Vor zehn Wochen schied der FC Basel aus der Champions League aus. Nach dem 0:2 bei Schalke war die Aussicht, den Sechzehntelfinal in der Europa League zu bestreiten, kein Trost gewesen. Knapp und trotz zweier Siege gegen den englischen Spitzenklub Chelsea hatte man den Verbleib im europäischen Spitzenfeld verpasst. Der dritte Gruppenplatz beförderte den FCB vom Schaufenster ins Hinterzimmer – anstatt gegen Real Madrid spielt er gegen Maccabi Tel Aviv.
Die Winterpause hat die Wunden geheilt und die Vorfreude auf den kleinen europäischen Cup geweckt, der den Baslern in der letzten Saison soviel Freude bereitet hatte. «Das Kapitel Champions League ist abgeschlossen», sagt Serey Die. «Jetzt freuen wir uns auf die Europa League.» Mit vier Siegen in ebenso vielen Spielen hat sich der FCB im 2014 perfekt darauf eingestimmt. «Es macht Spass. Die Automatismen und der Zusammenhalt werden immer besser.»
Die Reise nach Israel, die mit dem vierstündigen Flug begonnen hatte, machten Captain Marco Streller, Ivan Ivanov und Fabian Schär nicht mit. Streller dürfte aber bereits am Wochenende gegen GC wieder auflaufen. Für Yakin gilt es in nächster Zeit mit vier Partien in zehn Tagen die Kräfte der Spieler richtig einzuteilen. Philipp Degen wird deshalb mit grosser Wahrscheinlichkeit für Kay Voser zu einem Einsatz kommen. Im Sturm ersetzt Giovanni Sio den angeschlagenen Streller.
Yakin hat Ressourcen und vor allem Spieler, die nach dem erfolgreichen Start ins Jahr grosses Selbstvertrauen haben. «Wir fanden nach der Winterpause unseren Rhythmus rasch wieder», freut sich der Coach. Mit fünf Punkten Reserve in der Meisterschaft und der Halbfinalqualifikation im Cup lassen sich europäische Aufgaben entspannter angehen, selbst wenn die Reisestrapazen etwas grösser ausfallen als bei anderen Destinationen. Dafür wurde die Mannschaft in Tel Aviv von strahlendem Sonnenschein und Temperaturen über 20 Grad empfangen.
Die Erwartungen an den Schweizer Meister und letztjährigen Halbfinalisten sind natürlich gross. Murat Yakin umschifft die Frage nach den Zielen bewusst. Exploits wie gegen Zenit St. Petersburg oder Tottenham lassen sich nicht planen. Und um sich in der Europa League wieder in den Blickpunkt der internationalen Beobachter zu spielen, muss der FCB den einen oder anderen höher eingeschätzten und finanziell besser bestückten Gegner ausschalten. Im Achtelfinal würde mit dem sechsfachen Europacup-Sieger Ajax Amsterdam oder dem von Red Bull unterstützten Salzburg bereits ein rechtes Kaliber warten.
Doch schon der Weg dorthin wird gegen Maccabi Tel Aviv, den israelischen Meister und Leader, nicht einfach. Das wissen die Basler Spieler aus eigener Erfahrung. Im letzten August wäre die Reise ans Mittelmeer fast zur grossen Enttäuschung geworden. Auf dem Weg in die Gruppenphase der Champions League verspielten sie im kleinen, aber stimmungsvollen Bloomfield Stadion innerhalb von 21 Minuten einen 3:0-Vorsprung und gerieten so trotz dem 1:0 im Heimspiel noch ins Zittern. In der Gruppenphase der Europa League schlug Maccabi daheim sowohl Bordeaux (1:0) als auch Eintracht Frankfurt (4:2). Für das heutige Spiel sind die gut 13'000 zur Verfügung stehenden Tickets abgesetzt.
In den letzten Wochen beobachtete der FC Basel seinen heutigen Gegner zweimal in Spitzenspielen der israelischen Meisterschaft. «Eingespielt und taktisch flexibel,» ist das Urteil von Yakin, der sich mit Maccabis Trainer Paulo Sousa schon das fünfte Duell liefern wird. Am 25. Oktober 2012 hatte der ehemalige Schweizer Internationale gegen das damals von Sousa trainierte Videoton erstmals bei einem Europacup-Spiel auf der Basler Trainerbank gesessen. Heute, nicht mal anderthalb Jahre später, coacht er die Mannschaft zum 23. Mal im Europacup! (dux/si)