Klar: Verdienstmöglichkeiten beschränken sich in vielen Sportarten bei weitem nicht auf Preisgelder. Dazu kommen Löhne und – nicht selten – persönliche Sponsoren oder andere Werbeeinnahmen oder Gelder von Unterstützern. Roger Federer beispielsweise sackte 2017 rund zehnmal mehr durch Sponsoren als durch Preisgelder ein.
Trotzdem zeigt ein Blick auf Preisgelder zum einen die Popularität und finanzielle Kraft der Sportart, und zum anderen, wo Frauen und Männer gleich behandelt werden.
Für unsere Analyse haben wir 30 Events aus 20 verschiedenen Sportarten untersucht.
Beim Vergleich über alle untersuchten Sportarten zeigt sich auf den ersten Blick ein schönes Bild: Die meisten Veranstalter von Sportevents schütten Frauen gleich viel Preisgeld aus wie Männern.
Doch auf den zweiten Blick fällt auf: Die wenigen Sportanlässe, die nicht ausgeglichen sind, schenken finanziell richtig ein.
Diese Tabelle zeigt, wieviel Geld die Sieger an den untersuchten Events abräumen. Die Preisgelder wurden zum Vergleich jeweils in Schweizer Franken umgerechnet. Details zu den einzelnen Sportanlässen folgen nach der Tabelle.
Mobile-User scrollen horizontal für die Preisgelder der Damen
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Bei den Sportarten mit den grossen Budgets, wie Fussball oder Golf, herrscht also nach wie vor eine krasse Preisgeld-Ungleichheit. Im Gegensatz dazu stehen mit Tennis und Ski alpin zwei (Welt-)Sportarten, die zeigen, dass es auch anders gehen kann.
Auch in vielen Sportarten, die über kleinere Budgets verfügen, wurden die Preisgelder teilweise schon vor vielen Jahren für beide Geschlechter angeglichen.
Die Uefa bezahlte an alle Männer-Teams der Champions League total rund 2,25 Milliarden Franken aus. Der Sieger erhält fix 74 Millionen Franken. Dazu kommen pro Sieg in der Gruppenphase 3 Millionen Franken pro Sieg – im Idealfall also weitere 18 Millionen. Macht dann maximal möglich: 92 Millionen Franken. Liverpool verdiente in der abgelaufenen Saison 83 Millionen Franken.
Die Frauen dagegen erhalten 280'000 Franken für den Titel, dazu kommt ein Bonus für jede erreichte Runde von rund 22'000 Franken, total 113'000 Franken – macht 393'000 Franken für den Champion.
Die gute Nachricht zuerst: Das Preisgeld für die Weltmeisterinnen 2019 wurde im Vergleich zur letzten Austragung 2015 verdoppelt. Die schlechte Nachricht: Die Weltmeisterinnen erhalten damit zwar vier Millionen, das männliche Pendant aber deren 38 – also rund zehnmal mehr.
Die Swiss Football League zahlt an die Teams der obersten beiden Ligen einen Beitrag für Entschädigungen aus den Urheberrechten (total 24 Millionen Franken für die Super League, 6,5 Millionen für Challenge League). Je besser klassiert, desto mehr Geld gibt es. Der Meister erhält 3,3 Millionen Franken, der Zehntplatzierte der Super League noch 1,8 Millionen.
Bei den Frauen zahlt der Schweizerische Fussballverband eine Meisterprämie von 5000 Franken. Dazu kommen Label-Zahlungen, welche der SFV und die SFL finanziert. Zum einen kann pro Verein eine maximale Klubprämie von 48'000 Franken verdient werden, zum anderen ein Ausbildungs-Label (13'000 Franken).
Die IIHF zahlt keine Preisgelder, sondern «Development Money» an den Landesverband, je nach Platzierung. Finnland erhielt als Weltmeister eine Million US-Dollar.
Bei den Frauen wird weder Preisgeld noch «Development Money» bezahlt. Die IIHF subventioniert die Frauen-WM-Turniere mit einer Million Dollar. Ohne diese Gelder gäbe es die Anlässe nicht.
Weder der Frauen-, noch der Männer-Meister der Schweiz erhält eine Prämie vom Schweizer Eishockey Verband.
Bei den Grand-Slam-Turnieren verdienen Männer und Frauen gleichviel. Allerdings sind die Preisgelder der vier Events unterschiedlich. In Australien (gleiches Preisgeld seit 2001) gab es 2019 je 4,5 Millionen Franken für den/die Sieger/in, beim French Open (gleiches Preisgeld seit 2006) 2,6 Millionen, in Wimbledon (gleiches Preisgeld seit 2007) 3,1 Millionen und beim US Open (gleiches Preisgeld seit 1973) 3,8 Millionen Franken (2018).
