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Da wird sogar Schönling Ronaldo neidisch: Der FC Basel hat sich für die Reise zu Real Madrid piekfein herausgeputzt

Fabian Frei, Marco Streller und Behrang Safari haben sich für die Königsklasse in Schale geworfen.
Fabian Frei, Marco Streller und Behrang Safari haben sich für die Königsklasse in Schale geworfen.Bild: KEYSTONE
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Da wird sogar Schönling Ronaldo neidisch: Der FC Basel hat sich für die Reise zu Real Madrid piekfein herausgeputzt

Die Bebbi haben ihre Super-League-Garderobe nach der Pleite gegen GC in den Schrank gehängt und sich in Schale geschmissen. Für Marco Streller geht mit dem Champions-League-Auftritt im Bernabéu ein Kindheitstraum in Erfüllung. Doch was liegt gegen das grosse Real wirklich drin?
15.09.2014, 16:5515.09.2014, 17:57
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Alex Dutler
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Wer die Königlichen herausfordern will, der kann nicht wie ein Bettler rumlaufen. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf hat Basel-Trainer Paulo Sousa vor dem ersten Europa-Trip seiner Ära wohl die Kleiderordnung für sein Team erlassen. Als die Mannschaft am Montagmorgen vor dem Abflug nach Madrid am EuroAirport in Mulhouse eintrifft, könnte man glatt meinen, man habe sich an einen Laufsteg in Paris oder Mailand verirrt.

Das edle Tenue der Bebbi: Ein eng geschnittener anthrazitfarbener Anzug mit Einstecktuch, eine dunkelblaue Krawatte zum weissen Hemd und passend auf Hochglanz polierte Lackschuhe. Die heissgeliebten Trainingshosen und Turnschuhe bleiben für einmal im Schrank – Streller, Gashi, Frei & Co. haben sich ohne Ausnahme festlich herausgeputzt. Bei diesem Anblick würde wohl sogar Cristiano Ronaldo neidisch die gezupften Augenbrauen heben.

Auch Basels Yoichiro Kakitani trägt auf der Reise feinen Zwirn.
Auch Basels Yoichiro Kakitani trägt auf der Reise feinen Zwirn.Bild: KEYSTONE

Sprechen verboten

Auch das strenge Regime des Klubs mit Aussenstehenden lässt keinen Zweifel daran zu, dass man beim FC Basel zum Auftakt der Königsklasse nicht zu Scherzen aufgelegt ist. Der Kontakt mit den Spielern ist den Medien vor und während der Reise mit dem Charterflug JTG825 erstmals streng verboten. Sousa will, dass sich seine Mannschaft ohne die kleinste Ablenkung auf die bevorstehende Herkules-Aufgabe im Estadio Santiago Bernabéu konzentriert.

Nur für Captain Marco Streller und Mittelfeld-Motor Fabian Frei gibt es eine Ausnahme. Nach dem Security-Check geben sie einen Tag vor dem grossen Champions-League-Auftritt beim Titelverteidiger Real Madrid Auskunft über ihre Gefühlslage.

Paulo Sousa wacht während der Reise nach Madrid mit Argusaugen über seine Mannschaft.
Paulo Sousa wacht während der Reise nach Madrid mit Argusaugen über seine Mannschaft.Bild: Valeriano Di Domenico/freshfocus

Erst müssen sie aber über GC reden. Spukt der Ausrutscher im Letzigrund vom vergangenen Samstag und der Verlust der Tabellenführung an den FCZ ausgerechnet vor dem Kräftemessen mit Europas Besten immer noch in den Köpfen herum? Marco Streller will davon nichts wissen: «Das 1:3 in Zürich war mühsam und hatte gewisse Nachwirkungen. Aber das ist abgehakt. Wir haben die Niederlage nicht mehr gross analysiert. Das bringt ja auch nichts, es lief fast alles falsch. Jetzt ist die Vorfreude riesig – für mich geht mit dem Spiel gegen Real Madrid ein Kindheitstraum in Erfüllung.»

«Für mich geht mit dem Spiel gegen Real Madrid ein Kindheitstraum in Erfüllung.»
Marco Streller

Ähnlich begeistert tönt auch Fabian Frei: «Wir spielen im Bernabéu, das ist einfach sensationell und für mich das erste Mal. Jeder von uns kennt Real Madrid aus dem Fernsehen. Wir sehen immer wieder, wie sie Trophäen hochstemmen und wissen ganz genau, wie sie spielen. Vielleicht kann uns der Trainer noch zwei, drei Tipps mitgeben, wie man gegen Cristiano Ronaldo verteidigt, aber ansonsten sind wir sicher perfekt vorbereitet.»

