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Petri Matikainen: Biel feuert den Trainer, der keine Chance hatte

EHC Biel Cheftrainer Petri Matikainen waehrend dem Eishockey-Meisterschaftsspiel der National League zwischen den Teams EHC Kloten und EHC Biel-Bienne am Freitag, 5. Januar 2024, in Kloten. (KEYSTONE/ ...
Petri Matikainen trat in Biel ein sehr schwieriges Erbe an.Bild: keystone
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Biel feuert den Trainer, der keine Chance hatte

Also doch: Petri Matikainen muss gehen. Für den Rest der Saison steht Sportchef Martin Steinegger an der Bande. Er hatte keine andere Möglichkeit, als seinen Trainer zu feuern. Kommt nächste Saison einer der Grossen des Welteishockeys nach Biel?
25.02.2024, 21:0526.02.2024, 12:24
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So viel Geduld wie Martin Steinegger mit Petri Matikainen hatte seit der Einführung der Playoffs (1986) kein Sportchef. Aus gutem Grund: Es war eigentlich unmöglich, den richtigen Nachfolger für Antti Törmänen zu finden, der wegen einer Krebserkrankung sein Amt Ende der letzten Saison niederlegt hatte.

Petri Matikainen hat den schwierigsten Job der Liga übernommen. Biel hatte den Final erst im siebten Spiel verloren und die erfolgreichste Saison seit dem Wiederaufstieg (2008) hinter sich. Mit einer Mannschaft, deren Leitwölfe entweder im Spätherbst ihrer Karriere angelangt oder auf der Suche nach einer neuen Herausforderung sind. Der neue Trainer konnte nur verlieren und nichts gewinnen.

Noch stärker fällt ins Gewicht: Antti Törmänen ist ein Trainer, der mit seiner Persönlichkeit und seinem Führungsstil Biels Kultur geprägt hat. Um es etwas salopp zu sagen: Biel ist unter dem charismatischen Finnen ein erfolgreiches Sportunternehmen mit der Führungsphilosophie einer Rudolf-Steiner-Schule geworden. Jeder hat den Freiraum bekommen, auf seine Weise sein Talent in den Dienst der Mannschaft zu stellen.

Weil Martin Steinegger genau wusste, dass es keinen zweiten Antti Törmänen gibt, hat er einen Trainer gewählt, der vom Führungsstil her so verschieden von Törmänen ist, dass der Neue gar nicht in Versuchung kommen konnte, diesen zu kopieren. Der ehemalige Polizist Petri Matikainen hat einst in Finnland schon mal mit einer Kettensäge in der Kabine getobt. Auch wenn er inzwischen etwas altersmilde geworden ist: Sein rauer Führungsstil hat nie zu Biels Kultur gepasst. Der Kulturschock war maximal. Aber die Spieler haben ihn ausgehalten, weil sie anerkannten, dass er ja nur das Beste wollte. Und weil die Leistungskultur in Biel eine vorzügliche ist.

Aber Eishockey ist ein Spiel. Keine Arbeit, die man lust- und freudlos verrichten kann. Lust, Leidenschaft und Emotionen sind zentrale Erfolgsfaktoren. In den letzten Wochen haben die Spieler die Lust und die Freude verloren – und damit war das Schicksal des Trainers besiegelt.

Finland's head coach Jukka Jalonen gestures during the quarterfinal match between Canada and Finland at the ice hockey world championship in Tampere, Finland, Thursday, May 25, 2023. (AP Photo/Pa ...
Kommt Jukka Jalonen nach Biel?Bild: keystone

Martin Steinegger hatte zwei Möglichkeiten: Den Trainer in Gottes Namen halt bis zum Saisonende im Amt zu belassen. Mit dem Risiko, in den letzten drei Partien gegen Davos (h), Lugano (h) und Servette (a) als Vorjahresfinalist sogar das Play-in zu verpassen. Oder die Notbremse zu ziehen und noch einmal das Traineramt zu übernehmen. Schon zweimal hat er sich in dieser Rolle bewährt.

Petri Matikainen geht in Biels Geschichte ein als Übergangstrainer, der eigentlich gar keine Chance hatte. Weil jeder andere direkte Nachfolger von Antti Törmänen auch vor einer unlösbaren Aufgabe gestanden hätte.

Was nun? Es gibt einen Trainer, der sehr gut zu Biels Kultur passt und keine überrissenen Gehaltsforderungen stellt. Einer der Grossen des Welteishockeys: Jukka Jalonen (mit dem ehemaligen SCB-Trainer Kari Jalonen nicht verwandt). Der 61-jährige Finne ist Ausbildner und Meistermacher, U18- und U20-Weltmeister und zuletzt 2022 Weltmeister und Olympiasieger. Er wird nach dieser Saison sein Amt als Nationaltrainer in Finnland aufgeben und ist durchaus bereit, in der Schweiz eine neue Herausforderung anzunehmen.

Zumindest lohnt es sich für Martin Steinegger, Jukka Jalonen mal anzurufen. Mehr noch: Es ist eigentlich seine Pflicht, dieses Telefonat zu machen.

  • Stürmer
  • Verteidiger
  • Torhüter
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Nation Flag

Aktuelle
Note

  • 7

    Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.

  • 6-7

    Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.

  • 5-6

    Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.

  • 4-5

    Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.

  • 3-4

    Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.

  • Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.

5,2

09.22

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09.23

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Punkte

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    22 Kommentare
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    JabbaThaHutt
    26.02.2024 02:47registriert März 2023
    Da gebe ich dem Eismeister mal fast überall recht, Martikainen konnte in Biel nur verlieren. Nach der grandiosen letzten Saison (mit einer bitteren Enttäuschung im 7. Spiel) und dem Verlust von Antti konnte das fast nur schiefgehen. Ich dachte zwar nachdem wir uns nach Weihnachten gesteigert hatten und vom 12. auf den 7. Rang kamen, dass sogar Platz 6 drin liegen würde aber was der EHCB die letzten 5 Spiele gezeigt hatte war extrem schwach. Der Rauswurf kommt jetzt wohl zu spät... Mal schauen ob die Mannschaft jetzt Charakter zeigt und kämpfen wird, noch haben sie den 10. Rang in eigener Hand.
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    Liebu
    26.02.2024 00:03registriert Oktober 2020
    Eine grosse Aufgabe für Biel.
    Ihre letzten Gegner stehen alle im Rennen um den letzten direkten Playoff Platz. Ihnen wird also nichts geschenkt werden.
    Noch haben sie nach Verlustpunkten alles in den eigenen Händen, aber einfacher wird es deshalb nicht. Der Druck, die Gegner und dazu noch die eigene Verunsicherung sind sicher nicht förderlich für das erreichen der Play-in.
    Ob es reicht oder nicht wissen wir in einer Woche.
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    Boucher
    26.02.2024 06:59registriert Februar 2024
    Und genau dieser Jukka Jalonen wäre der richtige fpr die Nati.....
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