HCD-Goalie Leonardo Genoni präsentiert ein Pokal-Bruchstück.Bild: Pius Koller/freshfocus
Eismeister Zaugg
Marmor, Stein und der Hockeypokal bricht: Zum dritten Mal in fünf Jahren ist der Pokal
schon wenige Minuten nach der Übergabe
kaputt. Es wäre besser, eine Milchkanne zu vergeben.
13.04.2015, 07:5420.04.2020, 10:44
Spielplan- und Pokalchef Willi Vögtlin hat ihn
gehütet wie einen Schatz, er ist mit ihm im
Auto in den letzten Tagen 2500 Kilometer
durch die Schweiz gereist, um ihn vor jedem
der fünf Finalspiele im Mittelkreis aufzustellen. «Immer wenn ich im Rückspiegel ein Auto
gesehen habe, bin ich ein bisschen
zusammengezuckt. Aus Angst, einer könnte
mir hinten ins Auto fahren und dann wäre der
im Kofferraum verstaute Pokal zerbrochen.»
Willi Vögtlin hat den Pokal nicht einmal mit
blossen Händen angefasst. Im Hotel Hirschen
zu Langnau hat er sich beim Servierpersonal
weisse Service-Handschuhe besorgt und den
Pokal nur weiss behandschuht angefasst und
so übers Eis getragen. Und jetzt ist der
Meisterpokal schon wieder kaputt. Wie schon
2010 (SC Bern) und 2011 (HC Davos).
2015: HCD-Teamleiter Paul Berri lässt den Meisterpokal fallen.gif: Srf
Der Sachschaden ist erheblich. Willi Vögtlin
sagt: «Der Pokal ist aus veredeltem Plexiglas
und kostet, da viel Handarbeit drin steckt,
mehr als 10'000 Franken.» Wer bezahlt den
Schaden? Willi Vögtlin: «Ich hoffe, dass der
Pokal versichert ist. Sonst muss der HCD
blechen.»
Warum keine Milchkanne?
Es ist sowieso eine der Absurditäten unserer
Zeitgeschichte, einen Pokal, zerbrechlich wie
eine billige Uhr, einem Rudel von mehr als 20
jungen, mit Adrenalin aufgepumpten,
übermütigen Männern zu überlassen. In allen
anderen Profiligen der Welt ist der Pokal
robust und der berühmteste von allen, der
Stanley Cup, ist robust und gross. Sogar die
Trophäe für den Schweizer Cup ist aus Metall
und unzerstörbar.
Dabei wäre die Lösung ja so einfach. Das
Beste wäre eine Milchkanne aus rostfreiem
Chromstahl oder noch besser aus dem
Edelmetall Titan. So ein Pokal wäre robust
und gross genug, um, wie beim Stanley Cup,
alle Namen der jeweiligen Meisterspieler
anzubringen. Darüber hinaus könnten die
Spieler bei der Meisterfeier daraus trinken und
wir hätten erst noch einen Bezug zu unserem
Land.
Ein Milchkanne hat die ideale Grösse und lässt sich gut mit Flüssigkeit füllen. Es muss ja keine Milch sein ...Bild: KEYSTONE
Pokale bis 2018 auf Vorrat
Die Liga-Offiziellen könnten bei der
Pokalübergabe in einen schönen Kühermutz
eingekleidet werden. So einen schönen aus
schwarzem Samt mit rot-weissem Bändel
umrandet und mit Edelweiss bestickt wie beim
Eidgenössischen Schwingfest. Schliesslich
wird ja auch vor jedem Finalspiel die
Nationalhymne gespielt.
Eine nigelnagelneue Milchkanne mit Deckel
ist für weniger als 1000 Franken zu haben.
Die Finanzierung wäre auch kein Problem:
Auf so einer Milchkanne hat es genug Platz
für mehrere schöne Werbe-Logos.
Der Plexiglas-Pokal kommt noch mindestens bis 2018 zum Einsatz.Bild: KEYSTONE
Aber vorerst wird sicher nichts aus dieser
vernünftigen Idee. Willy Vögtlin sagt: «Wir
haben noch Pokale vorrätig für 2016, 2017
und 2018.»
Deshalb können wir schon jetzt mit Drafi Deutscher singen:
Marmor, Stein und der Hockeypokal bricht.
Dam, Dam. Dam, Dam.
Wahrscheinlich schon 2016 wieder.
Der HC Davos ist zum 31. Mal Schweizer Meister
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