Kevin Mbabu ist der Neustart in die Bundesliga nach der langen Corona-Pause am letzten Wochenende optimal gelungen. Der Aussenverteidiger gehörte zu den Hauptdarstellern und wurde vom «Kicker» ins Team der 26. Runde gewählt. «Ich hatte meine Lehrzeit. Jetzt fühlt es sich an, als hätte die zweite Saison begonnen», sagte der Schweizer Internationale gegenüber der Nachrichtenagentur «Keystone-SDA». Er könne nun befreiter aufspielen.
Dass wieder der «wahre» Mbabu am Werk ist, zeigte sich am letzten Samstag gegen Augsburg besonders deutlich in der 91. Minute. Der Genfer setzte sich auf der rechten Flanke gleich gegen mehrere Gegenspieler durch, liess alle stehen und passte präzis zum 2:1-Siegtorschützen Daniel Ginczek. Es war eine dieser Aktionen, die Mbabu bei YB zu einem Publikumsliebling gemacht hatten: Ein furchtloser Vorstoss voller Elan und Überzeugung.
Für genau solche Szenen holte ihn Wolfsburg für rund zehn Millionen Franken im letzten Sommer von den Young Boys. Aber die Fans in der Bundesliga sahen Mbabu lange Zeit nicht von seiner besten Seite. Dafür hat der Genfer auch eine Erklärung: «Die Intensität in den Trainings war für mich etwas Neues. Mein Körper war daran nicht gewöhnt. Ich habe mir in den ersten Wochen einen Rückstand eingehandelt, der sich auch mental ausgewirkt hat. Ich agierte auf dem Feld zu zögerlich.»
In die Wolfsburger Startformation hat es Mbabu nach den Startmonaten mit nur 101 Bundesliga-Minuten ab Mitte Dezember trotzdem geschafft. Und die Corona-Pause bot ihm die Möglichkeit, intensiv an sich zu arbeiten. «Ich hatte entschieden, mich beim Training auf spezifische Dinge zu konzentrieren. Ich fühlte mich nicht mehr so explosiv wie zuvor, deshalb habe ich daran viel gearbeitet. Auch auf den technischen Bereich, etwa auf den ersten Ballkontakt, habe ich mich fokussiert.»
Acht Wochen lang trainierte Mbabu mit seinen Teamkollegen - ohne die Spiele, ohne das «Zückerchen am Ende der Woche». «Am Anfang gab es nicht mal ein Datum für den Neustart», erzählt der achtfache Nationalspieler. «Aber die Deutsche Fussball Liga hat einen super Job gemacht. Und jetzt haben wir fünf Wochen Freude vor uns.» Nach den zwei Monaten, die er grösstenteils alleine in den eigenen vier Wänden verbracht hat, ist die Rückkehr des Liga-Alltags für ihn eine «grosse Erleichterung».
In Augsburg hat Mbabu trotz Geisterspiel den Wettkampf genossen: «Die ersten Minuten waren seltsam. Es war eine Stimmung wie bei einem Trainingsmatch. Die Emotionen der Zuschauer fehlten natürlich, aber ich hatte keine Probleme, mich zu motivieren. Man stellt sich darauf ein und blendet den Kontext aus.»
Der Kontext ist gewöhnungsbedürftig. Es fehlen nicht nur die Zuschauer, auch der Kontakt zwischen den Spielern ist beschränkt - vor allem neben dem Platz. «Im Flugzeug sass nur einer pro Reihe und die Strecke zum Stadion haben wir mit zwei Cars zurückgelegt», erzählt Mbabu. «Im Stadion hatte jede Mannschaft zwei Kabinen, damit die Abstandsregeln eingehalten werden konnten.»
Mbabu kann mit den Unannehmlichkeiten gut Leben. Für ihn war immer klar, dass man die Meisterschaft wieder aufnehmen muss, sobald die Situation es erlaubt. Mit den Vorkehrungen habe man das Risiko so weit wie möglich minimiert. «Wir haben alle ohne Angst gespielt», betont Mbabu. Und auch ohne Zurückhaltung, bemerkt der Verteidiger lachend: «Sobald wir im Training wieder in die Zweikämpfe gehen konnten, habe ich mich nicht mehr zurückgehalten.»
Trotz der speziellen Umstände stimmt für Mbabu sportlich derzeit alles. Mit Renato Steffen besitzt er auf der rechten Seite auch noch einen Vordermann, der ebenfalls stark spielt und bestens mit ihm harmoniert. Mbabu scheint vor seinem 13. Match am Samstag gegen Dortmund definitiv in der Bundesliga angekommen zu sein. (dab/sda)