«Great Victory!» Das verkündete Cristiano Ronaldo am Donnerstagabend auf Instagram, ironischerweise nicht lange nach Schliessen des Transferfensters. Natürlich bezog er sich nicht auf die zurückliegende Transferphase, sondern auf den knappen 1:0-Sieg, den Manchester United gerade bei Leicester City eintüten konnte.
Ironisch, denn: Während sein Team gerade erst in die Erfolgsspur zurückgefunden hat, ist Ronaldo wohl der grosse Verlierer des Transfersommers. Nachdem er 19 Jahre in Folge an der Champions League teilgenommen hatte und dort sowohl zum Rekordspieler als auch zum Rekordtorschützen avanciert war, hatte der Superstar partout keine Lust auf die Europa League. Doch genau dort tritt sein Verein Manchester United in der laufenden Saison an.
Dementsprechend hatte Ronaldo keinen Hehl daraus gemacht, dass er United, das letztes Jahr als Sechster die Champions-League-Qualifikation verpasste, unbedingt verlassen wollte. Doch niemand wollte den einstigen Weltfussballer (zu den von ihm geforderten Konditionen) haben. Nicht etwa, weil er mit 37 Jahren zu alt für das Spiel wäre – vergangene Saison schoss er in 30 Premier-League-Partien immer noch 18 Tore, dazu kommen sechs Treffer (in sieben Spielen) im Europapokal.
Stattdessen war es wohl der Kostenpunkt, der die meisten Interessenten abgeschreckt hat: In Manchester soll Ronaldo ein Gehalt von rund 29 Millionen Euro pro Jahr kassieren. Hinzu kommt, dass United ihn nicht ablösefrei hätte gehen lassen.
Zu Klubs, die das Geld zweifelsohne gehabt hätten – beispielsweise in Saudi-Arabien oder den USA – wollte Ronaldo nicht, weil er dort nicht in der Champions League spielen kann. Die europäischen Spitzenvereine, denen er angeboten wurde (unter anderem der FC Bayern und Borussia Dortmund), lehnten ihrerseits respektvoll ab.
Eine theoretische Möglichkeit besteht aber weiterhin: Als letzte Option bleibt noch ein Wechsel in seine Heimat. In Portugal ist nämlich das Transferfenster noch bis zum 22. September geöffnet. The Athletic hatte zuletzt berichtet, dass es Gespräche mit seinem Ex-Verein Sporting Lissabon geben soll. Der wiederum auch in der Champions League spielt. Ob die Portugiesen jedoch das nötige Kleingeld für eine Ronaldo-Verpflichtung auftreiben können, ist äusserst fraglich.
Umso wahrscheinlicher ist es, dass Cristiano Ronaldo nun in Manchester bleiben muss. Das haben zuletzt auch die Vereinsverantwortlichen noch einmal bekräftigt. Dabei hatte er sich im Laufe des Sommers alle Mühe gegeben, dass man ihn in Manchester nicht mehr haben wollte.
An der Saisonvorbereitungstournee durch Thailand und Australien nahm er nicht teil, beim Testspiel gegen Rayo Vallecano verliess er nach seiner Auswechslung zur Pause einfach das Stadion.
Der neue ManUnited-Trainer Erik ten Hag hatte ursprünglich zwar angekündigt, sich auf die Zusammenarbeit mit Ronaldo zu freuen und gemeinsam mit ihm Erfolg haben zu wollen. In den bisherigen sechs Ligaspielen liess er Ronaldo jedoch erst einmal über 90 Minuten ran, bei der 0:4-Pleite gegen den FC Brentford am zweiten Spieltag. In allen anderen Partien wurde Ronaldo nur eingewechselt.
So musste Ronaldo grösstenteils dabei zusehen, wie sich United nach zwei Niederlagen zum Saisonstart mit drei Siegen in Serie zurückmeldete. Inzwischen steht der englische Rekordmeister zumindest wieder auf Platz fünf. Ronaldo hat dazu trotz mehrerer Kurzeinsätze keine Tore oder Vorlagen beigesteuert.
Nach dem verpassten Sprung zu einem CL-Klub liegt es nun an Ronaldo, sich wieder ins Team zu integrieren. Trainer ten Hag würde ihn aller Voraussicht nach trotz aller Querelen wieder spielen lassen, wenn der Portugiese auf und neben dem Platz wieder voll aufdreht.
Allerdings hat wohl auch sein Status in der Mannschaft reichlich gelitten. Die britische Sun hatte zuletzt berichtet, dass im Team die Frustration über Ronaldos Gehabe gewachsen sei. «Es fängt an, viele Spieler zu nerven», zitierte das Boulevardblatt aus Vereinskreisen.
Ein erster Schritt für eine Rehabilitation wäre ein motivierteres Auftreten auf dem Platz. Die beste Gelegenheit dazu wird sich am kommenden Donnerstag bieten, wenn Manchester Real Sociedad empfängt. Und zwar in der Europa League – also in jenem Wettbewerb, mit dem Ronaldo eigentlich nichts zu tun haben wollte.
1. Sporting Lissabon kaufen
2. Sich selber transferieren
3. Doch noch CL spielen
Und falls das Kapital nicht reicht, kann er ja seine Werberechte für die nächsten 10 Jahre an eine US-Firma verkaufen.