Auf den kleineren Turnierstufen ist das Preisgeld nicht immer ausgeglichen. Allerdings gibt es auch nur wenige Turniere, an denen Frauen und Männer teilnehmen. Bei den beiden nacheinander ausgetragenen Turnieren in Gstaad kassierten die Männer 2018 beispielsweise mehr als doppelt so viel wie die Frauen (2019 wird das Frauenturnier in Gstaad nicht mehr ausgetragen).
Auf der zweithöchsten Turnier-Stufe bewegen sich die Gesamt-Preisgelder der Männer (ATP 1000) zwischen 5,5 und 9,3 Millionen, bei den Frauen (Premier Mandatory) zwischen 7 und 9 Millionen. Allerdings werden neun 1000er-Turniere ausgetragen und nur deren vier Premier Mandatory.
Hier gibt es alle Preisgeld-Details zu den Frauen- und Männerturnieren.
Die Preisgelder an der WM sind für Männer und Frauen gleich, anders als beim Weltcup kassieren aber nur die Top 6 pro Rennen. 2019 verdiente Mikaela Shiffrin an der WM mit 112'000 Franken am meisten. Rang 2 ging an Petra Vlhova (94'000 Franken). Erst dann folgten die ersten zwei Männer mit Alexis Pinturault und Marcel Hirscher (je 77'000 Franken).
Auch im Weltcup sind die Preisgelder seit Jahren grundsätzlich gleich. Meist gibt's für einen Sieg 45'000 Franken, teilweise kann der Betrag auch höher oder tiefer ausfallen. Dominik Paris, Abfahrtssieger in Kitzbühel 2019, kassierte für diesen Erfolg beispielsweise 84'000 Franken.
In Sachen Gesamtpreisgeld über die Saison gesehen, lag in den letzten zwei Jahren mit Mikaela Shiffrin jeweils eine Frau vorne (2019: 886'000 Franken). Bester Mann 2019: Marcel Hirscher mit 565'000 Franken. Hier gibt's alle Details.
Im Schwingen gibt's bekanntlich keine Preisgelder, sondern man darf sich am Gabentisch bedienen. Während bei den Männern der Siegermuni am Eidgenössischen dem König zusteht (2019 wird Siegermuni-Kolin auf 8'000 bis 9'000 Franken geschätzt), gibt es für die Frauen nicht immer den gleichen Preis.
2017 war es noch ein Spiegel in schön geschnitztem Holzrahmen, 2018 gab es eine Treichel (Bild) unten und auch 2019 haben die Veranstalter von Menznau LU eine schön verzierte Treichel für die Siegerin vorgesehen. Diese wird rund zehnmal weniger Wert sein, als ein Siegermuni der Männer.
Die Tour de France gibt es für die Frauen nicht, darum nehmen wir den Vergleich mit dem Giro. Die Siegerin der Frauen erhält am Ende eine Prämie von 6'700 Franken, der Sieger der Männer kassiert die Schlussprämie von 130'000 Franken (bei beiden Rennen gibt's auch noch kleinere Beträge pro Tag, an dem man das Leadertrikot trägt).
Bei den grossen Eintagesklassikern tragen Frauen und Männer nicht immer die gleichen aus. Die Flandern Rundfahrt ist aber für beide Geschlechter ein wichtiges Rennen. Die Männer kassierten 2019 rund 15-mal mehr als die Frauen.
Männer und Frauen erhalten auf der UCI-Tour beim Crosscountry und Downhill seit 2013 die gleichen Preisgelder. Dies gilt sowohl für die einzelnen Rennen, wie auch für das Gesamtklassement. Die Strecken sind meist auch identisch, Männer müssen einfach mehr Runden absolvieren.
Geld gibt es an Welt- und Schweizermeisterschaften im Curling nicht zu gewinnen. Immerhin ist es bei Schweizermeisterschaften (im Normalfall) so, dass der Titelträger an die WM darf.
In der Turnierserie Grand Slam of Curling gibt es für Männer und Frauen gleich viel zu gewinnen. Sowieso ist Curling eine der Sportarten, in welchen Männer und Frauen längst gleichberechtigt behandelt werden. «An einigen Grand-Slam-Turnieren kassieren die Sieger rund 30'000 Franken Preisgeld», so André Schwaller von Swiss Curling.
Anders als beim Tennisturnier, findet das Beachvolleyball-Event in Gstaad für Frauen und Männer gleichzeitig statt. Auch die Preisgelder sind exakt gleich: 40'000 Dollar. Gstaad gehört mit Wien und Fort Lauderdale zu den drei 5-Star-World-Tour-Turnieren (höchste Klasse). Bei 4-Star-Anlässen gibt es für den Sieger noch 20'000 Dollar.
