Dieser Tage bin ich auf die beeindruckende Karriere von John Burridge gestossen. Der Goalie wirkte in vier Jahrzehnten und zog sich zwischen 1969 und 1997 das Trikot von sagenhaften 29 Klubs an. «Für mich gab es immer nur eines: Fussball!», sagt der heute 63-Jährige.
Es ist schwierig zu überprüfen, aber die 29 Vereine dürften Weltrekord sein. Selbst ein Wandervogel wie der deutsche Weltenbummler Lutz Pfannenstiel bringt es nicht auf diese Zahl. Der Keeper, der auf allen Kontinenten spielte, brachte es «nur» auf 24 verschiedene Arbeitgeber.
Burridge begann seine Karriere in der Heimat, der Stahl-Stadt Workington im Nordwesten Englands. Es folgten zwei Jahrzehnte im Spitzenfussball: In Blackpool, bei Aston Villa, Crystal Palace, QPR, den Wolverhampton Wanderers, Sheffield United, Southampton und Newcastle. Selbst mit 40 Jahren war «Budgie» noch erste Wahl, als er in Schottland bei den Hibernians anheuerte.
Als seine Zeit als Nummer 1 abgelaufen war, hatte Burridge noch lange nicht genug. Zwischen 1993 und 1997 war er bei nicht weniger als 14 Klubs beschäftigt – oft nur für wenige Spiele als Ersatzgoalie. Wirklich im Kasten stand er nur noch selten, doch in dieser Zeitspanne sorgte er für einen bis heute gültigen Rekord. Für Manchester City absolvierte Burridge im Alter von 43 Jahren, 4 Monaten und 26 Tagen als ältester Spieler aller Zeiten einen Premier-League-Match.
1997 war nach 771 Liga-Spielen in England und Schottland endgültig Schluss. Erst im Alter von 46 Jahren legte John Burridge seine Handschuhe zur Seite.
Dass er nicht mehr Fussball spielen konnte, verkraftete Burridge zunächst nicht. Er habe daran gedacht, sich das Leben zu nehmen, gestand er Jahre später. Die englische Fussball-Legende Kevin Keegan, ein Weggefährte, schickte ihn in eine Klinik, als er von Burridges Frau davon hörte. «Es heisst immer, Männer in weissen Kitteln holen dich ab, aber das stimmt nicht», erzählte der Torhüter und grinste: «Sie tragen grün.»
Fünf Monate in einem Kloster, umgeben von Alkoholikern, Depressiven und drogenabhängigen Jugendlichen, öffneten ihm die Augen. «In der Gruppentherapie schilderte eine Frau, wie sie ihren Mann und die drei Kinder bei einem Autounfall verlor. Und ich stand da und musste sagen, dass mich bedrücke, dass ich 47 sei und nicht mehr Premier League spielen könne.»
Burridge verabschiedete sich vom nasskalten britischen Wetter und zog an die Wärme. Im Oman fand er eine Anstellung als Goalietrainer. Heute lebt er in Dubai, wo er unter anderem als TV-Experte tätig ist.
Und bestimmt wird er oft auf seine ungewöhnliche Karriere angesprochen. Ob John Burridge heute noch alle Stationen fehlerfrei der Reihe nach aufzählen kann?