Wem die Stunde schlägt: Die Lakers sind endlich in der Ligaqualifikation
«Lohn der Angst» ist ein Schwarz-Weiss-Film, der eine dramatische Geschichte erzählt: Zwei Männer transportieren mit einem alten Lastwagen eine Ladung hochexplosives Nitroglyzerin über die Berge. Sie schaffen es, kassieren die Prämie – und verunglücken, als alle Gefahren vorüber waren, auf dem Rückweg.
«Lohn der Angst» mahnt ein wenig an die Lakers. Sie haben jahrelang alle Gefahren überstanden und sich in der Liga gehalten. Nun schien eigentlich die Gefahr vorüber. Die Lakers sind als Hockeyunternehmen gut strukturiert und wirtschaftlich durch den Milliardär Hans-Ueli Rihs abgesichert. Sie haben mit Anders Eldebrink den Wunschtrainer und bereits ein tolles Farmteam-Projekt in der NLB mit Herisau aufgegleist, um eine breitere Basis zu bekommen. Aber jetzt ist die Abstiegsgefahr so gross wie nie.
Auch die SCL Tigers hat es im Frühjahr 2013 erwischt, als alle glaubten, man sei endlich, endlich nach Jahren des Bangens und des Zitterns definitiv in der NLA angekommen und für lange, lange Zeit gerettet. Das Stadion wunderbar neu renoviert und im Herbst 2012 eingeweiht. Mit John Fust, dem Vater des Play-off-Wunders von 2011, den perfekten Trainer und dank dem neuen Stadion nun auch die wirtschaftlichen Grundlagen für die höchste Liga. Dann hat es die SCL Tigers im Frühjahr in der Ligaqualifikation gegen Lausanne doch erwischt.
Zähe Lakers in den letzten Jahren
Siebenmal hintereinander haben die Lakers nun die Play-offs verpasst. Sie sind nacheinander auf den Rängen 10, 10, 11, 12, 11, 12 und 12 gelandet. Sie kamen also in den letzten vier Jahren dreimal nicht mehr über den letzten Platz hinaus. Wir können die Widerstandsfähigkeit dieses Sportunternehmens bewundern. Ja, wir können uns davor sogar verneigen.
Wir können es aber auch ganz nüchtern betrachten. In dieser Saison haben es die Lakers übertrieben. Seit Ende September sind sie ausser Konkurrenz durch die Qualifikation getingelt. Die Resultate waren unerheblich. Ob Sieg oder Niederlage spielte gar keine Rolle mehr. Der letzte Platz war bereits sicher. Trainer und Spieler konnten sich seit September auf die Play-outs vorbereiten. Dabei wurden sie zuletzt in der Platzierungsrunde übermütig und verzichteten schon mal auf den Einsatz ihrer besten Spieler. Nun sind sie in den Play-outs gegen Ambrì kläglich gescheitert.
Es widerspricht allen Grundsätzen des gesunden Leistungssportes, wenn sieben Jahre Versagen keine sportlichen und wirtschaftlichen Konsequenzen haben. Die jahrelange, permanente sportliche Überforderung hat ihre Spuren hinterlassen. Die Lakers sind im Laufe dieser Zeit durch und durch Verlierer geworden. Der Trainer und die Spieler. Deshalb sind sie jetzt zum ersten Mal in die Ligaqualifikation verbannt worden.
Olten und die Tigers auf Augenhöhe
Dort treffen sie entweder auf Olten oder die SCL Tigers. Zwei Teams, die aufsteigen wollen und können. Es wird keine Operetten-Ligaqualifikation wie zuletzt jene mit den NLB-Meistern Langenthal und Visp.
Möglicherweise wären die SCL Tigers der noch schwierigere Gegner. Weil die Langnauer über vier Linien eine Spur ausgeglichener sind. Aber ein Olten, das die NLB gewinnt, ist ebenso gefährlich. Zudem haben sowohl Olten wie auch Langnau die Unternehmensstrukturen und das Stadion für die NLA. Das Niveau der NLB-Finalpartien war in jeder Beziehung (Intensität, Tempo, taktische Disziplin) höher als jenes der NLA-Play-outs.
Die Lakers sind ein NLB-Team, verstärkt mit recht guten Ausländern. In der Ligaqualifikation dürfen sie nur noch zwei ausländische Spieler einsetzen. Damit sind sie auf Augenhöhe mit dem NLB-Meister abgesunken. Olten wie Langnau haben ungefähr die gleich guten Schweizer Spieler.
Ohne jede Boshaftigkeit dürfen wir sagen: Endlich sind die Lakers in die Ligaqualifikation geraten. Ihr Abstieg wäre gut für die NLA. Denn sowohl der EHC Olten als auch die SCL Tigers wären eine Bereicherung für die höchste Spielklasse. Es ist Zeit für einen Wechsel. Die Lakers hatten in der NLA in der Qualifikation den tiefsten Zuschauerschnitt (4276 pro Partie, weniger als Langnau in der NLB mit 5053). Wie wenig das Schicksal dieses Klubs die Fans noch interessiert, zeigt sich jetzt dramatisch. In Langnau (5053) und in Olten (5670) sind in den Play-offs im Schnitt über 5000 Fans herbeigeeilt. Die Lakers haben in der Abstiegsrunde und in den Play-outs im Schnitt gerade noch 3634 Fans mobilisiert. Erst im letzten Spiel gegen Ambrì waren es erstmals mehr als 5000.
Den Schwefelgeruch des Verlierens loswerden
Mit ziemlicher Sicherheit wäre der Abstieg nicht nur für die NLA sondern auch für die Lakers ein Segen. Sie bekämen endlich jene Atempause, die es möglich machen würde, neu anzufangen, den Schwefelgeruch des Verlierens endlich loszuwerden, sich in der NLB zu erneuern und mit frischem Elan und ohne die notorischen Verlierer an der Bande und in der Kabine den Wiederaufstieg anzustreben. Bleiben die Lakers oben, so wird es wieder ein unseliges Darben am Tabellenende geben, und jedem Gegner graut es schon vor den Heimspielen gegen die Lakers. Diese Partien sind langweilig und bescheren jedem Klub Zuschauer-Minusrekorde.
Die Frage ist allerdings: Haben die Lakers, so wie Langnau und Olten, die Fanbasis für einen Wiederaufstieg? Die starke Kultur, um mehrere Jahre ohne Schaden an der Seele in der NLB zu überstehen wie Langnau, Biel, Lausanne oder eben Olten? Oder folgt im Falle eines Abstieges der Sturz ins Bodenlose, weil es gar keinen Plan B, kein Szenario für den Abstieg gibt?
Die Ligaqualifikation wird uns so oder so ein Drama bescheren. Titel: Wem die Stunde schlägt. Frei nach Ernest Hemingway.
