe Furrer, der als TV-Experte vor Ort weilt.

Wenn sich zwei Berner bei einer Hockey-WM treffen, dann ist das Thema neben Langnau, YB, Chrigu Stucki und Biel auch der SCB. Und irgendwann logischerweise die SCB-Personalpolitik.

Eins führt zum anderen und schliesslich zur Frage: Sind Sie eigentlich nie gefragt worden, ob Sie SCB-Sportchef werden möchten? Und wenn Sie gefragt worden wären, was hätten Sie geantwortet?

Der Chronist erwartet eine unverfänglich-diplomatische Antwort, aus der sich keine Polemik oder Story drechseln lässt. So in der Art: «Das müsste ich mir überlegen.» Aber Philippe Furrer sagt erfreulicherweise klipp und klar: «Ja, diese Herausforderung würde ich annehmen.» Hoppla!

Im Gespräch zeigt sich, dass er noch immer durch und durch ein Hockeybär ist. Ja, er redet sich sogar ein wenig in Hitze, wenn wir die SCB-Dauerkrise in gewohnt sachlicher Art analysieren. Er vertritt die Meinung, der SCB müsse endlich wieder die erste Adresse in unserem Hockey werden. Der Klub, zu dem jeder wolle. Wer mag ihm da widersprechen?

Le defenseur fribourgeois Philippe Furrer lors du match du championnat suisse de hockey sur glace de National League entre le HC Fribourg Gotteron et le ZSC Lions, ce dimanche, 7 fevrier 2021, a la pa ...
Philippe Furrer weiss, wie das Geschäft läuft.Bild: keystone

Philippe Furrer sagt, er habe sich beim SCB nie um den Sportchef-Job beworben. Logisch: Wer sich bewirbt, hat eine schlechtere Verhandlungsposition als einer, der angefragt wird. «Darum geht es nicht. Um diesen Job erfolgreich machen zu können, ist es wichtig, dass ein Klub dich will und von dir überzeugt ist.» Das sei etwas ganz anderes, als wenn der Klub auf eine Bewerbung reagiere.

Wo Philipp Furrer recht hat, da hat er recht. Er gehört nicht zu den Profis, die nach ihrer Karriere einen bezahlten Job im Hockey suchen und brauchen. Er ist einer der Hockeystars, die auch neben dem Eis erfolgreich ihren Weg ausserhalb der Eisstadien gehen. Er ist Teilhaber einer Immobilienfirma und zusammen mit seinem Bruder Thomas ins Unterhosen-Business eingestiegen. Dazu kommentiert er die Spiele der Nationalmannschaft bei SRF als Experte. Philippe Furrer kann es sich leisten – anders als der smarte, freundliche Opportunist Andrew Ebbett –, eine eigene Meinung zu haben, zu vertreten und durchzusetzen. Wie wir es drehen und wenden: eigentlich der perfekte Mann für den SCB-Sportchefjob.

Da darf die Frage nicht ausbleiben, ob er denn schon einmal vom SCB angefragt worden sei. «Nein, noch nie.» Wie kann das sein? Der SCB «vergisst» bei der Suche nach einem Sportchef einen der fähigsten Kandidaten?

Diese Frage geht an den grossen SCB-Zampano Marc Lüthi. Warum war und ist Philippe Furrer kein Kandidat für die Position eines Sportchefs? Auf diese Frage reagiert er ungewohnt rumpelsurig: «Kümmern Sie sich um die WM-Berichterstattung, und wir kümmern uns um unsere Personalpolitik.»

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24 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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DanW
14.05.2023 13:32registriert September 2018
Da muss ich Chlöisu Recht geben. Furrer wäre tatsächlich wohl ein super Sportchef. Dazu wäre er ein waschechter Berner. Also ich würde mich freuen!
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DN62
14.05.2023 15:33registriert November 2015
Klingt da etwa ein unverdauter Tritt auf die Hühneraugen aus dem säuerlichen Ton in Marc Lüthis patziger Antwort mit?
Vermutlich hat Herr Furrer sich ein, zwei Male zu oft getraut, eine eigene Meinung zu haben.
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RedCloud
14.05.2023 21:55registriert April 2021
Martin Plüss wäre wohl die geeignetste Person. Als Spieleragent hat er zudem bereits ein Netzwerk und weiss wie dieser Markt funktioniert. Zudem scheint er eine gesunde Härte zu haben. Im Gegensatz zu Furrer der ein "gmögiger Bär" zu sein scheint.
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