Es war der Abend des 12. März dieses Jahres, der den Schweizer Fussballfans einen Einblick in die Zukunft ihres Sports bot. Während die nationale Meisterschaft in Super und Challenge League bereits seit Mitte Februar ruhte, hielt der europäische Fussballbund UEFA an den Spielen der Europacup-Wettbewerbe noch fest.
Auf europäischer Bühne bot sich dem FC Basel so die Gelegenheit, die später auch im Schweizer Fussball installierten Sicherheitsmassnahmen aufgrund des Coronavirus zu testen. Die Partie in Frankfurt wurde zum Einstieg in eine Serie von Spielen in spezieller Atmosphäre – mit gar keinen oder einer sehr begrenzten Anzahl Zuschauer.
Mit dem 3:0-Auswärtserfolg im leeren Frankfurter Stadion verlief der Testlauf des FCB beim Bundesligisten auf eindrückliche Weise gut. Dass Geisterspiele oder Pseudo-Geisterspiele fünf Monate später zur neuen Realität des Fussballs in Europa würden, lag damals zwar noch im Bereich des Unvorstellbaren, der FCB befand sich für ein solches Szenario trotzdem als gerüstet. «Geisterspiele, können wir», liess der Klub auf Twitter verlauten. Was folgte, war eine lange, über dreimonatige Pause – und die Widerlegung der Basler These.
Sechs Siege aus dreizehn Meisterschaftspartien vor leeren oder fast leeren Rängen sind nicht Ausdruck besonderer Exzellenz – für FCB-Verhältnisse ist es nicht einmal medioker.
Die vermeintliche Aufholjagd in der Liga verkam zur schlechtesten FCB-Saison in der Super League überhaupt. So kommt es, dass die Basler vor dem Achtelfinal-Rückspiel gegen Adi Hütters Eintracht Frankfurt im Joggeli Optimismus nicht aus der Bilanz in Geisterspielen ziehen müssen, ihnen dafür das aussichtsreiche Polster und die Heimstärke Glauben an das Erreichen des Viertelfinals beim Finalturnier in Gelsenkirchen schenken.
Im Europacup bietet sich dem FCB und Marcel Koller, dessen Engagement als Trainer in Basel wohl mit Saisonschluss endet, die grösste Chance auf Wundheilung. Nicht nur das ungenügende Abschneiden in der Meisterschaft könnte die Qualifikation für den Viertelfinal der Europa League kaschieren, auch die finanziellen Blessuren, die dem FCB durch das Coronavirus entstanden sind, würde die Teilnahme am Turnier in Gelsenkirchen, Düsseldorf und Köln lindern. Eine Viertelfinal-Teilnahme vergütet die UEFA den Klubs der Europa League mit 1,5 Millionen Euro. Geld, das der FCB gut gebrauchen kann, auch wenn die Liquidität des Klubs gemäss Präsident Bernhard Burgener bis ins neue Jahr sichergestellt ist.
Seit über zwei Jahren erreichte in Basel gegen den FCB kein Team einen Sieg in der Höhe, wie ihn die Eintracht am Donnerstag benötigt. Einzig Lugano – beim 4:4 im praktisch bedeutungslosen Spiel der 35. Super-League-Runde – glückten im St.-Jakob-Park als Gast mehr als drei Tore.
Dennoch sei das 3:0 aus dem Hinspiel ein trügerisches Resultat. «Wenn man ein Tor kriegt, kann es plötzlich sehr schnell gehen», sagt Basels Captain Valentin Stocker zur Ausgangslage. «Wir sind gewarnt, das Spiel nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.»
Eine zusätzliche Warnung erhielten die Basler am vergangenen Wochenende, als Frankfurt in einem Testspiel gegen Monaco 1:1 spielte. «Ich war überrascht, wie gut sie da gespielt haben», sagte Koller. Frankfurt war nach vier Wochen Pause erst vor zehn Tagen wieder in den Trainingsbetrieb eingestiegen. Während sich beim FCB eine überlange Saison mit vielen Nebenschauplätzen langsam dem Ende zu neigt, gönnte die Eintracht ihren Spielern und dem Staff eine Pause, um Kräfte zu sammeln. Die mentale und wohl auch physische Frische, um in Basel den Turnaround zu schaffen, besitzt die Eintracht also. Der FCB dagegen hat die Gewissheit: «Heimspiele, können wir!» (abu/sda)