Zu weich für die NHL? Miserabel beim Olympischen Turnier (5 Spiele, 0 Tore, 0 Assists, Minus-8-Bilanz)? Ach was. Das hat null Einfluss auf den Marktwert in der Schweiz. Grégory Hofmann (29) hat gute Aussichten, der erste Salär-Millionär der Liga zu werden. Bis heute hat noch kein Schweizer die Salär-Schallmauer von einer Million brutto für eine Saison geknackt.
Für die NHL hat es nicht gereicht und ein Olympischer Held ist Grégory Hofmann auch nicht geworden. Doch das kümmert die Sportchefs in der Schweiz nicht. Sie wollen einen Spieler, der die heimische Liga dominiert und eine Meisterschaft entscheiden kann. Dazu ist Grégory Hofmann in der Lage. Das bestimmt seinen Marktwert.
In diesen Tagen ist dieser Marktwert so hoch wie nie. In den sieben Partien seit der Rückkehr aus der NHL hat der Zuger acht Tore erzielt. Sein Vertrag in Zug läuft zwar erst nach der nächsten Saison im Frühjahr 2023 aus. Aber eine bessere Ausgangslage zur Kapitalisierung seines Talentes wird es nie mehr geben. Deshalb soll der neue Vertrag noch vor dem Playoffstart Mitte März gemacht werden. Zwei Optionen stehen im Vordergrund: Entweder eine vorzeitige Verlängerung zu stark verbesserten Konditionen in Zug oder im Sommer 2023 eine Rückkehr nach Lugano.
Wenn der Dreijahresplan mit Trainer Chris McSorley aufgehen soll, dann braucht Lugano einen «Kaisertransfer». Kommt Grégory Hofmann im Sommer 2023 für die dritte Saison mit Chris McSorley (so der Kanadier dann immer noch Trainer ist – das weiss man ja nie) wäre das Timing perfekt. Mit Grégory Hofmann 2024 der erste Titel seit 2006.
Zugs smarter Sportchef Reto Kläy beherrscht die Kunst des Jammerns besser als jeder Bauernpolitiker. Doch seine «Transfer-Kriegskasse» ist schön gefüllt: Marco Müller muss er nächste Saison nicht mehr löhnen (der Mittelstürmer wechselt zu Lugano) und die Investitionen in die Ausbildung werden markant zurückgefahren: Das Farmteam (EVZ Academy) wird aufgelöst. So steht mehr Geld für Spielerlöhne zur Verfügung.
Diese Ausgangslage bedeutet: Wenn Lugano Grégory Hofmann ab übernächster Saison will, muss ihn Sportchef Hnat Domenichelli zum ersten Salär-Millionär unserer Hockey-Geschichte machen. Weil der Standort Zug erhebliche Steuervorteile und auch sonst einem Hockey-Profi allerbeste Voraussetzungen bietet, muss er das Angebot von Zug sechsstellig überbieten. Und das bedeutet: Ins Geschäft kommt er nur mit einem Angebot von mindestens einer Million brutto für eine Saison.
Lohnt es sich, so viel Geld in einen Stürmer zu investieren? Wenn Lugano je wieder Meister werden will, dann ist eine solche Investition notwendig. Lugano braucht einen «Kaiser-Transfer». Stürmer mit Schweizer Pass, die eine Meisterschaft entscheiden können, kommen nicht oft auf den Markt. Das bedeutet: Will Lugano die Titanen aus der Deutschschweiz im Titelkampf erfolgreich herausfordern, kann es sich eigentlich gar nicht leisten, Grégory Hofmann nicht zu bekommen.
Zug hingegen bliebe übernächste Saison auch ohne Grégory Hofmann ein Titelkandidat. Gerade die Partie im Hallenstadion (die ZSC Lions sind beim 5:2 gedemütigt worden) hat soeben gezeigt, dass die Mannschaft so ausgeglichen besetzt ist, dass man es sich wahrscheinlich leisten könnte, Grégory Hofmann nach der nächsten Saison zu verlieren: Er erzielte nur einen Treffer (zum 5:1).
Kommt dazu: Die Zuger haben gute Aussichten, im Falle eines Falles sogar einen Stürmer mit der Kragenweite von Grégory Hofmann ersetzen zu können. Sven Bärtschi, gleich alt und im Abschluss mindestens so kaltblütig, steht vor der Rückkehr in die Schweiz. Er hat die gleiche Ausgangslage wie Grégory Hofmann: Sein Marktwert ist in den nächsten Wochen so hoch, wie er nie mehr sein wird.
Nach zwölf Jahren in Nordamerika (in den Junioren-Ligen, in der NHL und der AHL) möchte er sich in seiner Heimat (Langenthal/Oberaargau) niederlassen. Von dort aus ist es nach Bern und Zug ungefähr gleich weit.
Verlängert Grégory Hofmann vorzeitig in Zug, dann erhöhen sich die Chancen für den SC Bern, Sven Bärtschi zu bekommen. Wechselt er hingegen im Frühjahr 2023 nach Lugano, wird Zugs Sportchef Reto Kläy hingegen alles tun, um Sven Bärtschi auf nächste Saison mit einem Mehrjahresvertrag zu bekommen. Um den bevorstehenden Abgang von Grégory Hofmann zu kompensieren.
In diesem Fall kann der SCB nur noch mithalten, wenn Sportchef Andrew Ebbett Sven Bärtschi zum bestbezahlten Spieler der SCB-Geschichte macht und mindestens 800'000 Franken brutto pro Saison bietet.
Besonders amüsant mal wieder der SCB. Bei der Jammerei zumindest bei den Topteams und führend bei den Befürwortern für mehr und günstigere Ausländer. Bisher habe ich aber noch keinen Norweger, Österreicher oder Polen bei den Tramsfermeldungen des SCB gesehen😉