Im Golf veranstaltet die PGA (Männer) und LPGA (Frauen) jeweils die Championship. Während Brooks Koepka, der Sieger der Männer 2019, fast zwei Millionen an Preisgeld kassierte, musste sich Frauensiegerin Sei Young Kim mit rund 270'000 Franken zufrieden geben.
Im Schweizer Handball gibt es für den Meister (Männer und Frauen) kein Preisgeld. Geld zu gewinnen gibt es dafür im Cupfinal, sowie an den Supercup-Spielen (Meister gegen Cupsieger). Der Sieger erhält jeweils etwas mehr als der Zweite. Über die genaue Höhe der Preisgelder gibt der Schweizerische Handballverband keine Auskunft, die Prämien seien bei Männern und Frauen jedoch gleich hoch.
Hier werden Männer und Frauen an der WM gleich behandelt. Der/die Sieger/in im Mehrkampf an der WM 2018 in Doha kassierte 5'000 Franken. An den einzelnen Geräten war das Preisgeld auf 3'000 Franken pro Disziplin angesetzt.
Im Engadin gibt es für den Sieger der Männer und die Siegerin der Frauen 10'000 Franken. Die weiteren Platzierten von Rang 2 (je 5'000 Franken) bis Rang 6 (je 500 Franken) erhalten abgestufte Prämien.
Auch im Weltcup ist das Preisgeld ausgeglichen. So kassierten die Sieger der Tour de Ski 2019 je 55'000 Franken.
Gleiches Preisgeld für beide Geschlechter ist auch in der Diamond League das Credo. An den Finalwettkämpfen 2019 (in Zürich und Brüssel) gibt es pro Disziplin für die jeweiligen Sieger 50'000 Franken. Bei den Qualifikationsmeetings (u.a. Lausanne) gibt es für die jeweiligen Gewinner 10'000 Franken.
Swiss Table Tennis schüttet nur an einem Anlass Preisgeld aus – am Finale des Ranglistenturniers mit den besten acht Spielern und Spielerinnen. Dort beträgt das Preisgeld insgesamt 3‘000 Franken.
Je 700 Franken gehen an den/die Sieger/in, je 500 Franken gibt's für die Zweitplatzierten und noch je 300 Franken für die Drittplatzierten.
An den Schweizermeisterschaften und an weiteren regionalen und nationalen Turnieren ist es dem Organisator überlassen, ob er ein Preisgeld vergibt.
Auch in der Leichtathletik sind gleich hohe Preisgelder an der Tagesordnung. Der/die Sieger/in in New York kassiert knapp 100'000 Franken. Insgesamt wird pro Kategorie rund 270'000 an Preisgeld ausgeschüttet.
In Zürich werden kleinere Brötchen gebacken. Die Sieger der Männer und Frauen erhalten je 4'000 Franken Prämie, wie der Veranstalter mitteilt.
Unterschiede gibt es bei schnellen Zeiten. Während der männliche Sieger bei einer Zeit von unter 2:08 Stunden 10'000 Franken extra verdient, gibt es für die Frauen bei einer Siegerzeit von unter 2:25 Stunden 5000 Franken.
Bei den Iron-Man-Weltmeisterschaften auf Hawaii wird das Gesamt-Preisgeld von 650'000 auf beide Geschlechter gleich verteilt. Die Sieger kassieren 120'000 Franken. Die nächstgrösste Gesamt-Preisgeldkategorie bei Iron-Man-Rennen beträgt 250'000 Franken (45'000 für den Sieger/die Siegerin).
In Zürich wird am 21. Juli beim Iron Man Switzerland geschwitzt. Dieser befindet sich mit einer Gesamtpreisgeldsumme von 30'000 Franken in der dritttiefsten Kategorie. Der Sieger und die Siegerin gehen je mit 6'000 Franken mehr nach Hause.
Die Prämien im Schweizer Unihockey werden gerade neu ausgearbeitet. Der Verband verzichtet daher auf konkrete Zahlen, teil aber mit, dass sich die Prämien im vierstelligen Bereich bewegen.
Bisher gab es an den drei grössten Events – Superfinal (Meisterschaftsfinal), Cupfinal und Supercup – Prämien. Während die Cupsieger bei Männer und Frauen bisher gleich viel Geld erhielten, bekam der Schweizer Meister und Supercupsieger der Männer doppelt so viel Geld wie bei den Frauen.
So macht ein Vergleich wohl kaum Sinn.
Man vergleicht ja auch nicht die einzelnen Sportarten und wundert sich über eine „Ungleichbehandlung“. Im Sport verdient generell nur die besten/ populärsten richtig Geld.