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Hat Schär die Lektion verkraftet?

Noch ist komplett unklar, welche Startelf morgen gegen den Titelverteidiger der Champions-League-Hymne lauschen wird. Heiss diskutiert wird vor allem die Frage, ob Innenverteidiger Fabian Schär die bittere Auswechslung nach 36 Minuten gegen GC und die anschliessenden Tränen verkraftet hat. Schenkt Sousa ihm wieder das Vertrauen, oder kommt der bisher eher behäbige, aber Champions-League-erfahrene Walter Samuel gegen seinen Ex-Klub zum Handkuss? 

Fabian Schär will und darf auf dem Weg nach Madrid keine Auskunft über seine Gefühlslage geben.
Fabian Schär will und darf auf dem Weg nach Madrid keine Auskunft über seine Gefühlslage geben.Bild: KEYSTONE

Auch Fabian Frei tappt noch im Dunklen: «Abgesehen vom Goalie weiss ziemlich niemand, ob er spielen wird.» Und obwohl Marco Streller wieder unmittelbar vor einer seiner gefürchteten Reisen steht, die er wegen Flugangst bei den Piloten im Cockpit verbringt, möchte er nicht mit seinem Trainer tauschen: «Die Aufstellung ist eine brutal schwierige Entscheidung und ich bin froh, dass ich sie nicht treffen muss. Es würde alles einfacher machen, wenn wir mit 13 Spielern antreten könnten.»

«Abgesehen vom Goalie weiss niemand, ob er spielen wird.»
Fabian frei

«Ronaldo, der beste Spieler der Welt»

Doch das bleibt Wunschdenken. Was aber gibt es nun für elf gutgekleidete Basler gegen die mit Topstars gespickte Mannschaft von Carlo Ancelotti zu holen? Immerhin haben die Madrilenen den Saisonstart mit zwei Niederlagen in drei Spielen komplett vergeigt. Captain Streller bleibt realistisch, lässt aber eine Hintertür offen: «Wir sind uns ihrer massiven Offensivpower bewusst. Ronaldo ist der beste Spieler der Welt und auch Bale bringt aussen enorm viel Speed. Im Normalfall holen wir in zwei Spielen gegen diese Mannschaft keinen Punkt – aber wie oft haben wir das vor internationalen Erfolgen schon gesagt?»

«Wir gehen nicht zu Real, um uns abschlachten zu lassen.»

Fabian Frei gibt sich kämpferisch: «Es ist eine Frage des Willens. Wir gehen nicht zu Real, um uns abschlachten zu lassen. Wir dürfen nicht vor Ehrfurcht erstarren, denn wir wissen, dass auch gegen die ganz grossen Teams etwas drin liegt, wenn sie nicht ihren besten Tag erwischen.»

Bei Real hängt der Haussegen schief

Ein Schlüssel zu einem weiteren europäischen Exploit könnte für die Basler dabei das unzimperliche Heimpublikum sein. Bei der 1:2-Niederlage im Derby gegen Atlético am vergangenen Samstag hat der Real-Anhang der eigenen Mannschaft den Krieg erklärt. Captain Iker Casillas wurde gnadenlos niedergebuht, Mittelstürmer Karim Benzema mit Pfiffen eingedeckt, bis er restlos bedient war, und Präsident Pérez mit gehässigen Sprechchören gleich zum Rücktritt aufgefordert. 

Real-Trainer Carlo Ancelotti kann sich gegen Basel keinen weiteren Ausrutscher erlauben.
Real-Trainer Carlo Ancelotti kann sich gegen Basel keinen weiteren Ausrutscher erlauben.Bild: SERGIO PEREZ/REUTERS

Auch Fabian Frei hat das mitbekommen: «Wenn wir die ersten paar Minuten so gut auftreten, dass das Publikum anfängt zu pfeifen, dann wäre das sicher nicht verkehrt.» So oder so steht für den Ostschweizer fest, dass der FC Basel am Dienstagabend fast nur gewinnen kann: «Wir müssen nach dem Spiel sagen können, dass wir das Maximum herausgeholt haben. Wenn das eintrifft, dann kann ich auch damit leben, wenn wir am Ende trotzdem verlieren.»

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Es sind ungewohnt leise Töne, welche die Basler Führungsspieler vor dem Duell mit Ronaldo & Co. anschlagen. Die Dimensionen der beiden Klubs sind derart unterschiedlich, dass das Erlebnis und der Wunsch, sich einigermassen gut zu präsentieren, für den Schweizer Meister im Vordergrund steht. Der Anfang ist, zumindest auf dem modischen Parkett, schon einmal ganz ordentlich geglückt. 

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