Sportchef Marco Bayer möchte seinem Kumpel Lars Leuenberger einen schönen Job in Langnau verschaffen. Das ist er ihm eigentlich schuldig: nach der Entlassung von Guy Boucher ist Lars Leuenberger am 18. Dezember 2018 Cheftrainer in Bern geworden. Am gleichen Tag sorgt er dafür, dass Marco Bayer (47) vom Trainer der SCB-Elite-Junioren zu seinem Assistenten befördert wird. Die beiden gewinnen 2016 mit dem SCB den Titel. Die «Larsianer», also die Kreise in Langnau, die Lars Leuenberger unbedingt möchten und seine Verpflichtung vorantreiben, wiegeln ab und sagen, die beiden stünden sich gar nicht mehr so nahe. Keine «Filz-Gefahr». Was für ein Unsinn.
Es gibt einen wunderbaren, zur Situation passenden Refrain im Song «Freundschaft» des deutschen Elektro-Pop-Duos «Glasperlenspiel»:
Auf dass diese Freundschaft
Niemals vergeht
Niemals vergeht
Niemals vergeht
Niemals vergeht
Niemals vergeht
Die Gewährsleute melden aus Langnau, dass Lars Leuenberger (44) tatsächlich Kandidat Nummer 1 für die Nachfolge von Heinz Ehlers ist. Ja, dass bereits seit einiger Zeit konkrete Gespräche laufen. Heinz Ehlers hat ja den Langnauern schon im Januar mitgeteilt, dass er gehen wird. Michael Liniger (40) sei von der Kandidaten-Liste gestrichen worden. Zu jung. Man ist offenbar der Meinung, ihm fehlen noch zwei Jahre Erfahrung für eine so anspruchsvolle Aufgabe und zudem hat der Langnauer bei den GCK Lions noch einen weiterlaufenden Vertrag.
Da formiert sich also wieder mal eine Bruderschaft der alten Kumpels wie es im Hockey ab und an vorkommt. Und es passt zu den chaotischen Zuständen in der SCB-Sportabteilung, dass der Assistent von Trainer Hans Kossmann in dieser kritischen Situation bei Langnau im intensiven Gespräch ist. Ein irrer Interessenskonflikt: Der SCB (jetzt noch Lars Leuenbergers Arbeitgeber) spielt gegen die SCL Tigers (sein möglicher künftiger Arbeitgeber) um den Klassenerhalt. So etwas ist im Profisport des 21. Jahrhunderts nur noch beim SCB möglich.
Aber der Verwaltungsrat hat in der Trainerfrage noch nicht entschieden. In dem Gremium sitzen nicht nur «Larsianer» und «Bayern». Es kann sehr wohl sein, dass der Sportchef noch gestoppt wird. Es gibt nämlich einen weiteren Kandidaten, dessen Name bisher nicht an der Gerüchtebörse gehandelt wird und viel besser zu Langnau passt als Marco Bayers Kumpel: Jason O’Leary (41), zurzeit in der DEL bei Iserlohn. Doch sein Agent bestätigt auf Anfrage, dass er ihn dort Ende Saison wohl aus dem weiterlaufenden Vertrag herausholen könnte.
Der Kanadier hat mit Langenthal 2017 sensationell den Titel geholt, hospitierte eine Saison bei Chris McSorley in Genf, brachte das Kunststück fertig, Zugs Farmteam in die Playoffs zu hieven (2019) und coacht diese Saison bei den DEL-Hinterbänklern aus Iserlohn. Eine völlig hoffnungslose Angelegenheit. Er verschwendet dort seine Zeit und sein Talent.
Der Kanadier hat eine ganz ähnliche, auf Aussenseiterteams zugeschnittene taktische Philosophie wie Heinz Ehlers. Aber anders als Heinz Ehlers versteht er es, mit jungen Spielern zu arbeiten. Deshalb war er auch bei der EVZ Academy erfolgreich.
Die Mannschaft der SCL Tigers ist ganz auf Heinz Ehlers Taktik ausgerichtet worden. Korrekturen sind auf nächste Saison fast nicht mehr möglich. Obwohl Assistent Rikard Franzén voraussichtlich bleibt – es gibt ein erhebliches Risiko: Kommt ein Cheftrainer mit einer anderen Philosophie als Heinz Ehlers, ist die Absturzgefahr himmelhoch. Kommt dazu, dass Jason O’Leary – anders als Lars Leuenberger – keiner «Bruderschaft» unseres Hockeys angehört. Und da ist noch etwas: Lars Leuenberger war beim SCB bis zu seiner Rückkehr an die Bande «strategischer Sportchef» («Director of strategic Development»). Er hat also den Schwefelgeruch der zahlreichen Fehlentscheidungen in der SCB-Sportabteilung auch in den Kleidern und es mitzuverantworten, dass beim SCB die eigenen Talente zu oft ignoriert worden sind.
Ohnehin könnte es noch zu einem Eklat kommen. Marco Bayer hat zwar einen Vertrag, der sich automatisch um eine Saison verlängert, wenn er per Jahresende nicht gekündigt wird. Per Ende des letzten Jahres kam es zu keiner Kündigung. Aber das sichert ihm den Job nicht.
Es gibt einflussreiche Kreise in Langnau, die bei einer Güterabwägung zum Schluss gekommen sind, dass der Schaden womöglich kleiner ist, Marco Bayer zu feuern und auszuzahlen als noch eine weitere Saison zu beschäftigen. In Langnau laufen eine ganze Serie von Verträgen im Frühjahr 2021 aus (Punnenovs, Pesonen, Erni, Glauser, Lardi, Schilt, Diem, Kuonen). Kann ein Sportchef erfolgreich verhandeln, der Chris DiDomenico vertrieben, Damiano Ciaccio verärgert und nicht gleichwertig ersetzt hat und nicht dazu in der Lage war, Heinz Ehlers in einem laufenden Vertrag zu halten? Kein Schelm, wer sagt: Wahrscheinlich nicht.
Es gibt auch bereits einen Wunschkandidaten für die Nachfolge von Marco Bayer. Pascal Müller. Zurzeit bei der Schiedsrichter-Abteilung in Lohn und Brot.
Der nächste Eklat bahnt sich in Langnau an. Es könnte ein reinigendes Gewitter sein und zu einer Neubesetzung der Position des Sportchefs führen.
Wenn nicht, hier eine Kurzfassung: Bilbo war ein Hobbit, der mir sein Auenland (Langnau, Bern, Olten, Langenthal) kannte. Von fernen Ländern und Gegenden (Rest der Schweiz) hat er gehört aber es hat ihn nicht interessiert. Per Zufall musste er das Auenland verlassen um die bekannte Welt vor dem Bösen zu Retten, das hat seinen Horizont massiv erweitert.
Vielleicht sollten Sie auch Mal das Auenland verlassen Herr Zaugg?
Es gibt noch mehr 😉