SCB-Trainer Jussi Tapola hat am Pfingstmontag beim Coaching-Symposium im Rahmen der Hockey-WM in Prag einen viel beachteten Vortrag gehalten. Das Thema: Unsere National League, die in Europa zu den besten Ligen gehört und immer stärker auch von den grossen Hockeynationen beachtet wird. Der international hoch angesehene Bandengeneral referierte nicht nur über Struktur und Taktik in unserem Hockey. Eine seiner Kernthesen: Hockey muss in der Schweiz auch unterhaltsam sein. Sonst gibt es mediale Kritik. Wo er recht hat, da hat er recht. Das gilt erst recht in Bern.
Beim SCB gibt es ein Geschäft, das seinem finnischen Cheftrainer Unterhaltung auch neben dem Eis bescheren wird, wenn es nicht rechtzeitig erledigt wird. Der Entscheid über die Vertragsverlängerung mit Kult-Captain Simon Moser. Im März ist er 35 geworden. Seit 2017 amtet er als Captain und Ende der nächsten Saison läuft der Vertrag aus.
Verdiente Veteranen mit Kultstatus und auslaufenden Verträgen sind bei jedem Klub ein Politikum, das für Unruhe sorgen kann. Unvergessen das Spektakel um ZSC-Lichtgestalt Mathias Seger. Management, Sportchef und Trainer wollten nicht verlängern. Aber dann kam von ganz oben die Weisung: noch ein Jahr verlängern. Mathias Seger war in seinem letzten Vertragsjahr vier Jahre älter als heute Simon Moser.
Daher die Frage an Jussi Tapola: Soll der SCB mit Simon Moser im nächsten Frühjahr um eine weitere Saison bis 2026 verlängern? «Ja, unbedingt.» Der Finne rühmt seinen Captain schier überschwänglich. Aber könnte es nicht sein, dass er bald der langsamste Captain Europas sein wird? «Nein, nein. Sicher nicht. Er arbeitet sehr hart.» Tja, wer weiss, vielleicht wird ja Simon Moser dank harter Arbeit im Sommertraining nächste Saison schneller sein als in der soeben abgelaufenen, die er mit der magersten Statistik seit dem Transfer zum SCB beendet hat (52 Spiele / 8 Tore / 8 Assists / -7).
Statistik hin oder her: Der Trainer rät zur unbedingten Verlängerung. Das will etwas heissen: Beim SCB hat Jussi Tapola in Transferdingen das letzte Wort. Oder? Er dementiert entschieden: «Nein, das ist nicht so. Das Management entscheidet.»
Wir lassen diese Aussage so stehen und erkundigen uns also beim Management. Was sagt die höchste SCB-Instanz? Marc Lüthi reagiert etwas knurrig auf eine entsprechende Anfrage: «Das entscheidet unsere Sportabteilung.» Und ärgert sich über die Kritik, Simon Moser sei langsam geworden. «Sie tun ihm mit dieser Kritik unrecht. Sie werden ja im zunehmenden Alter auch nicht schneller.» Stimmt nicht. Der Chronist schreibt heute eher noch schneller als vor 40 Jahren.
Item, Marc Lüthi beteuert, er überlasse die «Causa Moser» ganz der Sportabteilung und werde sich nicht einmischen. «Es sei denn, unser Sportchef Patrik Bärtschi kommt mit dem Vorschlag, den Vertrag um zwölf Jahre zu verlängern. Dann werde ich eingreifen …»
Eine Verlängerung um ein Jahr oder zu einem etwas niedrigeren Tarif um zwei Jahre könnte durchaus Sinn ergeben. Oder ist gar eine Offerte aus Langnau denkbar? Dort war Simon Moser bis zu seinem Wechsel nach Bern (2013) Captain. Langnaus Sportchef Pascal Müller – auch er weilt im goldenen Prag – mag sich nicht jetzt schon mit diesem Geschäft befassen. «Warten wir doch ab, wir wissen ja noch nicht, ob Simu im nächsten Frühjahr eine weitere Saison spielen möchte …»
So oder so spricht viel für gute Unterhaltung beim SCB auch neben dem Eis. SCB-General Marc Lüthi hat am 1. Mai 2023 Pascal Signer als Generalstabschef («Chief Operating Officer») eingestellt: als seine rechte Hand. Klotens ehemaliger Geschäftsführer bürstet seither die SCB-Administration («Bundesamt für Hockey») kräftig gegen den Strich. Soeben hat Kommunikationschef Reto Kirchhofer, eine zurückhaltende, kluge Integrationsfigur im SCB-Kosmos, die Kündigung eingereicht. Der Grund: unüberbrückbare Differenzen mit Pascal Signer. Dabei ist es fast unmöglich, mit Reto Kirchhofer übers Kreuz zu liegen.
Noch betrachtet Marc Lüthi die internen Unruhen mit Wohlgefallen und rühmt seine rechte Hand. Das will wenig heissen: Es könnte nicht schaden, wenn sich Pascal Signer en passant bei Raëto Raffainer erkundigt, wie unverhofft sein Dienstherr bei Personalfragen die Meinung ändern kann. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Simon Moser noch länger für den SCB stürmt, als Pascal Signer durch die SCB-Büros wirbelt.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
5,2
09.22
5,2
09.23
5,2
01.24
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte