So viel Geduld wie Martin Steinegger mit Petri Matikainen hatte seit der Einführung der Playoffs (1986) kein Sportchef. Aus gutem Grund: Es war eigentlich unmöglich, den richtigen Nachfolger für Antti Törmänen zu finden, der wegen einer Krebserkrankung sein Amt Ende der letzten Saison niederlegt hatte.
Petri Matikainen hat den schwierigsten Job der Liga übernommen. Biel hatte den Final erst im siebten Spiel verloren und die erfolgreichste Saison seit dem Wiederaufstieg (2008) hinter sich. Mit einer Mannschaft, deren Leitwölfe entweder im Spätherbst ihrer Karriere angelangt oder auf der Suche nach einer neuen Herausforderung sind. Der neue Trainer konnte nur verlieren und nichts gewinnen.
Noch stärker fällt ins Gewicht: Antti Törmänen ist ein Trainer, der mit seiner Persönlichkeit und seinem Führungsstil Biels Kultur geprägt hat. Um es etwas salopp zu sagen: Biel ist unter dem charismatischen Finnen ein erfolgreiches Sportunternehmen mit der Führungsphilosophie einer Rudolf-Steiner-Schule geworden. Jeder hat den Freiraum bekommen, auf seine Weise sein Talent in den Dienst der Mannschaft zu stellen.
Weil Martin Steinegger genau wusste, dass es keinen zweiten Antti Törmänen gibt, hat er einen Trainer gewählt, der vom Führungsstil her so verschieden von Törmänen ist, dass der Neue gar nicht in Versuchung kommen konnte, diesen zu kopieren. Der ehemalige Polizist Petri Matikainen hat einst in Finnland schon mal mit einer Kettensäge in der Kabine getobt. Auch wenn er inzwischen etwas altersmilde geworden ist: Sein rauer Führungsstil hat nie zu Biels Kultur gepasst. Der Kulturschock war maximal. Aber die Spieler haben ihn ausgehalten, weil sie anerkannten, dass er ja nur das Beste wollte. Und weil die Leistungskultur in Biel eine vorzügliche ist.
Aber Eishockey ist ein Spiel. Keine Arbeit, die man lust- und freudlos verrichten kann. Lust, Leidenschaft und Emotionen sind zentrale Erfolgsfaktoren. In den letzten Wochen haben die Spieler die Lust und die Freude verloren – und damit war das Schicksal des Trainers besiegelt.
Martin Steinegger hatte zwei Möglichkeiten: Den Trainer in Gottes Namen halt bis zum Saisonende im Amt zu belassen. Mit dem Risiko, in den letzten drei Partien gegen Davos (h), Lugano (h) und Servette (a) als Vorjahresfinalist sogar das Play-in zu verpassen. Oder die Notbremse zu ziehen und noch einmal das Traineramt zu übernehmen. Schon zweimal hat er sich in dieser Rolle bewährt.
Petri Matikainen geht in Biels Geschichte ein als Übergangstrainer, der eigentlich gar keine Chance hatte. Weil jeder andere direkte Nachfolger von Antti Törmänen auch vor einer unlösbaren Aufgabe gestanden hätte.
Was nun? Es gibt einen Trainer, der sehr gut zu Biels Kultur passt und keine überrissenen Gehaltsforderungen stellt. Einer der Grossen des Welteishockeys: Jukka Jalonen (mit dem ehemaligen SCB-Trainer Kari Jalonen nicht verwandt). Der 61-jährige Finne ist Ausbildner und Meistermacher, U18- und U20-Weltmeister und zuletzt 2022 Weltmeister und Olympiasieger. Er wird nach dieser Saison sein Amt als Nationaltrainer in Finnland aufgeben und ist durchaus bereit, in der Schweiz eine neue Herausforderung anzunehmen.
Zumindest lohnt es sich für Martin Steinegger, Jukka Jalonen mal anzurufen. Mehr noch: Es ist eigentlich seine Pflicht, dieses Telefonat zu machen.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
5,2
09.22
5,2
09.23
5,2
01.24
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte
Ihre letzten Gegner stehen alle im Rennen um den letzten direkten Playoff Platz. Ihnen wird also nichts geschenkt werden.
Noch haben sie nach Verlustpunkten alles in den eigenen Händen, aber einfacher wird es deshalb nicht. Der Druck, die Gegner und dazu noch die eigene Verunsicherung sind sicher nicht förderlich für das erreichen der Play-in.
Ob es reicht oder nicht wissen wir in einer Woche.