Wir dürfen für einmal eine Weisheit aus der Formel 1 heranziehen um die Krise der Kloten Flyers zu erklären. Der weise Enzo Ferrari pflegte zu sagen: «Es ist wichtig zu wissen, warum man ein Rennen verloren hat. Aber es ist noch wichtiger zu wissen, warum man ein Rennen gewonnen hat.»
Die Kloten Flyers haben die grösste wirtschaftliche Krise ihrer Geschichte erst einmal überstanden, ohne Schaden an der Seele zu nehmen. Sie erholten sich sportlich schnell und aus Playoutisten sind letzte Saison Finalisten geworden.
Es gibt zwei ganz wichtige Gründe für die Rückkehr in die Spitzengruppe. Die intakte Chemie des Teams und die starken ausländischen Spieler. Wenn das sportliche Management zu dieser Erkenntnis gekommen wäre – also wüsste, warum die Mannschaft letzte Saison erfolgreich war – dann wären die Ausländer mit grösserer Sorgfalt rekrutiert worden und Man hätte alles vermieden, was den Frieden und Zusammen halt im Inneren gefährden könnte.
Aber Sportchef André Rötheli setzt den Zusammenhalt der Mannschaft durch seine Transferpolitik aufs Spiel und hat die zentrale Rolle der ausländischen Spieler beim letztjährigen Erfolg grobfahrlässig unterschätzt. Drei Spieler, die zum harten Kern des Teams gehören, sind durch ungeschickte Verhandlungstaktik «vertrieben» worden.
Nationalverteidiger Félicien Du Bois hat nach sechs Jahren Kloten Richtung Davos verlassen und sein Kollege Eric Blum wechselte nach vier Jahren nach Bern. Nationalstürmer Simon Bodenmann wird Ende Saison ebenfalls nach Bern zügeln. Zwei Nationalverteidiger nicht zu ersetzen ist sportlich riskant.
Nun hat Kloten vor einem 40-jährigen Goalie die löchrigste Abwehr der Liga und keine spielstarke Nummer 2 im Tor. Es ist fahrlässig zu erwarten, Martin Gerber könne immer noch 50 Partien sein bestes Hockey spielen. Der ehemalige Stanley-Cup-Sieger und WM-Silberheld hat mit 82,26 Prozent eine miserable Fangquote.
Aber nicht nur sportlich haben die Transfers Auswirkungen. Geld für die Rückkehr von Denis Hollenstein auszugeben macht durchaus Sinn. Er ist ein Ur-Klotener. Aber weniger sinnvoll ist es, viel Geld in Peter Guggisberg, Corsin Casutt und René Back zu investieren. Es sind reine Geldtransfers. Wir erleben hier den Klassiker «Geld und Geist». Geld hat Kloten jetzt genug. Wir werden nun sehen, wie viel Mannschaftsgeist geblieben ist. Oder ob diese «Geldtransfers» den Zusammenhalt schwächen.
Der Amerikaner Peter Müller war letzte Saison mit 24 Toren einer der abschlussstärksten Stürmer der Liga. Ihn gleichwertig zu ersetzen ist schwierig. Ihn gar nicht zu ersetzen ist eine Torheit sondergleichen.
Der Entscheid, die Saison mit drei Ausländern zu beginnen, macht auf den ersten Blick Sinn. So wird das Lohnbudget um eine gute halbe Million entlastet. Aber auf den zweiten Blick zeigt sich, wie unüberlegt diese Massnahme ist. Wer die Saison bewusst mit bloss drei Ausländern beginnt, signalisiert Arroganz: Wir sind gut genug, drei Ausländer genügen.
In dieser ausgeglichenen Liga ist niemand mit drei Ausländern gut genug. In Langnau stand diese Arroganz, diese Selbstüberschätzung und der Verzicht auf den vierten Ausländer am Anfang des Abstieges. Wer nur mit drei Ausländern antritt, schafft nicht die bestmöglichen Voraussetzungen für den Erfolg und signalisiert: Wir brauchen nicht ein Maximum zu leisten. Es ist nicht so wichtig, wie gut wir sind.
Und das kann, wie wir jetzt sehen, fatale Auswirkungen haben. Kloten hat am wenigsten Tore erzielt, zusammen mit Fribourg-Gottéron am meisten kassiert, ist nach drei Runden als einziges Team noch punktlos und ganz unten angekommen. Sogar die Lakers haben drei Punkte!
In den nächsten zwei Partien gegen die ZSC Lions (h) und den SC Bern (a) ist der letztjährige Playoff-Finalist inzwischen zum Aussenseiter geschrumpft. Also gute Voraussetzungen, um den Fehlstart zu korrigieren. Zwei weitere Niederlagen wären hingegen fatal. Dann wird es sehr schwierig, das Verlieren aus den Köpfen der Spieler zu bringen, den Glauben ans Spielsystem und das Selbstvertrauen zu bewahren.
Die Kloten Flyers haben nun elf Pflichtspiele hintereinander verloren (Playoff-Final, Champions League, Meisterschaft) und nach drei Runden gibt es nicht mehr einen einzigen Spieler mit einer Plus-Bilanz in der Statistik.
Sportchef André Rötheli wird bald einen 4. Ausländer verpflichten. Und ohne Boshaftigkeit können wir wetten, dass bald einmal der 5. und 6. Ausländer kommen werden und im Frühjahr dürften alle 8 Ausländerlizenzen eingelöst sein. Weil der Sportchef jetzt nur noch bei den Ausländern Spielraum hat. Trainer Felix Hollenstein in Frage zu stellen ist tabu.
Beim SC Bern war es vor ziemlich genau einem Jahr ebenfalls tabu, Meistertrainer Antti Törmänen zu thematisieren.