Ist die Abhängigkeit zu gross? Shaqiri trägt den FCB auf den eigenen Schultern
Er lacht sein typisch verschmitztes Lachen. Eines, das er wohl schon auf dem Pausenplatz gelacht hat, nachdem er seine Gegenspieler vorgeführt hat. Die Rede ist von Xherdan Shaqiri. Von wem sonst. Gewinnt der FC Basel, ist es in der Regel der ehemalige Nationalspieler, der in den Schlagzeilen steht. Weil er Entscheidendes, manchmal gar Magisches fabriziert hat.
Spielentscheidend – wie so oft
Der Donnerstagabend reiht sich diesbezüglich ein in eine Liste aussergewöhnlicher Leistungen, die Shaqiri seit seiner Ankunft in Basel in 15 Monaten erbracht hat: Ein Doppelpass aus dem Lehrbuch, an dessen Ende der Platzverweis für den gegnerischen Goalie steht; ein Freistoss, der an der Hand des Gegners landet und seinem Team so einen Penalty einbringt; der frech verwandelte Versuch vom Punkt; der richtige Riecher nach einem Abpraller vom Pfosten; ein perfekter Pass Ball in die Tiefe, der zum Endstand führt.
Shaqiri war an allen entscheidenden Szenen beim 3:1-Sieg in der Europa League gegen den FCSB Bukarest beteiligt. Zwei Tore erzielte er selbst, einen Treffer bereitete er vor. Ein guter Abend, ja. Aber nicht aussergewöhnlich für Shaqiri, sondern fast schon normal.
Gekommen, um zu gewinnen
Die Abhängigkeit des FC Basel von seiner Nummer 10, sie ist frappant. Und das nicht erst seit Donnerstag, sondern seit seiner Rückkehr ans Rheinknie. Viele belächelten den Zauberfuss, als er bei seiner Ankunft in Basel vom Barfüsserplatz und von Titelgewinnen sprach. Zu tief war das Tal gewesen, das der FCB in den Jahren zuvor durchschritten hatte, zu gross die Dominanz der Young Boys, als dass ein einziger Spieler an der Statik im Schweizer Klubfussball rütteln könnte.
Shaqiri bewies das Gegenteil und lieferte nach Startschwierigkeiten ab. Mit 43 Skorerpunkten in 39 Spielen führte er Basel zum Double. In dieser Saison steht der 34-Jährige bereits wieder bei 10 Toren und 9 Assists in wettbewerbsübergreifend 20 Spielen. Damit ist der Captain an mehr als der Hälfte aller Basler Tore direkt beteiligt.
Die Kehrseite der Medaille: Zieht Shaqiri einen vergleichsweise schlechten Tag ein – wie etwa am Sonntag beim 0:0 in Bern – fehlt dem FCB das kreative Element, dann fehlt der X-Faktor. Dann fangen die Kameras einen Spieler ein, der lamentiert, die Hände verwirft, den Kopf auch mal hängen lässt. Oder der einen Ellbogen ausfährt wie gegen die Young Boys – und dafür nur verwarnt wird. Was die Kameras nicht einfangen: Den gestikulierenden, dirigierenden Anführer, der zwar zeigt, wenn er mit seinen Mitspielern unzufrieden ist, ihnen aber auch erklärt, wie es besser gemacht wird.
Einer, der vorangeht
So auch am Donnerstag, als die Mannschaft droht, in Überzahl den Sieg aus der Hand zu geben. Während seine Mitspieler Grosschance um Grosschance vergeben, bleibt er cool, steht goldrichtig. Trifft und assistiert. «Am Ende des Tages haben wir drei Tore geschossen und drei Punkte geholt», sagt Shaqiri nach dem Spiel. «Wir hätten sicher ein, zwei Tore mehr erzielen müssen, definitiv. Wir müssen unsere Schlüsse daraus ziehen und es am Sonntag besser machen. Ich will unbedingt mit einem Sieg in die Nati-Pause. Wir haben eine Rechnung offen mit Lugano. Die wollen wir begleichen.»
So sehr Shaqiri das Rampenlicht geniesst: Bei ihm steht die Mannschaft im Vordergrund. Erst als er auf seinen wiederum entscheidenden Einfluss angesprochen wird, redet er von und über sich: «Ich versuche immer, meine Leistung abzurufen, Tore und Assists zu machen. Und wenn es so ist, dass ich treffe und Vorlagen gebe, dann ist es halt so», sagt er und zieht fast schon entschuldigend die Schultern hoch. Dann wieder das typisch verschmitzte Lächeln, bevor es wieder um das Team geht. «Wir versuchen in jedem Spiel alle unsere Leistung abzurufen. Wenn wir das schaffen, werden wir auch erfolgreich sein – hoffentlich auch ohne meine Skorerpunkte irgendwann.» Irgendwann. (riz/sda)
