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Ausländisches Geld ist im helvetischen Sport-Business kein Grund zur Aufregung. Und doch ist die Situation im Eishockey speziell: die ausländischen Investoren kommen alle aus Nordamerika. Eine Männerrunde kontrolliert nun bereits drei Klubs. Ein Viertel der Liga. Die Liga schreibt vor, dass ein Investor nicht bei mehreren Klubs die Mehrheit halten darf. Servettes Präsident Hugh Quennec – auch er in Kanada geboren – hat auf Druck der Liga seine Anteile an Klotens Präsident Ken Stickney verkauft. Auch wenn der nun sein Amt in Kloten niederlegt – die Interessenskollision bleibt.
Alles zwar legal, alles sorgfältig so aufgegleist. Das Gesetz verlangt, dass alle, die 25 Prozent oder mehr der Aktien halten, dem Verwaltungsrat bekannt sein müssen. Nun hat die Liga am Mittwoch ohne Gegenstimme beschlossen, dass die Verwaltungsräte gegenüber der Liga diese Information weitergeben müssen und dass keine Person in mehr als einem Klub 25 oder mehr Prozent der Aktien halten und bei keinem anderen Klub eine Funktion ausüben darf. Aber Liga-Direktor Ueli Schwarz kann nichts dagegen tun, wenn Strohmänner eingesetzt werden. Weshalb er nüchtern feststellt: «Wir haben gesetzlich die gleichen Voraussetzungen wie jedes andere Geschäft auch.» So kann er nicht verhindern, dass aus unserem Hockey sozusagen Kanadas elfte Provinz wird.
Ist das alles gefährlich? Nein. Dass die Nordamerikaner Geld in unser Hockey investieren, ist logisch. Russische Investoren sind durch die Wirtschaftssanktionen immer mehr in ihrem Aktionsradius eingeengt. Die Nordamerikaner haben mit der Schweiz ein Traumland entdeckt: früher waren es nur gute Jobs für Spieler und Trainer. Die Schweiz bietet aber auch einen der führenden Finanzplätze der Welt, eine hoch entwickelte Profiliga, exzellente Juniorenabteilungen und Proficlubs, die man aus der Portokasse bezahlen kann. Unter hundert Millionen Dollar ist kein NHL-Team zu haben. Die wertvollsten NHL-Unternehmen kosten sogar mehr als eine Milliarde Dollar. In der Schweiz aber ist es möglich, mit einstelligen Millionenbeträgen Klubs zu übernehmen. Da reibt sich ein hockeybegeisterter nordamerikanischer Milliardär die Hände wie ein Bub im Spielzeugladen.
Wird so der Meisterschaftsbetrieb durch Interessenkollisionen verfälscht? Nein. Denn damit würden die Herren ihre eigenen Unternehmen schädigen und den Wert ihrer Investitionen vermindern. Sie werden sich hüten, auf den Meisterschaftsablauf Einfluss zu nehmen. Sie investieren nicht, wie helvetischen Geldgeber, weil sie Fans von einzelnen Klubs sind. Sie investieren, weil sie immer noch glauben, dass auch in unserem Hockey, ähnlich wie in Nordamerika, Geld verdient werden kann.
Und wenn nicht, dann sind die Investitionen wenigstens Abschreibungsobjekte. Aber sie werden von Zeit zu Zeit die Strategie korrigieren. Die Kloten Flyers müssen damit rechnen, dass bei anhaltenden Verlusten die Besitzer Transfers innerhalb ihres Imperiums anordnen und beispielsweise Denis Hollenstein nach Lausanne transferieren.
Die wahre Gefahr lauert im politischen Bereich. Unser Eishockey (bzw. unser Sport) funktioniert noch immer anders als das Sport-Business in Nordamerika. Wir sehen dies in einem zentralen Punkt. Aufstieg und Abstieg gehören zur DNA der europäischen Ligen. In Nordamerika gibt es hingegen keinen Auf- und Abstieg. Wenn kanadische Investoren die Klubs kontrollieren, ist es auch möglich, über die Stimmrechte der Klubs bei er Liga-Versammlung den Modus zu ändern und den Auf- und Abstieg abzuschaffen. Wer zahlt befiehlt. So weit sind wir glücklicherweise noch lange nicht.
Die Gefahr, dass aus der Schweiz die elfte kanadische Provinz zu machen, müsste eigentlich Schweizer Investoren motivieren, Geld ins Hockeybusiness zu investieren. Und die Klubs endlich dazu bringen, einen starken Verbandspräsidenten zu wählen und zu akzeptieren. Natürlich einen Schweizer.
Gefährlich würde es dann, wenn Bestrebungen in Gang kämen, den Abstieg abzuschaffen und ein Franchise-System einzuführen.
Dies würde absolut nicht mehr unserem Verständnis von Eishockey entsprechen.
Denn: Wofür spielen Teams noch, die keine Chance haben, die Playoffs zu erreichen? Sportlich geht's um gar nichts mehr.
Also noch Show. Das mag den Amis gefallen.
Bei uns sind Spiele ohne sportliche Relevanz leer (siehe Cup).
Und bis Ende Regular Season ist bei uns jedes Spiel jedes Teams wichtig. Das muss so bleiben.