Reto Berra musste gestern gegen Kanada sieben Tore zulassen.Bild: DAVID W CERNY/REUTERS
Eismeister Zaugg
Nationaltrainer Glen Hanlon wirkte nach dem Spiel gegen die Kanadier beinahe
so verunsichert wie zuletzt nach der Startpleite gegen Österreich (3:4 n.P.). Er
weiss, dass seine Jungs nicht gut gespielt haben. Aber er sagt es nicht.
11.05.2015, 06:4111.05.2015, 09:14
klaus zaugg, prag
Kanadas Cheftrainer Todd McLellan (in San José gefeuert und arbeitslos) war
zufrieden. «Wir wussten, wie schnell die Schweizer spielen können. Unser Ziel
war es, dieses Tempo zu brechen. Das ist uns gelungen und wir erzielten
sieben Tore. Darauf können wir stolz sein. Zuvor hatten die Schweizer im
ganzen Turnier erst neun Tore erhalten.»
Aber selbst nach dem 7:2 gab es für den Cheftrainer der Kanadier eine
kritische Frage. Was er dazu sage, dass ausgerechnet Superstar Sidney Crosby
als einziger des Teams eine Minus-Bilanz (-2) habe. Todd McLellan liess sich
nicht provozieren und sagte: «Erstens bin ich sehr glücklich, dass er für uns
spielt, zweitens bin ich sehr zufrieden wie er spielt und drittens hasse ich
Plus/Minus-Statistiken.»
Bleibt Berra die Nummer 1?
Nun, wenn es selbst bei den unbesiegten Kanadiern etwas zu kritisieren gibt –
dann natürlich erst recht bei den Schweizern. Aber auch Glen Hanlon liess sich
bei aller Verunsicherung nicht aufs Glatteis führen. Er wird unter anderem
gefragt, ob er nach wie vor der Meinung sei, Reto Berra sei die klare Nummer
1. Dies hatte der Nationaltrainer ja vor der WM erklärt. Bei einem Blick auf die
Fangquote unserer beiden Goalies eine polemische Frage.
Leonardo Genoni spielte gegen Schweden überragend.Bild: DAVID W CERNY/REUTERS
Reto Berra hat aus
den Partien gegen Österreich, Lettland und Kanada eine Fangquote von 85,87
Prozent und ist die Nummer 17 der WM-Goalies. Lenoardo Genoni aus den
Partien gegen Deutschland, Frankreich und Schweden eine solche von 95,92
Prozent und ist die Nummer 2 der WM-Torhüter. «Ich kritisiere keinen
Einzelspieler» sagte Glen Hanlon. «Leonardo Genoni hatte eine grossartige
Saison und die Meisterschaft gewonnen. Er ist ein Champion und spielt wie ein
Champion.»
Glen Hanlon ist ein guter Advokat seiner Goalies und erklärt die sieben
Gegentore von Reto Berra so: «Wir wollen, dass unsere Goalies in erster Linie
Blocker sind und den ersten Schuss abwehren. Es ist eben auch an den
Verteidigern, nach einem ersten Abpraller die Scheibe wegzuschiessen.»
Viele Wechselfehler
Ein Kritikpunkt sind die Wechselfehler. Die Schweizer haben bis jetzt sechs
Strafen wegen zu vielen Spielern auf dem Eis kassiert, zuletzt gleich zwei
gegen Kanada. «Wir haben unsere Spieler immer wieder lautstark zu schnellen
Wechseln angetrieben und legen Wert darauf, dass einer schnell zur Bank
zurückkehrt. Aber manchmal ist einer müde und kommt nicht rasch genug
zurück und dann gibt es eben eine Strafe.»
Glen Hanlon fordert von seinen Jungs schnelle Wechsel. Bild: DAVID W CERNY/REUTERS
Diese vielen Wechselfehler sind
zwar nicht gerade eine Referenz für starkes Coaching und deuten eher auf
Unordnung auf der Bank. Aber nicht nur die Schweizer kassieren Strafen
wegen Wechselfehlern. Die Schiedsrichter passen an dieser WM wie
Schiesshunde auf und sind in diesem Bereich strenger als üblich.
So verlief das Spiel im Liveticker
Glen Hanlon lässt offen, wer gegen Tschechien (Dienstag, 20.15 Uhr)
und wer im Viertelfinale am Donnerstag im Tor spielen wird. Er legt sich auch
noch nicht fest, ob er die letzte Lizenz für Verteidiger Romain Loeffel oder
Stürmer Tristan Scherwey einlösen wird. Voraussichtlich werden wir Dean
Kukan nicht mehr spielen lassen. «Er hat ja bisher kaum gespielt und wir
können in jetzt nicht mehr einsetzen. Wenn sich nun ein weiterer Verteidiger
im Spiel gegen Tschechien verletzten sollte, dann brauchen wir unseren
letzten Platz für Romain Loeffel. Falls sich ein Stürmer verletzten sollte,
müssten wir Tristan Scherwey melden.»
Alle Eishockey-Weltmeister
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Diese Nationen wurden schon Eishockey-Weltmeister
Kanada: 28 × Gold, 15 × Silber, 9 × Bronze; zuletzt Weltmeister: 2023.
quelle: keystone / pavel golovkin
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