Um den grossen HCD nach neun Siegen in Serie zu bodigen und vom ersten Platz zu verdrängen brauchte es ein grosses Spiel und grosse ZSC Lions.
Dieser grandiose Kampf der Titanen lässt sich auf einen Nenner bringen: Mensch gegen Maschine. Nun mag es ein bisschen befremdlich tönen, wenn Hockeyspieler mit Maschinen gleichgesetzt werden. Aber in diesem Fall ist der Vergleich statthaft.
Eine Maschine ist so konstruiert, dass einzelne Teile ausgewechselt werden können ohne dass die Funktionstüchtigkeit beeinträchtigt wird. Beim Meister fehlten gleich mehrere zentrale Teile: Torhüter Lukas Flüeler und von den fünf ausländischen Spielern waren nur zwei einsatzfähig. In Normalfall funktioniert eine Mannschaft nach solchen Ausfällen nicht mehr. Und an einen Sieg in einem Spitzenkampf ist schon gar nicht mehr zu denken.
Aber die ZSC Lions spielten so als wäre nichts passiert. Als wären sie vollzählig. Trainer Marc Crawford stellte mit Niklas Schlegel (20) die nominelle Nummer vier hinter Lukas Flüeler, Urban Leimbacher und Luca Boltshauser ins Tor. Niklas Schlegel kam, sah und siegte, wehrte 32 Schüsse ab und beendete die Partie mit einer fabelhaften Fangquote von 96,97 Prozent.
Wohl nichts zeigt so sehr die Stärke dieser Organisation wie dieser Einsatz: Niklas Schlegel ist in der Nachwuchsorganisation der ZSC Lions ausgebildet worden. Er kam gestern zu seinem ersten NLA-Einsatz, weil er am Vorabend in Visp im Tor des Farmteams (GCK Lions) beim 3:4 n.V famos gehalten hatte. Auch deshalb sagte ZSC-Trainer Marc Crawford: «Es ist ein grosser Sieg für unsere Organisation.»
Der HCD kassierte seine erste Niederlage nach 60 Minuten überhaupt in dieser Saison. Die Bündner hatten nur das Startspiel gegen Zug 1:2 n.P. verloren. Die 1:4-Niederlage in Zürich war zwingend. Das sagt viel über die Qualität der ZSC Lions aus. Denn dieser HCD hätte mit der sonntäglichen Leistung wahrscheinlich gegen jeden anderen Gegner mindestens einen Punkt geholt.
Die ZSC Lions besiegten diesen grossen Gegner durch die nahezu perfekte Kombination von Tempo, Wucht, Talent, Präzision, Disziplin und Energie. «Wir hatten so viel Energie und wir haben die Energie aus so vielen Quellen bekommen. Eine davon war unser junger Goalie.» So sagte es Trainer Marc Crawford.
Es war das beste weil intensivste Spiel dieser Saison überhaupt. Beide Teams suchten bei jeder Aktion wenn immer möglich eine konstruktive, offensive Lösung. Es gab keine destruktive Defensive. Deshalb war das Tempo so hoch, das Spektakel so gross und das Niveau so hoch.
Viel besser als die ZSC Lions gestern kann ein NLA-Team nicht mehr spielen. Die etwas weniger gute Mannschaft hat verloren. Und es wird für beide nicht einfach sein, diese Leistung am Dienstag in Zug (ZSC) beziehungsweise in Kloten (Davos) zu wiederholen.
Eine Meisterschaft ist noch nie im Herbst gewonnen worden. Aber wer auf ein Playoff-Finale ZSC Lions gegen Davos wettet, riskiert wenig.